[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.Bären, und wollte wissen, was er mache. Der So höflich nun aber auch die Perser immer nig B 5
Baͤren, und wollte wiſſen, was er mache. Der So hoͤflich nun aber auch die Perſer immer nig B 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0045" n="25"/> Baͤren, und wollte wiſſen, was er mache. Der<lb/> General antwortete darauf: <hi rendition="#fr">Er hat Eurer<lb/> Majeſtaͤt ein Geſchenk mit den Jahren<lb/> gemacht, die er noch haͤtte leben koͤnnen.</hi><lb/> Der Koͤnig erwiederte ihm laͤchelnd: <hi rendition="#fr">Ihr<lb/> ſeyd wohl ſelbſt ein Baͤr,</hi> weil ihr glaubt,<lb/> daß die Jahre eines Thiers zu den meinigen<lb/> koͤnnten geſchlagen werden. — Man hat von<lb/> dieſem General der Infanterie eine andere aͤhn-<lb/> liche Hiſtorie, welche hier nicht uͤberfluͤßig ſeyn<lb/> wird, weil man dadurch der Perſer Art zu re-<lb/> den erſehen kann. Der Koͤnig gieng außer der<lb/> Stadt <hi rendition="#fr">Iſpahan</hi> laͤngſt dem Berge <hi rendition="#fr">Kouſo-<lb/> pha,</hi> welcher nur eine kleine franzoͤſiſche Meile<lb/> von der Stadt liegt, ſpatzieren. Wie er eine<lb/> dicke Wolke auf der Spitze des Felſens ſah, ſag-<lb/> te er zu dem General: Sieh einmal dieſe dicke<lb/> Wolke auf der Spitze des Felſens: ſie ſieht dem<lb/> Hute der Franken ſehr aͤhnlich — dieſen Na-<lb/> men geben die Orientaler den europaͤiſchen Chri-<lb/> ſten — <hi rendition="#fr">Es iſt wahr,</hi> Sire, antwortete der<lb/> General: <hi rendition="#fr">Gott gebe, daß Ew. Maj. ſie<lb/> alle uͤberwaͤnden. Wie ſo?</hi> erwiederte der<lb/> Koͤnig laͤchelnd, <hi rendition="#fr">iſt es moͤglich, daß ich ſie<lb/> uͤberwinde? Sie ſind uͤber zweyhundert<lb/> Meilen von mir entfernt; und ich kann<lb/> nicht einmal die Tuͤrken uͤberwinden, die<lb/> meine Nachbarn ſind.</hi></p><lb/> <p>So hoͤflich nun aber auch die Perſer immer<lb/> ſeyn moͤgen; ſo thun ſie doch nichts aus <hi rendition="#fr">Groß-<lb/> muth</hi> — eine Tugend, die man im Orient we-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nig</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0045]
Baͤren, und wollte wiſſen, was er mache. Der
General antwortete darauf: Er hat Eurer
Majeſtaͤt ein Geſchenk mit den Jahren
gemacht, die er noch haͤtte leben koͤnnen.
Der Koͤnig erwiederte ihm laͤchelnd: Ihr
ſeyd wohl ſelbſt ein Baͤr, weil ihr glaubt,
daß die Jahre eines Thiers zu den meinigen
koͤnnten geſchlagen werden. — Man hat von
dieſem General der Infanterie eine andere aͤhn-
liche Hiſtorie, welche hier nicht uͤberfluͤßig ſeyn
wird, weil man dadurch der Perſer Art zu re-
den erſehen kann. Der Koͤnig gieng außer der
Stadt Iſpahan laͤngſt dem Berge Kouſo-
pha, welcher nur eine kleine franzoͤſiſche Meile
von der Stadt liegt, ſpatzieren. Wie er eine
dicke Wolke auf der Spitze des Felſens ſah, ſag-
te er zu dem General: Sieh einmal dieſe dicke
Wolke auf der Spitze des Felſens: ſie ſieht dem
Hute der Franken ſehr aͤhnlich — dieſen Na-
men geben die Orientaler den europaͤiſchen Chri-
ſten — Es iſt wahr, Sire, antwortete der
General: Gott gebe, daß Ew. Maj. ſie
alle uͤberwaͤnden. Wie ſo? erwiederte der
Koͤnig laͤchelnd, iſt es moͤglich, daß ich ſie
uͤberwinde? Sie ſind uͤber zweyhundert
Meilen von mir entfernt; und ich kann
nicht einmal die Tuͤrken uͤberwinden, die
meine Nachbarn ſind.
So hoͤflich nun aber auch die Perſer immer
ſeyn moͤgen; ſo thun ſie doch nichts aus Groß-
muth — eine Tugend, die man im Orient we-
nig
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