lich als gefährlich, und derjenige, welcher in denselben will aufgenommen werden, muß un- ter den Kriegsmandarinen gute Bekannte ha- ben. Von Werbung der Soldaten weiß man hier nicht zu reden. Indessen aber muß man sagen, daß die von Natur furchtsamen Chine- ser, wirklich ärmliche Soldaten sind. Beym ersten Angriffe gerathen sie gleich in Unordnung, sind anfangs unschlüßig was sie thun sollen, und -- laufen doch endlich davon!
In einem so großen und weitläuftigen Rei- che als China ist, worinn man eine überaus große Menge Städte und Völker antrift, wür- de sonder Zweifel die größeste Verwirrung und Unordnung herrschen, wenn nicht die schöne Policey, die im ganzen Reiche auf das genauste beobachtet wird, allen Unordnungen zuvorkä- me. Es ist bereits bemerkt worden, daß in jeder Provinz ein Statthalter sey, der die höch- ste Obrigkeit vorstelle, und unter den Hofge- richten zu Peking stehe. -- Eine jede Stadt ist in verschiedene Quartiere abgetheilt. Ein jedes Quartier wird von einem Oberaufscher re- giert; er muß aber, von allem, was in seinem Bezirke vorgehet, Bericht abstatten. Ueber- dieß wird die Stadt Tag und Nacht von Sol- daten bewacht, die auf alles achten müssen, was in der Gegend, wo sie sind, geschieht. Daher hört man von Mordthaten selten, und von ge- waltsamen Einbrüchen, gar nichts. Des Nachts darf sich keiner auf den Straßen sehen
lassen,
lich als gefaͤhrlich, und derjenige, welcher in denſelben will aufgenommen werden, muß un- ter den Kriegsmandarinen gute Bekannte ha- ben. Von Werbung der Soldaten weiß man hier nicht zu reden. Indeſſen aber muß man ſagen, daß die von Natur furchtſamen Chine- ſer, wirklich aͤrmliche Soldaten ſind. Beym erſten Angriffe gerathen ſie gleich in Unordnung, ſind anfangs unſchluͤßig was ſie thun ſollen, und — laufen doch endlich davon!
In einem ſo großen und weitlaͤuftigen Rei- che als China iſt, worinn man eine uͤberaus große Menge Staͤdte und Voͤlker antrift, wuͤr- de ſonder Zweifel die groͤßeſte Verwirrung und Unordnung herrſchen, wenn nicht die ſchoͤne Policey, die im ganzen Reiche auf das genauſte beobachtet wird, allen Unordnungen zuvorkaͤ- me. Es iſt bereits bemerkt worden, daß in jeder Provinz ein Statthalter ſey, der die hoͤch- ſte Obrigkeit vorſtelle, und unter den Hofge- richten zu Peking ſtehe. — Eine jede Stadt iſt in verſchiedene Quartiere abgetheilt. Ein jedes Quartier wird von einem Oberaufſcher re- giert; er muß aber, von allem, was in ſeinem Bezirke vorgehet, Bericht abſtatten. Ueber- dieß wird die Stadt Tag und Nacht von Sol- daten bewacht, die auf alles achten muͤſſen, was in der Gegend, wo ſie ſind, geſchieht. Daher hoͤrt man von Mordthaten ſelten, und von ge- waltſamen Einbruͤchen, gar nichts. Des Nachts darf ſich keiner auf den Straßen ſehen
laſſen,
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[254/0274]
lich als gefaͤhrlich, und derjenige, welcher in
denſelben will aufgenommen werden, muß un-
ter den Kriegsmandarinen gute Bekannte ha-
ben. Von Werbung der Soldaten weiß man
hier nicht zu reden. Indeſſen aber muß man
ſagen, daß die von Natur furchtſamen Chine-
ſer, wirklich aͤrmliche Soldaten ſind. Beym
erſten Angriffe gerathen ſie gleich in Unordnung,
ſind anfangs unſchluͤßig was ſie thun ſollen,
und — laufen doch endlich davon!
In einem ſo großen und weitlaͤuftigen Rei-
che als China iſt, worinn man eine uͤberaus
große Menge Staͤdte und Voͤlker antrift, wuͤr-
de ſonder Zweifel die groͤßeſte Verwirrung und
Unordnung herrſchen, wenn nicht die ſchoͤne
Policey, die im ganzen Reiche auf das genauſte
beobachtet wird, allen Unordnungen zuvorkaͤ-
me. Es iſt bereits bemerkt worden, daß in
jeder Provinz ein Statthalter ſey, der die hoͤch-
ſte Obrigkeit vorſtelle, und unter den Hofge-
richten zu Peking ſtehe. — Eine jede Stadt
iſt in verſchiedene Quartiere abgetheilt. Ein
jedes Quartier wird von einem Oberaufſcher re-
giert; er muß aber, von allem, was in ſeinem
Bezirke vorgehet, Bericht abſtatten. Ueber-
dieß wird die Stadt Tag und Nacht von Sol-
daten bewacht, die auf alles achten muͤſſen, was
in der Gegend, wo ſie ſind, geſchieht. Daher
hoͤrt man von Mordthaten ſelten, und von ge-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/274>, abgerufen am 25.11.2024.
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