Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Schnitzwerken versehen. Auf diesen Fahrzeu-
gen findet man die besten Gemächer angebracht.
Das Ansehen derselben setzt einen Fremden, we-
gen der ungeheurem Menge, die in den Hafen
und auf den Strömen bey einander liegen, und
der Schönheit, in Erstaunen. Man beobach-
tet unter den Schiffen folgende Rangordnung.
Erstlich kommen die kaiserlichen Schiffe, dann
die des Adels, ferner die Schiffe der Großen
des Hofes, die der Gelehrten, und endlich die
der Kaufleute. Die Schiffe der Kaufleute dür-
fen, vermöge ihres Ranges, nicht so geschmückt
seyn wie die andern. Indessen findet man
doch an denselben außerordentliche Kunst, in
Ansehung des Schnitzwerks, angebracht. Die kai-
serlichen Schiffe aber übertreffen an Pracht al-
le Erwartung. Man kann ein dergleichen Schiff
fast nicht von einem Palais unterscheiden. --
Im Ganzen muß man bemerken, daß alle Schif-
fe, die auf den Kanälen, Flüssen und Seen ge-
hen, in der besten Ordnung gehalten werden:
sie auch allemal vor einem kaiserlichen Schiffe
die Segel streichen. Es ist überaus angenehm
zu sehen, daß man allenthalben, wo man reiset,
weil das Land von Seen, Flüssen und Kanälen
voll ist, Segel sieht, die theils zum Nutzen
des Staats, theils zur Lust und Vergnügen
auf und ab gehen, und es dabey von Menschen
wimmelt, die sich alle auf verschiedene Art be-
schäftigen. -- Und soviel von dem Schiffswesen
der Chineser überhaupt.

Ein

Schnitzwerken verſehen. Auf dieſen Fahrzeu-
gen findet man die beſten Gemaͤcher angebracht.
Das Anſehen derſelben ſetzt einen Fremden, we-
gen der ungeheurem Menge, die in den Hafen
und auf den Stroͤmen bey einander liegen, und
der Schoͤnheit, in Erſtaunen. Man beobach-
tet unter den Schiffen folgende Rangordnung.
Erſtlich kommen die kaiſerlichen Schiffe, dann
die des Adels, ferner die Schiffe der Großen
des Hofes, die der Gelehrten, und endlich die
der Kaufleute. Die Schiffe der Kaufleute duͤr-
fen, vermoͤge ihres Ranges, nicht ſo geſchmuͤckt
ſeyn wie die andern. Indeſſen findet man
doch an denſelben außerordentliche Kunſt, in
Anſehung des Schnitzwerks, angebracht. Die kai-
ſerlichen Schiffe aber uͤbertreffen an Pracht al-
le Erwartung. Man kann ein dergleichen Schiff
faſt nicht von einem Palais unterſcheiden. —
Im Ganzen muß man bemerken, daß alle Schif-
fe, die auf den Kanaͤlen, Fluͤſſen und Seen ge-
hen, in der beſten Ordnung gehalten werden:
ſie auch allemal vor einem kaiſerlichen Schiffe
die Segel ſtreichen. Es iſt uͤberaus angenehm
zu ſehen, daß man allenthalben, wo man reiſet,
weil das Land von Seen, Fluͤſſen und Kanaͤlen
voll iſt, Segel ſieht, die theils zum Nutzen
des Staats, theils zur Luſt und Vergnuͤgen
auf und ab gehen, und es dabey von Menſchen
wimmelt, die ſich alle auf verſchiedene Art be-
ſchaͤftigen. — Und ſoviel von dem Schiffsweſen
der Chineſer uͤberhaupt.

Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0252" n="232"/>
Schnitzwerken ver&#x017F;ehen. Auf die&#x017F;en Fahrzeu-<lb/>
gen findet man die be&#x017F;ten Gema&#x0364;cher angebracht.<lb/>
Das An&#x017F;ehen der&#x017F;elben &#x017F;etzt einen Fremden, we-<lb/>
gen der ungeheurem Menge, die in den Hafen<lb/>
und auf den Stro&#x0364;men bey einander liegen, und<lb/>
der Scho&#x0364;nheit, in Er&#x017F;taunen. Man beobach-<lb/>
tet unter den Schiffen folgende Rangordnung.<lb/>
Er&#x017F;tlich kommen die kai&#x017F;erlichen Schiffe, dann<lb/>
die des Adels, ferner die Schiffe der Großen<lb/>
des Hofes, die der Gelehrten, und endlich die<lb/>
der Kaufleute. Die Schiffe der Kaufleute du&#x0364;r-<lb/>
fen, vermo&#x0364;ge ihres Ranges, nicht &#x017F;o ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt<lb/>
&#x017F;eyn wie die andern. Inde&#x017F;&#x017F;en findet man<lb/>
doch an den&#x017F;elben außerordentliche Kun&#x017F;t, in<lb/>
An&#x017F;ehung des Schnitzwerks, angebracht. Die kai-<lb/>
&#x017F;erlichen Schiffe aber u&#x0364;bertreffen an Pracht al-<lb/>
le Erwartung. Man kann ein dergleichen Schiff<lb/>
fa&#x017F;t nicht von einem Palais unter&#x017F;cheiden. &#x2014;<lb/>
Im Ganzen muß man bemerken, daß alle Schif-<lb/>
fe, die auf den Kana&#x0364;len, Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und Seen ge-<lb/>
hen, in der be&#x017F;ten Ordnung gehalten werden:<lb/>
&#x017F;ie auch allemal vor einem kai&#x017F;erlichen Schiffe<lb/>
die Segel &#x017F;treichen. Es i&#x017F;t u&#x0364;beraus angenehm<lb/>
zu &#x017F;ehen, daß man allenthalben, wo man rei&#x017F;et,<lb/>
weil das Land von Seen, Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und Kana&#x0364;len<lb/>
voll i&#x017F;t, Segel &#x017F;ieht, die theils zum Nutzen<lb/>
des Staats, theils zur Lu&#x017F;t und Vergnu&#x0364;gen<lb/>
auf und ab gehen, und es dabey von Men&#x017F;chen<lb/>
wimmelt, die &#x017F;ich alle auf ver&#x017F;chiedene Art be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ftigen. &#x2014; Und &#x017F;oviel von dem Schiffswe&#x017F;en<lb/>
der Chine&#x017F;er u&#x0364;berhaupt.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0252] Schnitzwerken verſehen. Auf dieſen Fahrzeu- gen findet man die beſten Gemaͤcher angebracht. Das Anſehen derſelben ſetzt einen Fremden, we- gen der ungeheurem Menge, die in den Hafen und auf den Stroͤmen bey einander liegen, und der Schoͤnheit, in Erſtaunen. Man beobach- tet unter den Schiffen folgende Rangordnung. Erſtlich kommen die kaiſerlichen Schiffe, dann die des Adels, ferner die Schiffe der Großen des Hofes, die der Gelehrten, und endlich die der Kaufleute. Die Schiffe der Kaufleute duͤr- fen, vermoͤge ihres Ranges, nicht ſo geſchmuͤckt ſeyn wie die andern. Indeſſen findet man doch an denſelben außerordentliche Kunſt, in Anſehung des Schnitzwerks, angebracht. Die kai- ſerlichen Schiffe aber uͤbertreffen an Pracht al- le Erwartung. Man kann ein dergleichen Schiff faſt nicht von einem Palais unterſcheiden. — Im Ganzen muß man bemerken, daß alle Schif- fe, die auf den Kanaͤlen, Fluͤſſen und Seen ge- hen, in der beſten Ordnung gehalten werden: ſie auch allemal vor einem kaiſerlichen Schiffe die Segel ſtreichen. Es iſt uͤberaus angenehm zu ſehen, daß man allenthalben, wo man reiſet, weil das Land von Seen, Fluͤſſen und Kanaͤlen voll iſt, Segel ſieht, die theils zum Nutzen des Staats, theils zur Luſt und Vergnuͤgen auf und ab gehen, und es dabey von Menſchen wimmelt, die ſich alle auf verſchiedene Art be- ſchaͤftigen. — Und ſoviel von dem Schiffsweſen der Chineſer uͤberhaupt. Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/252
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/252>, abgerufen am 17.05.2024.