Was die Kleidung des chinesischen Frauen- zimmers betrift; so muß man eingestehen, daß sie anständig sey, und nicht die geringste Spur von Ausgelassenheit verrathe. Ihren Kopf be- hängen sie mit nichts weniger als Flitterwerk uud den gewöhnlichen Unschicklichkeiten: sondern sie flechten ihre Haare, durchweben sie auch oft- mals mit Silber- oder Goldblumen, welches eine sehr gute Wirkung thut. Gegen Norden zu haben sie schon eine ganz andere Mode unter sich eingeführt. Da flechten sie zwar ihre Haa- re, aber sie tragen noch über der Flechte eine sei- dene oder wollene Kappe. - In den guten Ge- mählden vornehmer Chineserinnen findet man sehr schicklich auf ihren Köpfen eine Art von Krone, die gemeiniglich mit Diamanten, Per- len und andern theuern Sachen besetzt sind, angebracht. Die alten Matronen tragen, statt dieses Putzes, ein Stück feiner Seide um den Kopf, welches sie verschiedentlich um densel- ben herumwinden können. Was übrigens die Reisebeschreiber hin und wieder von der Man- nichfaltigkeit und Pracht des Kopfputzes sagen, ist theils zu überspannt, theils aber auch völlig unrichtig. So viel ist richtig, daß sie sich ger- ne putzen: aber ihr Putz ist bey weitem nicht mit so vielen Kosten verbunden, wie etwa bey uns. -- Sie tragen gewöhnlich ein längliches Kleid, das sie in der Mitte mit einem Gurte zu binden. Das junge Frauenzimmer wählt sich gemeinlich eine grüne, rothe oder eine an-
dere
Was die Kleidung des chineſiſchen Frauen- zimmers betrift; ſo muß man eingeſtehen, daß ſie anſtaͤndig ſey, und nicht die geringſte Spur von Ausgelaſſenheit verrathe. Ihren Kopf be- haͤngen ſie mit nichts weniger als Flitterwerk uud den gewoͤhnlichen Unſchicklichkeiten: ſondern ſie flechten ihre Haare, durchweben ſie auch oft- mals mit Silber- oder Goldblumen, welches eine ſehr gute Wirkung thut. Gegen Norden zu haben ſie ſchon eine ganz andere Mode unter ſich eingefuͤhrt. Da flechten ſie zwar ihre Haa- re, aber ſie tragen noch uͤber der Flechte eine ſei- dene oder wollene Kappe. – In den guten Ge- maͤhlden vornehmer Chineſerinnen findet man ſehr ſchicklich auf ihren Koͤpfen eine Art von Krone, die gemeiniglich mit Diamanten, Per- len und andern theuern Sachen beſetzt ſind, angebracht. Die alten Matronen tragen, ſtatt dieſes Putzes, ein Stuͤck feiner Seide um den Kopf, welches ſie verſchiedentlich um denſel- ben herumwinden koͤnnen. Was uͤbrigens die Reiſebeſchreiber hin und wieder von der Man- nichfaltigkeit und Pracht des Kopfputzes ſagen, iſt theils zu uͤberſpannt, theils aber auch voͤllig unrichtig. So viel iſt richtig, daß ſie ſich ger- ne putzen: aber ihr Putz iſt bey weitem nicht mit ſo vielen Koſten verbunden, wie etwa bey uns. — Sie tragen gewoͤhnlich ein laͤngliches Kleid, das ſie in der Mitte mit einem Gurte zu binden. Das junge Frauenzimmer waͤhlt ſich gemeinlich eine gruͤne, rothe oder eine an-
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Was die Kleidung des chineſiſchen Frauen-
zimmers betrift; ſo muß man eingeſtehen, daß
ſie anſtaͤndig ſey, und nicht die geringſte Spur
von Ausgelaſſenheit verrathe. Ihren Kopf be-
haͤngen ſie mit nichts weniger als Flitterwerk
uud den gewoͤhnlichen Unſchicklichkeiten: ſondern
ſie flechten ihre Haare, durchweben ſie auch oft-
mals mit Silber- oder Goldblumen, welches
eine ſehr gute Wirkung thut. Gegen Norden zu
haben ſie ſchon eine ganz andere Mode unter
ſich eingefuͤhrt. Da flechten ſie zwar ihre Haa-
re, aber ſie tragen noch uͤber der Flechte eine ſei-
dene oder wollene Kappe. – In den guten Ge-
maͤhlden vornehmer Chineſerinnen findet man
ſehr ſchicklich auf ihren Koͤpfen eine Art von
Krone, die gemeiniglich mit Diamanten, Per-
len und andern theuern Sachen beſetzt ſind,
angebracht. Die alten Matronen tragen, ſtatt
dieſes Putzes, ein Stuͤck feiner Seide um den
Kopf, welches ſie verſchiedentlich um denſel-
ben herumwinden koͤnnen. Was uͤbrigens die
Reiſebeſchreiber hin und wieder von der Man-
nichfaltigkeit und Pracht des Kopfputzes ſagen,
iſt theils zu uͤberſpannt, theils aber auch voͤllig
unrichtig. So viel iſt richtig, daß ſie ſich ger-
ne putzen: aber ihr Putz iſt bey weitem nicht
mit ſo vielen Koſten verbunden, wie etwa bey
uns. — Sie tragen gewoͤhnlich ein laͤngliches
Kleid, das ſie in der Mitte mit einem Gurte
zu binden. Das junge Frauenzimmer waͤhlt
ſich gemeinlich eine gruͤne, rothe oder eine an-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/223>, abgerufen am 21.11.2024.
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