nen Streit erregt, der vieles zu ihrer Un- terdrückung beygetragen hat.
Die übrigen Religionen, die in einigen Provinzen von China eingeführt oder gedul- det sind, schränken sich auf die Mohamme- danische Religion, das Christenthum und Judenthum ein. -- Die Anhän- ger des Mohammeds haben sich seit vielen Jahrhunderten, in verschiedene Gegenden des Reichs, und sonderlich in die Pro- vinz Kiang-Nan eingeschlichen. Weil sie in Glaubensartikeln Niemand beunruhigen, auch Niemand überreden, ihren Glauben anzunehmen; so läßt man sie ebenfalls bey Ausübung ihres Gottesdienstes in al- ler Ruhe. Hierzu trägt sonder Zweifel die geringe Anzahl der Mohammedaner sehr vieles bey, (denn nach Dü Haldens Be- richte beläuft sich die Anzahl derselben nicht auf fünf bis sechs tausend Familien) zu- dem auch, weil sie überall in den Provin- zen zerstreut herum leben, und größesten- theils als Handwerker, Künstler, und über- haupt als geringe und stille Leute bekannt sind. -- Bey allem dem aber, werden sie doch auch da, wo sie die größte Figur ma- chen, von den Chinesern verachtet, verspot- tet, und oftmals gemißhandelt. Ueberhaupt scheint es, als wenn der chinesische Pöbel die Mohammedaner nicht leiden könne, und
daß
nen Streit erregt, der vieles zu ihrer Un- terdruͤckung beygetragen hat.
Die uͤbrigen Religionen, die in einigen Provinzen von China eingefuͤhrt oder gedul- det ſind, ſchraͤnken ſich auf die Mohamme- daniſche Religion, das Chriſtenthum und Judenthum ein. — Die Anhaͤn- ger des Mohammeds haben ſich ſeit vielen Jahrhunderten, in verſchiedene Gegenden des Reichs, und ſonderlich in die Pro- vinz Kiang-Nan eingeſchlichen. Weil ſie in Glaubensartikeln Niemand beunruhigen, auch Niemand uͤberreden, ihren Glauben anzunehmen; ſo laͤßt man ſie ebenfalls bey Ausuͤbung ihres Gottesdienſtes in al- ler Ruhe. Hierzu traͤgt ſonder Zweifel die geringe Anzahl der Mohammedaner ſehr vieles bey, (denn nach Duͤ Haldens Be- richte belaͤuft ſich die Anzahl derſelben nicht auf fuͤnf bis ſechs tauſend Familien) zu- dem auch, weil ſie uͤberall in den Provin- zen zerſtreut herum leben, und groͤßeſten- theils als Handwerker, Kuͤnſtler, und uͤber- haupt als geringe und ſtille Leute bekannt ſind. — Bey allem dem aber, werden ſie doch auch da, wo ſie die groͤßte Figur ma- chen, von den Chineſern verachtet, verſpot- tet, und oftmals gemißhandelt. Ueberhaupt ſcheint es, als wenn der chineſiſche Poͤbel die Mohammedaner nicht leiden koͤnne, und
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nen Streit erregt, der vieles zu ihrer Un-
terdruͤckung beygetragen hat.
Die uͤbrigen Religionen, die in einigen
Provinzen von China eingefuͤhrt oder gedul-
det ſind, ſchraͤnken ſich auf die Mohamme-
daniſche Religion, das Chriſtenthum
und Judenthum ein. — Die Anhaͤn-
ger des Mohammeds haben ſich ſeit vielen
Jahrhunderten, in verſchiedene Gegenden
des Reichs, und ſonderlich in die Pro-
vinz Kiang-Nan eingeſchlichen. Weil
ſie in Glaubensartikeln Niemand beunruhigen,
auch Niemand uͤberreden, ihren Glauben
anzunehmen; ſo laͤßt man ſie ebenfalls bey
Ausuͤbung ihres Gottesdienſtes in al-
ler Ruhe. Hierzu traͤgt ſonder Zweifel die
geringe Anzahl der Mohammedaner ſehr
vieles bey, (denn nach Duͤ Haldens Be-
richte belaͤuft ſich die Anzahl derſelben nicht
auf fuͤnf bis ſechs tauſend Familien) zu-
dem auch, weil ſie uͤberall in den Provin-
zen zerſtreut herum leben, und groͤßeſten-
theils als Handwerker, Kuͤnſtler, und uͤber-
haupt als geringe und ſtille Leute bekannt
ſind. — Bey allem dem aber, werden ſie
doch auch da, wo ſie die groͤßte Figur ma-
chen, von den Chineſern verachtet, verſpot-
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ſcheint es, als wenn der chineſiſche Poͤbel
die Mohammedaner nicht leiden koͤnne, und
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/320>, abgerufen am 09.11.2024.
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