Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

In gewissen Stücken haben die Bon-
zen mit unsern Mönchen und Nonnen viele
Aehnlichkeit. Denn jene überreden sowohl
als diese das Volk, junge Leute in ihren Or-
den zu ziehen, ohne zu überlegen, was die
Welt aus einem solchen Müßiggange werden
würde. Beyde, die chinesischen Bonzen, und
europäischeu Mönche und Nonnen, sind oft
unsäglich mißvergnügt, sich zu der Parthey
geschlagen zu haben. *)

Was ihre Grundgesetze betrifft; so behau-
pten sie, daß ihnen ihr Gott Foe fünf Gebo-
te hinterlassen habe; 1) man soll keine leben-
dige Creatur tödten; 2) kein fremdes Gut
an sich zu bringen suchen; 3) sich aller Un-
zucht und Unkeuschheit enthalten; 4) nicht zu

lügen,
*) Man kann hierbey noch beyläufig anmerken,
daß es außer den Bonzen auch noch Bonzin-
nen giebt. Diese Bonzinnen sind Frauens-
personen, welche gemeinschaftlich in Klöstern
nuter einander leben, zu denen Niemand gelas-
sen wird. Ihre Beschäfftigungen bestehen im
Dienste ihres Götzen und in Handarbeiten.
Sie legen keine Gelübde ab; sie sind alle, so
lange sie im Kloster bleiben, zu aller Enthaltung
verpflichtet. Diejenigen, welche dieß Gebot
übertreten, werden zuerst auf das schärfste be-
straft, und in der Folge genöthigt, das Klo-
ster zu verlassen und sich zu verheyrathen!
T 4

In gewiſſen Stuͤcken haben die Bon-
zen mit unſern Moͤnchen und Nonnen viele
Aehnlichkeit. Denn jene uͤberreden ſowohl
als dieſe das Volk, junge Leute in ihren Or-
den zu ziehen, ohne zu uͤberlegen, was die
Welt aus einem ſolchen Muͤßiggange werden
wuͤrde. Beyde, die chineſiſchen Bonzen, und
europaͤiſcheu Moͤnche und Nonnen, ſind oft
unſaͤglich mißvergnuͤgt, ſich zu der Parthey
geſchlagen zu haben. *)

Was ihre Grundgeſetze betrifft; ſo behau-
pten ſie, daß ihnen ihr Gott Foe fuͤnf Gebo-
te hinterlaſſen habe; 1) man ſoll keine leben-
dige Creatur toͤdten; 2) kein fremdes Gut
an ſich zu bringen ſuchen; 3) ſich aller Un-
zucht und Unkeuſchheit enthalten; 4) nicht zu

luͤgen,
*) Man kann hierbey noch beylaͤufig anmerken,
daß es außer den Bonzen auch noch Bonzin-
nen giebt. Dieſe Bonzinnen ſind Frauens-
perſonen, welche gemeinſchaftlich in Kloͤſtern
nuter einander leben, zu denen Niemand gelaſ-
ſen wird. Ihre Beſchaͤfftigungen beſtehen im
Dienſte ihres Goͤtzen und in Handarbeiten.
Sie legen keine Geluͤbde ab; ſie ſind alle, ſo
lange ſie im Kloſter bleiben, zu aller Enthaltung
verpflichtet. Diejenigen, welche dieß Gebot
uͤbertreten, werden zuerſt auf das ſchaͤrfſte be-
ſtraft, und in der Folge genoͤthigt, das Klo-
ſter zu verlaſſen und ſich zu verheyrathen!
T 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0315" n="295"/>
          <p>In <hi rendition="#fr">gewi&#x017F;&#x017F;en Stu&#x0364;cken</hi> haben die Bon-<lb/>
zen mit un&#x017F;ern Mo&#x0364;nchen und Nonnen viele<lb/>
Aehnlichkeit. Denn jene u&#x0364;berreden &#x017F;owohl<lb/>
als die&#x017F;e das Volk, junge Leute in ihren Or-<lb/>
den zu ziehen, ohne zu u&#x0364;berlegen, was die<lb/>
Welt aus einem &#x017F;olchen Mu&#x0364;ßiggange werden<lb/>
wu&#x0364;rde. Beyde, die chine&#x017F;i&#x017F;chen Bonzen, und<lb/>
europa&#x0364;i&#x017F;cheu Mo&#x0364;nche und Nonnen, &#x017F;ind oft<lb/>
un&#x017F;a&#x0364;glich mißvergnu&#x0364;gt, &#x017F;ich zu der Parthey<lb/>
ge&#x017F;chlagen zu haben. <note place="foot" n="*)">Man kann hierbey noch beyla&#x0364;ufig anmerken,<lb/>
daß es außer den Bonzen auch noch Bonzin-<lb/>
nen giebt. Die&#x017F;e Bonzinnen &#x017F;ind Frauens-<lb/>
per&#x017F;onen, welche gemein&#x017F;chaftlich in Klo&#x0364;&#x017F;tern<lb/>
nuter einander leben, zu denen Niemand gela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wird. Ihre Be&#x017F;cha&#x0364;fftigungen be&#x017F;tehen im<lb/>
Dien&#x017F;te ihres Go&#x0364;tzen und in Handarbeiten.<lb/>
Sie legen keine Gelu&#x0364;bde ab; &#x017F;ie &#x017F;ind alle, &#x017F;o<lb/>
lange &#x017F;ie im Klo&#x017F;ter bleiben, zu aller Enthaltung<lb/>
verpflichtet. Diejenigen, welche dieß Gebot<lb/>
u&#x0364;bertreten, werden zuer&#x017F;t auf das &#x017F;cha&#x0364;rf&#x017F;te be-<lb/>
&#x017F;traft, und in der Folge geno&#x0364;thigt, das Klo-<lb/>
&#x017F;ter zu verla&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;ich zu verheyrathen!</note></p><lb/>
          <p>Was ihre Grundge&#x017F;etze betrifft; &#x017F;o behau-<lb/>
pten &#x017F;ie, daß ihnen ihr Gott <hi rendition="#fr">Foe</hi> fu&#x0364;nf Gebo-<lb/>
te hinterla&#x017F;&#x017F;en habe; 1) man &#x017F;oll keine leben-<lb/>
dige Creatur to&#x0364;dten; 2) kein fremdes Gut<lb/>
an &#x017F;ich zu bringen &#x017F;uchen; 3) &#x017F;ich aller Un-<lb/>
zucht und Unkeu&#x017F;chheit enthalten; 4) nicht zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 4</fw><fw place="bottom" type="catch">lu&#x0364;gen,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[295/0315] In gewiſſen Stuͤcken haben die Bon- zen mit unſern Moͤnchen und Nonnen viele Aehnlichkeit. Denn jene uͤberreden ſowohl als dieſe das Volk, junge Leute in ihren Or- den zu ziehen, ohne zu uͤberlegen, was die Welt aus einem ſolchen Muͤßiggange werden wuͤrde. Beyde, die chineſiſchen Bonzen, und europaͤiſcheu Moͤnche und Nonnen, ſind oft unſaͤglich mißvergnuͤgt, ſich zu der Parthey geſchlagen zu haben. *) Was ihre Grundgeſetze betrifft; ſo behau- pten ſie, daß ihnen ihr Gott Foe fuͤnf Gebo- te hinterlaſſen habe; 1) man ſoll keine leben- dige Creatur toͤdten; 2) kein fremdes Gut an ſich zu bringen ſuchen; 3) ſich aller Un- zucht und Unkeuſchheit enthalten; 4) nicht zu luͤgen, *) Man kann hierbey noch beylaͤufig anmerken, daß es außer den Bonzen auch noch Bonzin- nen giebt. Dieſe Bonzinnen ſind Frauens- perſonen, welche gemeinſchaftlich in Kloͤſtern nuter einander leben, zu denen Niemand gelaſ- ſen wird. Ihre Beſchaͤfftigungen beſtehen im Dienſte ihres Goͤtzen und in Handarbeiten. Sie legen keine Geluͤbde ab; ſie ſind alle, ſo lange ſie im Kloſter bleiben, zu aller Enthaltung verpflichtet. Diejenigen, welche dieß Gebot uͤbertreten, werden zuerſt auf das ſchaͤrfſte be- ſtraft, und in der Folge genoͤthigt, das Klo- ſter zu verlaſſen und ſich zu verheyrathen! T 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/315
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/315>, abgerufen am 06.05.2024.