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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

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nen Streit erregt, der vieles zu ihrer Un-
terdrückung beygetragen hat.

Die übrigen Religionen, die in einigen
Provinzen von China eingeführt oder gedul-
det sind, schränken sich auf die Mohamme-
danische Religion, das Christenthum

und Judenthum ein. -- Die Anhän-
ger des Mohammeds haben sich seit vielen
Jahrhunderten, in verschiedene Gegenden
des Reichs, und sonderlich in die Pro-
vinz Kiang-Nan eingeschlichen. Weil
sie in Glaubensartikeln Niemand beunruhigen,
auch Niemand überreden, ihren Glauben
anzunehmen; so läßt man sie ebenfalls bey
Ausübung ihres Gottesdienstes in al-
ler Ruhe. Hierzu trägt sonder Zweifel die
geringe Anzahl der Mohammedaner sehr
vieles bey, (denn nach Dü Haldens Be-
richte beläuft sich die Anzahl derselben nicht
auf fünf bis sechs tausend Familien) zu-
dem auch, weil sie überall in den Provin-
zen zerstreut herum leben, und größesten-
theils als Handwerker, Künstler, und über-
haupt als geringe und stille Leute bekannt
sind. -- Bey allem dem aber, werden sie
doch auch da, wo sie die größte Figur ma-
chen, von den Chinesern verachtet, verspot-
tet, und oftmals gemißhandelt. Ueberhaupt
scheint es, als wenn der chinesische Pöbel
die Mohammedaner nicht leiden könne, und

daß

nen Streit erregt, der vieles zu ihrer Un-
terdruͤckung beygetragen hat.

Die uͤbrigen Religionen, die in einigen
Provinzen von China eingefuͤhrt oder gedul-
det ſind, ſchraͤnken ſich auf die Mohamme-
daniſche Religion, das Chriſtenthum

und Judenthum ein. — Die Anhaͤn-
ger des Mohammeds haben ſich ſeit vielen
Jahrhunderten, in verſchiedene Gegenden
des Reichs, und ſonderlich in die Pro-
vinz Kiang-Nan eingeſchlichen. Weil
ſie in Glaubensartikeln Niemand beunruhigen,
auch Niemand uͤberreden, ihren Glauben
anzunehmen; ſo laͤßt man ſie ebenfalls bey
Ausuͤbung ihres Gottesdienſtes in al-
ler Ruhe. Hierzu traͤgt ſonder Zweifel die
geringe Anzahl der Mohammedaner ſehr
vieles bey, (denn nach Duͤ Haldens Be-
richte belaͤuft ſich die Anzahl derſelben nicht
auf fuͤnf bis ſechs tauſend Familien) zu-
dem auch, weil ſie uͤberall in den Provin-
zen zerſtreut herum leben, und groͤßeſten-
theils als Handwerker, Kuͤnſtler, und uͤber-
haupt als geringe und ſtille Leute bekannt
ſind. — Bey allem dem aber, werden ſie
doch auch da, wo ſie die groͤßte Figur ma-
chen, von den Chineſern verachtet, verſpot-
tet, und oftmals gemißhandelt. Ueberhaupt
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[300/0320] nen Streit erregt, der vieles zu ihrer Un- terdruͤckung beygetragen hat. Die uͤbrigen Religionen, die in einigen Provinzen von China eingefuͤhrt oder gedul- det ſind, ſchraͤnken ſich auf die Mohamme- daniſche Religion, das Chriſtenthum und Judenthum ein. — Die Anhaͤn- ger des Mohammeds haben ſich ſeit vielen Jahrhunderten, in verſchiedene Gegenden des Reichs, und ſonderlich in die Pro- vinz Kiang-Nan eingeſchlichen. Weil ſie in Glaubensartikeln Niemand beunruhigen, auch Niemand uͤberreden, ihren Glauben anzunehmen; ſo laͤßt man ſie ebenfalls bey Ausuͤbung ihres Gottesdienſtes in al- ler Ruhe. Hierzu traͤgt ſonder Zweifel die geringe Anzahl der Mohammedaner ſehr vieles bey, (denn nach Duͤ Haldens Be- richte belaͤuft ſich die Anzahl derſelben nicht auf fuͤnf bis ſechs tauſend Familien) zu- dem auch, weil ſie uͤberall in den Provin- zen zerſtreut herum leben, und groͤßeſten- theils als Handwerker, Kuͤnſtler, und uͤber- haupt als geringe und ſtille Leute bekannt ſind. — Bey allem dem aber, werden ſie doch auch da, wo ſie die groͤßte Figur ma- chen, von den Chineſern verachtet, verſpot- tet, und oftmals gemißhandelt. Ueberhaupt ſcheint es, als wenn der chineſiſche Poͤbel die Mohammedaner nicht leiden koͤnne, und daß

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Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/320>, abgerufen am 09.11.2024.