In einem Lande, das so reichlich mit allen Din- gen, die zum Lebensunterhalte gehören, wie China, versehen ist, muß auch nothwendig der Handel ansehnlich seyn, wenn anders die In- dustrie des Volks das Ihrige dabey thut. Und in der That muß man auch gestehen, daß viel- leicht in keinem Reiche der Welt mehr Handel und Wandel getrieben wird, wie eben in Chi- na. Hierzu trägt die Aufmunterung von Sei- ten der Regierung, ungemein vieles bey. Sie stehen jetzt mit allen Reichen, sonderlich aber mit den Japanesern, Siamern, im Handel, von welchen sie die ihnen fehlenden Waaren nehmen, und ihre Landesproducte dafür wieder zurückgeben, wobey sie aber allemal dahin se- hen, daß sie bey ihrem Handel starken Profit haben. Einige ihrer Waaren, wovon sie wis- sen, daß sie andere Nationen schlechterdings nehmen müssen, halten sie so hoch im Preiße, daß sie wenigstens tausendmal mehr Profit neh- men, als sie billig nehmen sollten. -- Das Commerzium mit den Europäern, macht einen wichtigen Artikel ihres Handels aus. Dieser Handel aber würde gewiß noch stärker und für sie vortheilhafter seyn, wenn die Europäer ei- nen beständig offenen Hafen hätten. Zwar hat man ihnen den Hafen zu Quangtong zugestanden: aber sie dürfen sich dessen doch nur zu gewissen Zeiten des Jahrs bedienen. Auch dürfen die Europäer mit ihrer Schiffen nicht einmal vor diese Stadt segeln, sondern sie mü-
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In einem Lande, das ſo reichlich mit allen Din- gen, die zum Lebensunterhalte gehoͤren, wie China, verſehen iſt, muß auch nothwendig der Handel anſehnlich ſeyn, wenn anders die In- duſtrie des Volks das Ihrige dabey thut. Und in der That muß man auch geſtehen, daß viel- leicht in keinem Reiche der Welt mehr Handel und Wandel getrieben wird, wie eben in Chi- na. Hierzu traͤgt die Aufmunterung von Sei- ten der Regierung, ungemein vieles bey. Sie ſtehen jetzt mit allen Reichen, ſonderlich aber mit den Japaneſern, Siamern, im Handel, von welchen ſie die ihnen fehlenden Waaren nehmen, und ihre Landesproducte dafuͤr wieder zuruͤckgeben, wobey ſie aber allemal dahin ſe- hen, daß ſie bey ihrem Handel ſtarken Profit haben. Einige ihrer Waaren, wovon ſie wiſ- ſen, daß ſie andere Nationen ſchlechterdings nehmen muͤſſen, halten ſie ſo hoch im Preiße, daß ſie wenigſtens tauſendmal mehr Profit neh- men, als ſie billig nehmen ſollten. — Das Commerzium mit den Europaͤern, macht einen wichtigen Artikel ihres Handels aus. Dieſer Handel aber wuͤrde gewiß noch ſtaͤrker und fuͤr ſie vortheilhafter ſeyn, wenn die Europaͤer ei- nen beſtaͤndig offenen Hafen haͤtten. Zwar hat man ihnen den Hafen zu Quangtong zugeſtanden: aber ſie duͤrfen ſich deſſen doch nur zu gewiſſen Zeiten des Jahrs bedienen. Auch duͤrfen die Europaͤer mit ihrer Schiffen nicht einmal vor dieſe Stadt ſegeln, ſondern ſie muͤ-
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In einem Lande, das ſo reichlich mit allen Din-
gen, die zum Lebensunterhalte gehoͤren, wie
China, verſehen iſt, muß auch nothwendig der
Handel anſehnlich ſeyn, wenn anders die In-
duſtrie des Volks das Ihrige dabey thut. Und
in der That muß man auch geſtehen, daß viel-
leicht in keinem Reiche der Welt mehr Handel
und Wandel getrieben wird, wie eben in Chi-
na. Hierzu traͤgt die Aufmunterung von Sei-
ten der Regierung, ungemein vieles bey. Sie
ſtehen jetzt mit allen Reichen, ſonderlich aber
mit den Japaneſern, Siamern, im Handel,
von welchen ſie die ihnen fehlenden Waaren
nehmen, und ihre Landesproducte dafuͤr wieder
zuruͤckgeben, wobey ſie aber allemal dahin ſe-
hen, daß ſie bey ihrem Handel ſtarken Profit
haben. Einige ihrer Waaren, wovon ſie wiſ-
ſen, daß ſie andere Nationen ſchlechterdings
nehmen muͤſſen, halten ſie ſo hoch im Preiße,
daß ſie wenigſtens tauſendmal mehr Profit neh-
men, als ſie billig nehmen ſollten. — Das
Commerzium mit den Europaͤern, macht einen
wichtigen Artikel ihres Handels aus. Dieſer
Handel aber wuͤrde gewiß noch ſtaͤrker und fuͤr
ſie vortheilhafter ſeyn, wenn die Europaͤer ei-
nen beſtaͤndig offenen Hafen haͤtten. Zwar
hat man ihnen den Hafen zu Quangtong
zugeſtanden: aber ſie duͤrfen ſich deſſen doch nur
zu gewiſſen Zeiten des Jahrs bedienen. Auch
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/253>, abgerufen am 23.11.2024.
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