Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

sche Paradies ein. Ihre Priester versichern
auch noch mit der größesten Gewißheit, daß
sich beym Anfang des Fastens, welches den
ganzen Monath Ramanzan hindurch währt,
die Pforten des Paradieses öfneten, und die
Hölle sich für einen jeden, von ihrer Religion,
zuschlöße.

Die persischen Theologen definiren das Fa-
sten als eine Enthaltung aller Arten von Spei-
sen, und aller Arten fleischlicher Berührung:
und zwar vom Anbruch des Tages bis zur spä-
ten Nacht. Sie unterscheiden dreyerley Arten
von Fasten, welche alle genau müssen beobach-
tet werden, um die Fastenzeit würdig zu zu-
bringen. Die erste Art von Fasten bestehet,
wie ich bereits gesagt habe, in Enthaltung der
Speisen und fleischlichen Berührungen. Die
zweyte bestehet in der Enthaltung von der Sünde.
Die dritte darinnen, sich aller zeitlichen Sor-
gen und Bekümmernissen des Lebens zu enthal-
ten. -- Die persische Religion schreibt aus-
drücklich keine andere Fasttage vor, als die im
Monathe Ramazan, ob sie gleich überhaupt
das Fasten bey verschiedenen Gelegenheiten be-
fielt.

Die Perser können keine gegründete Ursa-
chen davon angeben, warum Mohammed
das Fasten im Monathe Ramanzan festgesetzt
habe. Einige geben vor, daß es Mohammed,
bey der Gelegenheit, wie er sich den arabischen
Götzendienern widersetzte, angeordnet habe.

An-

ſche Paradies ein. Ihre Prieſter verſichern
auch noch mit der groͤßeſten Gewißheit, daß
ſich beym Anfang des Faſtens, welches den
ganzen Monath Ramanzan hindurch waͤhrt,
die Pforten des Paradieſes oͤfneten, und die
Hoͤlle ſich fuͤr einen jeden, von ihrer Religion,
zuſchloͤße.

Die perſiſchen Theologen definiren das Fa-
ſten als eine Enthaltung aller Arten von Spei-
ſen, und aller Arten fleiſchlicher Beruͤhrung:
und zwar vom Anbruch des Tages bis zur ſpaͤ-
ten Nacht. Sie unterſcheiden dreyerley Arten
von Faſten, welche alle genau muͤſſen beobach-
tet werden, um die Faſtenzeit wuͤrdig zu zu-
bringen. Die erſte Art von Faſten beſtehet,
wie ich bereits geſagt habe, in Enthaltung der
Speiſen und fleiſchlichen Beruͤhrungen. Die
zweyte beſtehet in der Enthaltung von der Suͤnde.
Die dritte darinnen, ſich aller zeitlichen Sor-
gen und Bekuͤmmerniſſen des Lebens zu enthal-
ten. — Die perſiſche Religion ſchreibt aus-
druͤcklich keine andere Faſttage vor, als die im
Monathe Ramazan, ob ſie gleich uͤberhaupt
das Faſten bey verſchiedenen Gelegenheiten be-
fielt.

Die Perſer koͤnnen keine gegruͤndete Urſa-
chen davon angeben, warum Mohammed
das Faſten im Monathe Ramanzan feſtgeſetzt
habe. Einige geben vor, daß es Mohammed,
bey der Gelegenheit, wie er ſich den arabiſchen
Goͤtzendienern widerſetzte, angeordnet habe.

An-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0208" n="188"/><hi rendition="#fr">&#x017F;che Paradies ein</hi>. Ihre Prie&#x017F;ter ver&#x017F;ichern<lb/>
auch noch mit der gro&#x0364;ße&#x017F;ten Gewißheit, daß<lb/>
&#x017F;ich beym Anfang des Fa&#x017F;tens, welches den<lb/>
ganzen Monath Ramanzan hindurch wa&#x0364;hrt,<lb/>
die Pforten des Paradie&#x017F;es o&#x0364;fneten, und die<lb/>
Ho&#x0364;lle &#x017F;ich fu&#x0364;r einen jeden, von ihrer Religion,<lb/>
zu&#x017F;chlo&#x0364;ße.</p><lb/>
          <p>Die per&#x017F;i&#x017F;chen Theologen definiren das Fa-<lb/>
&#x017F;ten als eine Enthaltung aller Arten von Spei-<lb/>
&#x017F;en, und aller Arten flei&#x017F;chlicher Beru&#x0364;hrung:<lb/>
und zwar vom Anbruch des Tages bis zur &#x017F;pa&#x0364;-<lb/>
ten Nacht. Sie unter&#x017F;cheiden dreyerley Arten<lb/>
von Fa&#x017F;ten, welche alle genau mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en beobach-<lb/>
tet werden, um die Fa&#x017F;tenzeit wu&#x0364;rdig zu zu-<lb/>
bringen. Die er&#x017F;te Art von Fa&#x017F;ten be&#x017F;tehet,<lb/>
wie ich bereits ge&#x017F;agt habe, in Enthaltung der<lb/>
Spei&#x017F;en und flei&#x017F;chlichen Beru&#x0364;hrungen. Die<lb/>
zweyte be&#x017F;tehet in der Enthaltung von der Su&#x0364;nde.<lb/>
Die dritte darinnen, &#x017F;ich aller zeitlichen Sor-<lb/>
gen und Beku&#x0364;mmerni&#x017F;&#x017F;en des Lebens zu enthal-<lb/>
ten. &#x2014; Die per&#x017F;i&#x017F;che Religion &#x017F;chreibt aus-<lb/>
dru&#x0364;cklich keine andere Fa&#x017F;ttage vor, als die im<lb/>
Monathe Ramazan, ob &#x017F;ie gleich u&#x0364;berhaupt<lb/>
das Fa&#x017F;ten bey ver&#x017F;chiedenen Gelegenheiten be-<lb/>
fielt.</p><lb/>
          <p>Die Per&#x017F;er ko&#x0364;nnen keine gegru&#x0364;ndete Ur&#x017F;a-<lb/>
chen davon angeben, warum Mohammed<lb/>
das Fa&#x017F;ten im Monathe Ramanzan fe&#x017F;tge&#x017F;etzt<lb/>
habe. Einige geben vor, daß es Mohammed,<lb/>
bey der Gelegenheit, wie er &#x017F;ich den arabi&#x017F;chen<lb/>
Go&#x0364;tzendienern wider&#x017F;etzte, angeordnet habe.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">An-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0208] ſche Paradies ein. Ihre Prieſter verſichern auch noch mit der groͤßeſten Gewißheit, daß ſich beym Anfang des Faſtens, welches den ganzen Monath Ramanzan hindurch waͤhrt, die Pforten des Paradieſes oͤfneten, und die Hoͤlle ſich fuͤr einen jeden, von ihrer Religion, zuſchloͤße. Die perſiſchen Theologen definiren das Fa- ſten als eine Enthaltung aller Arten von Spei- ſen, und aller Arten fleiſchlicher Beruͤhrung: und zwar vom Anbruch des Tages bis zur ſpaͤ- ten Nacht. Sie unterſcheiden dreyerley Arten von Faſten, welche alle genau muͤſſen beobach- tet werden, um die Faſtenzeit wuͤrdig zu zu- bringen. Die erſte Art von Faſten beſtehet, wie ich bereits geſagt habe, in Enthaltung der Speiſen und fleiſchlichen Beruͤhrungen. Die zweyte beſtehet in der Enthaltung von der Suͤnde. Die dritte darinnen, ſich aller zeitlichen Sor- gen und Bekuͤmmerniſſen des Lebens zu enthal- ten. — Die perſiſche Religion ſchreibt aus- druͤcklich keine andere Faſttage vor, als die im Monathe Ramazan, ob ſie gleich uͤberhaupt das Faſten bey verſchiedenen Gelegenheiten be- fielt. Die Perſer koͤnnen keine gegruͤndete Urſa- chen davon angeben, warum Mohammed das Faſten im Monathe Ramanzan feſtgeſetzt habe. Einige geben vor, daß es Mohammed, bey der Gelegenheit, wie er ſich den arabiſchen Goͤtzendienern widerſetzte, angeordnet habe. An-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/208
Zitationshilfe: [Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/208>, abgerufen am 21.11.2024.