Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.über ein und andere Gewächse, Thiere etc. [Spaltenumbruch]
Dannenhero wolte ich lieber sagen, Und diese Erklärung scheinet der Wider obenangeführte Meinung, Endlich fragt sichs auch, ob der Agt- nen J i i 2
uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc. [Spaltenumbruch]
Dannenhero wolte ich lieber ſagen, Und dieſe Erklaͤrung ſcheinet der Wider obenangefuͤhrte Meinung, Endlich fragt ſichs auch, ob der Agt- nen J i i 2
<TEI> <text> <back> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0587"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.</hi> </fw><lb/> <cb n="867"/> <p>Dannenhero wolte ich lieber ſagen,<lb/> in dieſen Coͤrpern ſey eine uͤberalle maſ-<lb/> ſen ſubtile Materie vorhanden, wel-<lb/> che, weil ſie alſo zart, nimmermehr oh-<lb/> ne einige Bewegung ſey, und, da ſie<lb/> gerne ſich aus ihren Loͤchlein und Haͤus-<lb/> lein wolte heraus machen, alſofort von<lb/> der widerſtrebenden Luft, die drum her-<lb/> um iſt, zuruͤck geſtoſſen wuͤrde. Da<lb/> folgt dann, wann dieſe Coͤrper nun ge-<lb/> rieben werden, daß die Bewegung der<lb/> darin enthaltenen Materie zugleich ver-<lb/> mehret werde, daß ſie die Macht und<lb/> Kraft bekomme, die widerſtrebende<lb/> Luft zu gewaͤltigen, und ſich ein wenig<lb/> rund herum auszubreiten: wann dann<lb/> dieſe Bewegung nach und nach ſich ver-<lb/> mindert, wird ſie von der Luft auf ein<lb/> neues zuruͤcke getrieben, und muß ſich<lb/> wiederum in ihre Loͤchlein machen, dar-<lb/> aus ſie gekommen, ſonſt duͤrffte ſie ſich<lb/> nicht ſo gar wohl und bequem darein lo-<lb/> giren koͤnnen. Kan aber dieſe Materie<lb/> nicht wieder dahin kehren, und wird<lb/> folglich von der Luft zuruͤcke gejaget, ſo<lb/> muͤſſen dergleichen leichte Dinge, die ihr<lb/> unterwegs begegnen, nothwendig die-<lb/> ſer ihrer Bewegung folgen, und dero-<lb/> halben ſich dem Agtſtein, oder andern<lb/> Coͤrpern nahen, dahinein dieſe ſubtile<lb/> Materie gerne wieder kehren will.</p><lb/> <p>Und dieſe Erklaͤrung ſcheinet der<lb/> Wahrheit um ſoviel aͤhnlicher zu ſeyn,<lb/> dieweil uns die Erfahrung lehret, wie<lb/> daß der Agtſtein, auch kein anderer Coͤr-<lb/> per, ſo ihm zu vergleichen, gar keine<lb/> Kraft etwas an ſich zu ziehen, haben,<lb/> wofern nicht die in ihren Loͤchlein ent-<lb/> haltene Materie, durchs reiben iſt<lb/> erregt und in die Bewegung gebracht<lb/> worden. Jch meines Orts halte dieſe<lb/> Meinung fuͤr beſſer weder dererjenigen,<lb/> welche wollen, daß dieſe Coͤrper, ein<lb/> und andere von ihren ſelbeigenen und<lb/> zugehoͤrigen Theilgen gehen lieſſen,<lb/> wann ſie gerieben wuͤrden, und dieſe<lb/> Theilgen, ſollen ihren Gedancken nach,<lb/> fettig ſeyn, daheꝛ ſie ſich gantz leichtlich an<lb/> dieſelbigen Dinge, die ihnen aufſtoſſen,<lb/> haͤngen, uñ ſie mit ſich fortreiſſen koͤnten.<lb/> Wer aber ſolte ihm Fett und Schmutz<lb/> bey den Edelſteinen einbilden, und in-<lb/> ſonderheit beym Glaſe, welches aus<lb/> Aſche und Sand bereitet wird, welche<lb/> in der heftigſten Glut erſt flieſſen muͤſ-<lb/> ſen.</p><lb/> <cb n="868"/> <p>Wider obenangefuͤhrte Meinung,<lb/> der wir auch gern beypflichten, koͤnte<lb/> man zwar eines und das andere ein-<lb/> wenden, und fuͤrs erſte fragen, warum<lb/> dann dieſe Materie, die aus dem Agt-<lb/> ſteine und andern dergleichen Coͤrpern<lb/> heraus kommt, wann dieſelbigen gerie-<lb/> ben werden, bey ihrem Ausgange,<lb/> Spreu und Papier nicht von ſich ſtoſſe,<lb/> gleichwie ſie dieſelbigen bey der Ruͤck-<lb/> kehr forttreibet und mit zeucht? Dar-<lb/> auf iſt aber gar leicht zu antworten,<lb/> wie daß dieſe Materie, wann ſie ſich her-<lb/> aus begiebet, gleichſam eitel kleine Faͤ-<lb/> den mache, welche ſehr richtig zuſam-<lb/> men geordnet werden, und dannenhero<lb/> durch die Loͤchlein dererjenigen Dinge,<lb/> welche ihnen aufſtoſſen, einen freyen<lb/> Durchgang finden: wann ſie aber zu-<lb/> ruͤcke kehret, halten ſie keine ſo gerade<lb/> Linie mehr, und koͤnnen derowegen<lb/> nicht wiederum durch dieſelben Oerter<lb/> zuruͤcke kehren, zum Theil weil ſie von<lb/> der Luft gebrochen und in Unordnung<lb/> gebracht werden, zum Theil weil die<lb/> Loͤchlein in dieſen leichten Dingen meiſt<lb/> alle mit einander von der Materie, wel-<lb/> che annoch immerfort aus dem Agtſtei-<lb/> ne herauskommt und gleichfalls da-<lb/> durch ſteichen will, erfuͤllet ſind, daher<lb/> auch nothwendig die zuruͤckkehrende<lb/> Materie an dererſelben dichte Theile<lb/> treffen und anſtoſſen muß. Daraus<lb/> erfolget dann, daß dieſe Dinge muͤſſen<lb/> ſich dem Agtſteine naͤher machen, und<lb/> an demſelbigen behangen bleiben, ſo<lb/> lange ſie die Luft, welche der zuruͤcke<lb/> kehrenden Materie beſtaͤndig folget,<lb/> daran erhaͤlt.</p><lb/> <p>Endlich fragt ſichs auch, ob der Agt-<lb/> ſtein unter die <hi rendition="#aq">Gummata,</hi> oder unter die<lb/><hi rendition="#aq">Reſi</hi>nen zu rechnen, und dafuͤr zu halten<lb/> ſey? worauf aber gleichergeſtalt gantz<lb/> leichtlich zu antworten. 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uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
Dannenhero wolte ich lieber ſagen,
in dieſen Coͤrpern ſey eine uͤberalle maſ-
ſen ſubtile Materie vorhanden, wel-
che, weil ſie alſo zart, nimmermehr oh-
ne einige Bewegung ſey, und, da ſie
gerne ſich aus ihren Loͤchlein und Haͤus-
lein wolte heraus machen, alſofort von
der widerſtrebenden Luft, die drum her-
um iſt, zuruͤck geſtoſſen wuͤrde. Da
folgt dann, wann dieſe Coͤrper nun ge-
rieben werden, daß die Bewegung der
darin enthaltenen Materie zugleich ver-
mehret werde, daß ſie die Macht und
Kraft bekomme, die widerſtrebende
Luft zu gewaͤltigen, und ſich ein wenig
rund herum auszubreiten: wann dann
dieſe Bewegung nach und nach ſich ver-
mindert, wird ſie von der Luft auf ein
neues zuruͤcke getrieben, und muß ſich
wiederum in ihre Loͤchlein machen, dar-
aus ſie gekommen, ſonſt duͤrffte ſie ſich
nicht ſo gar wohl und bequem darein lo-
giren koͤnnen. Kan aber dieſe Materie
nicht wieder dahin kehren, und wird
folglich von der Luft zuruͤcke gejaget, ſo
muͤſſen dergleichen leichte Dinge, die ihr
unterwegs begegnen, nothwendig die-
ſer ihrer Bewegung folgen, und dero-
halben ſich dem Agtſtein, oder andern
Coͤrpern nahen, dahinein dieſe ſubtile
Materie gerne wieder kehren will.
Und dieſe Erklaͤrung ſcheinet der
Wahrheit um ſoviel aͤhnlicher zu ſeyn,
dieweil uns die Erfahrung lehret, wie
daß der Agtſtein, auch kein anderer Coͤr-
per, ſo ihm zu vergleichen, gar keine
Kraft etwas an ſich zu ziehen, haben,
wofern nicht die in ihren Loͤchlein ent-
haltene Materie, durchs reiben iſt
erregt und in die Bewegung gebracht
worden. Jch meines Orts halte dieſe
Meinung fuͤr beſſer weder dererjenigen,
welche wollen, daß dieſe Coͤrper, ein
und andere von ihren ſelbeigenen und
zugehoͤrigen Theilgen gehen lieſſen,
wann ſie gerieben wuͤrden, und dieſe
Theilgen, ſollen ihren Gedancken nach,
fettig ſeyn, daheꝛ ſie ſich gantz leichtlich an
dieſelbigen Dinge, die ihnen aufſtoſſen,
haͤngen, uñ ſie mit ſich fortreiſſen koͤnten.
Wer aber ſolte ihm Fett und Schmutz
bey den Edelſteinen einbilden, und in-
ſonderheit beym Glaſe, welches aus
Aſche und Sand bereitet wird, welche
in der heftigſten Glut erſt flieſſen muͤſ-
ſen.
Wider obenangefuͤhrte Meinung,
der wir auch gern beypflichten, koͤnte
man zwar eines und das andere ein-
wenden, und fuͤrs erſte fragen, warum
dann dieſe Materie, die aus dem Agt-
ſteine und andern dergleichen Coͤrpern
heraus kommt, wann dieſelbigen gerie-
ben werden, bey ihrem Ausgange,
Spreu und Papier nicht von ſich ſtoſſe,
gleichwie ſie dieſelbigen bey der Ruͤck-
kehr forttreibet und mit zeucht? Dar-
auf iſt aber gar leicht zu antworten,
wie daß dieſe Materie, wann ſie ſich her-
aus begiebet, gleichſam eitel kleine Faͤ-
den mache, welche ſehr richtig zuſam-
men geordnet werden, und dannenhero
durch die Loͤchlein dererjenigen Dinge,
welche ihnen aufſtoſſen, einen freyen
Durchgang finden: wann ſie aber zu-
ruͤcke kehret, halten ſie keine ſo gerade
Linie mehr, und koͤnnen derowegen
nicht wiederum durch dieſelben Oerter
zuruͤcke kehren, zum Theil weil ſie von
der Luft gebrochen und in Unordnung
gebracht werden, zum Theil weil die
Loͤchlein in dieſen leichten Dingen meiſt
alle mit einander von der Materie, wel-
che annoch immerfort aus dem Agtſtei-
ne herauskommt und gleichfalls da-
durch ſteichen will, erfuͤllet ſind, daher
auch nothwendig die zuruͤckkehrende
Materie an dererſelben dichte Theile
treffen und anſtoſſen muß. Daraus
erfolget dann, daß dieſe Dinge muͤſſen
ſich dem Agtſteine naͤher machen, und
an demſelbigen behangen bleiben, ſo
lange ſie die Luft, welche der zuruͤcke
kehrenden Materie beſtaͤndig folget,
daran erhaͤlt.
Endlich fragt ſichs auch, ob der Agt-
ſtein unter die Gummata, oder unter die
Reſinen zu rechnen, und dafuͤr zu halten
ſey? worauf aber gleichergeſtalt gantz
leichtlich zu antworten. Dann, weil
die erſten im Waſſer bald zergehen, die
Reſinen hingegen anders nicht, als an
dem Feuer ſchmeltzen, ſo muß auch, dem
Anſehen nach, der Agtſtein, als welcher
nur am Feuer ſchmeltzet, nothwendig
unter die Reſinen geſtellet werden, noch
viel eher als unter die Gummata. Ob-
gleich Kerckringius ein ſehr artiges Secre-
tum hat den Agtſtein gantz auf eine an-
dere Weiſe und ohne Feuer, weich zu
machen. Dann er machet als wie ei-
nen
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