[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.jeden Manne frey sich wieder zu verheyrathen. Der Kein Stand ist für das chinesische Frauen- Das Leichenbegängniß wird bey den Chi- die *) Dieß geschieht gemeiniglich, wenn der Mann
der Spielsucht gar zu sehr ergeben ist. jeden Manne frey ſich wieder zu verheyrathen. Der Kein Stand iſt fuͤr das chineſiſche Frauen- Das Leichenbegaͤngniß wird bey den Chi- die *) Dieß geſchieht gemeiniglich, wenn der Mann
der Spielſucht gar zu ſehr ergeben iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0228" n="208"/> jeden Manne frey ſich wieder zu verheyrathen. Der<lb/> Mann kann ſich nach Belieben eine von ſeinen<lb/> Beyſchlaͤferinnen nehmen. Dieſe zweyte Ver-<lb/> heyrathung iſt nicht mit ſo vielen Cerimonien<lb/> verbunden. – Die vornehmern Wittwen hal-<lb/> ten es fuͤr erniedrigend, wenn ihr Mann ge-<lb/> ſtorben iſt, nochmals zu heyrathen: allein Per-<lb/> ſonen von geringem Stande haben hierinn ganz<lb/> andere Maximen, wenn es gleich oftmals we-<lb/> gen des niedrigen Geitzes des Verſtorbenen zu<lb/> ihrem Nachtheile geſchiehet.</p><lb/> <p>Kein Stand iſt fuͤr das chineſiſche Frauen-<lb/> zimmer betruͤbter als der Eheſtand. Sie wer-<lb/> den von ihren Maͤnnern oftmals ſehr hart und<lb/> grauſam behandelt, eingeſperrt, als Sclavin-<lb/> nen tractirt: ſtehen immer in Gefahr mit ſammt<lb/> ihren Kindern verkauft zu werden. <note place="foot" n="*)">Dieß geſchieht gemeiniglich, wenn der Mann<lb/> der Spielſucht gar zu ſehr ergeben iſt.</note> Sie muͤ-<lb/> ßen — wenn der Mann geſtorben iſt — eine<lb/> lange Trauer beobachten und ſich entweder ganz<lb/> der Einſamkeit uͤberlaſſen, oder ſich oͤffentlich<lb/> verkaufen laſſen. Der einzige Troſt, der ihnen<lb/> in allen Faͤllen uͤbrig bleibt, iſt, daß ſie ſich nach<lb/> den Ge<supplied>ſ</supplied>etzen wieder verheyrathen koͤnnen.</p><lb/> <p>Das Leichenbegaͤngniß wird bey den Chi-<lb/> neſern mit großer Pracht gefeyret. Hierzu<lb/> traͤgt hauptſaͤchlich die große Hochachtung ſehr<lb/> viel bey, welche das Volk gegen ihre verſtorbe-<lb/> ne Anverwandte und Freunde beweiſet. — Ge-<lb/> meiniglich dauerte, nach ihren alten Geſetzen,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0228]
jeden Manne frey ſich wieder zu verheyrathen. Der
Mann kann ſich nach Belieben eine von ſeinen
Beyſchlaͤferinnen nehmen. Dieſe zweyte Ver-
heyrathung iſt nicht mit ſo vielen Cerimonien
verbunden. – Die vornehmern Wittwen hal-
ten es fuͤr erniedrigend, wenn ihr Mann ge-
ſtorben iſt, nochmals zu heyrathen: allein Per-
ſonen von geringem Stande haben hierinn ganz
andere Maximen, wenn es gleich oftmals we-
gen des niedrigen Geitzes des Verſtorbenen zu
ihrem Nachtheile geſchiehet.
Kein Stand iſt fuͤr das chineſiſche Frauen-
zimmer betruͤbter als der Eheſtand. Sie wer-
den von ihren Maͤnnern oftmals ſehr hart und
grauſam behandelt, eingeſperrt, als Sclavin-
nen tractirt: ſtehen immer in Gefahr mit ſammt
ihren Kindern verkauft zu werden. *) Sie muͤ-
ßen — wenn der Mann geſtorben iſt — eine
lange Trauer beobachten und ſich entweder ganz
der Einſamkeit uͤberlaſſen, oder ſich oͤffentlich
verkaufen laſſen. Der einzige Troſt, der ihnen
in allen Faͤllen uͤbrig bleibt, iſt, daß ſie ſich nach
den Geſetzen wieder verheyrathen koͤnnen.
Das Leichenbegaͤngniß wird bey den Chi-
neſern mit großer Pracht gefeyret. Hierzu
traͤgt hauptſaͤchlich die große Hochachtung ſehr
viel bey, welche das Volk gegen ihre verſtorbe-
ne Anverwandte und Freunde beweiſet. — Ge-
meiniglich dauerte, nach ihren alten Geſetzen,
die
*) Dieß geſchieht gemeiniglich, wenn der Mann
der Spielſucht gar zu ſehr ergeben iſt.
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