tarien des Avicenna, Coja Nessir -- des- sen wir im Vorhergehenden rühmlichst gedacht haben -- des Averroes, und einiger andern persischen Gelehrten, weil die griechische Spra- che in Persien ganz vernachläßigt wird.
Wir haben gesagt, daß die Perser die gan- ze Philosophie in drey Theile theilten, in die Phrsik, Metaphysik und Logik. Wir mer- ken hierbey noch an, daß sie auf diese drey Thei- le nicht allein die ganze Philosophie, son- dern auch alle Wissenschaften zurückbrin- gen. So rechnen sie z. E. die Mathematik und Medicin mit zur Physik. Unter der Metaphysik begreifen sie die speculative und Moraltheologie und Jurisprudenz mit: endlich rechnen sie zur Logik, die Rhetorik und Grammatik.
Die Philosophie des Epicurs und des De- mocrits kennt man in Persien nicht, wohl aber die des Pythagoras, welche in Indien vorzüg- lich blühet. -- Uebrigens muß man bemer- ken, daß die Perser von der Logik und Phy- sik nur sehr eingeschränkte Kenntnisse haben, und hierinn vor den andern Wissenschaften, sehr zurück sind. Die Moral aber -- welche ganz aus Sentenzen, davon ich im vorhergehenden einige beygebracht habe besteht, -- treiben sie mit ungemeinem Fleiße. -- Zwischen Meta- physik und Theologie machen sie keinen Unter- schied.
Fünf-
tarien des Avicenna, Coja Neſſir — deſ- ſen wir im Vorhergehenden ruͤhmlichſt gedacht haben — des Averroes, und einiger andern perſiſchen Gelehrten, weil die griechiſche Spra- che in Perſien ganz vernachlaͤßigt wird.
Wir haben geſagt, daß die Perſer die gan- ze Philoſophie in drey Theile theilten, in die Phrſik, Metaphyſik und Logik. Wir mer- ken hierbey noch an, daß ſie auf dieſe drey Thei- le nicht allein die ganze Philoſophie, ſon- dern auch alle Wiſſenſchaften zuruͤckbrin- gen. So rechnen ſie z. E. die Mathematik und Medicin mit zur Phyſik. Unter der Metaphyſik begreifen ſie die ſpeculative und Moraltheologie und Jurisprudenz mit: endlich rechnen ſie zur Logik, die Rhetorik und Grammatik.
Die Philoſophie des Epicurs und des De- mocrits kennt man in Perſien nicht, wohl aber die des Pythagoras, welche in Indien vorzuͤg- lich bluͤhet. — Uebrigens muß man bemer- ken, daß die Perſer von der Logik und Phy- ſik nur ſehr eingeſchraͤnkte Kenntniſſe haben, und hierinn vor den andern Wiſſenſchaften, ſehr zuruͤck ſind. Die Moral aber — welche ganz aus Sentenzen, davon ich im vorhergehenden einige beygebracht habe beſteht, — treiben ſie mit ungemeinem Fleiße. — Zwiſchen Meta- phyſik und Theologie machen ſie keinen Unter- ſchied.
Fuͤnf-
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tarien des Avicenna, Coja Neſſir — deſ-
ſen wir im Vorhergehenden ruͤhmlichſt gedacht
haben — des Averroes, und einiger andern
perſiſchen Gelehrten, weil die griechiſche Spra-
che in Perſien ganz vernachlaͤßigt wird.
Wir haben geſagt, daß die Perſer die gan-
ze Philoſophie in drey Theile theilten, in die
Phrſik, Metaphyſik und Logik. Wir mer-
ken hierbey noch an, daß ſie auf dieſe drey Thei-
le nicht allein die ganze Philoſophie, ſon-
dern auch alle Wiſſenſchaften zuruͤckbrin-
gen. So rechnen ſie z. E. die Mathematik
und Medicin mit zur Phyſik. Unter der
Metaphyſik begreifen ſie die ſpeculative und
Moraltheologie und Jurisprudenz mit:
endlich rechnen ſie zur Logik, die Rhetorik und
Grammatik.
Die Philoſophie des Epicurs und des De-
mocrits kennt man in Perſien nicht, wohl aber
die des Pythagoras, welche in Indien vorzuͤg-
lich bluͤhet. — Uebrigens muß man bemer-
ken, daß die Perſer von der Logik und Phy-
ſik nur ſehr eingeſchraͤnkte Kenntniſſe haben,
und hierinn vor den andern Wiſſenſchaften, ſehr
zuruͤck ſind. Die Moral aber — welche ganz
aus Sentenzen, davon ich im vorhergehenden
einige beygebracht habe beſteht, — treiben ſie
mit ungemeinem Fleiße. — Zwiſchen Meta-
phyſik und Theologie machen ſie keinen Unter-
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[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/132>, abgerufen am 22.07.2024.
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