Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Steckrüben-Oel, welches wir aus Flan-dern kommen lassen; wie auch mit ge- meinem Rüb öle, das wir aus Cham- pagne und Normandie bekommen; ingleichen mit Hanff- oder Camillen- und Leinöl, das wir ebenfalls aus Flan- dern und anderwärtsher bekommen, sonderlich, wenn der Fischthran zu theuer ist. Jch muß auch allhier berichten, wes- Und gesetzt, daß es zu Paris derglei- Dieser Schluß gründet sich auf den "Wir erkennen, mit gut befinden des sich
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Steckruͤben-Oel, welches wir aus Flan-dern kommen laſſen; wie auch mit ge- meinem Ruͤb oͤle, das wir aus Cham- pagne und Normandie bekommen; ingleichen mit Hanff- oder Camillen- und Leinoͤl, das wir ebenfalls aus Flan- dern und anderwaͤrtsher bekommen, ſonderlich, wenn der Fiſchthran zu theuer iſt. Jch muß auch allhier berichten, weſ- Und geſetzt, daß es zu Paris derglei- Dieſer Schluß gruͤndet ſich auf den „Wir erkennen, mit gut befinden des ſich
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Nun haben<lb/> ſie zweyerley Zuͤnfte unter ſich: die<lb/> Lichtzieher, welche Lichter ziehen und<lb/> verkauffen duͤrffen; und diejenigen Kra-<lb/> mer, welche allerhand Waaren, die bey<lb/> Pfennigen verkaufft werden, verkauf-<lb/> fen. Sie aber laſſen ſich auch Oelhaͤnd-<lb/> ler ſchelten, und geben vor, daß ihre Vor-<lb/> fahren in der <hi rendition="#aq">poſſeß</hi> geweſen, und zu<lb/> Paris Lein-Hanff- und Ruͤboͤl gemacht<lb/> und verkauffet haͤtten. Allein ſolcher<lb/> ihr Vorwand iſt auf kein eintzig recht-<lb/> maͤßiges Geſetze gegruͤndet, und die, de-<lb/> ren ſie ſich bedienen wollen, ſind offen-<lb/> bahrlich falſch. Die Klage, welche unſre<lb/> Geſchworne vor dem Parlament wider<lb/> dergleichen ihnen nicht gebuͤhrende Ti-<lb/> tel erhaben, iſt angenommen worden;<lb/> braucht es alſo keiner Weitlaͤufftigkeit.</p><lb/> <p>Und geſetzt, daß es zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> derglei-<lb/> chen Oelhaͤndler gegeben, welche her-<lb/> nach ſamt den Lichtziehern in eine Zunft<lb/> oder Jnnung derjenigen Handwercker,<lb/> die ſolche Sachen, die ſie ſelbſt verferti-<lb/> gen, verkauffen duͤrffen, gebracht wor-<lb/> den, ſo folget hieraus doch noch nicht,<lb/> daß ſie deswegen die Freyheit haͤtten<lb/> Waaren zu verkauffen: denn es nie-<lb/> mand als den Kauffleuten zuſtehet, wel-<lb/> che Waaren kommen laſſen, und da-<lb/> durch die Handlung unterhalten. Dan-<lb/> nenhero kan man auch mit Beſtande<lb/> der Wahrheit ſagen, daß dieſe Lichtzie-<lb/> her gar keine Macht haben Oel zu ver-<lb/> kauffen, es ſey welcherley es wolle, all-<lb/> dieweil ſie anietzo keines ſelbſt bereiten,<lb/> viel weniger damit gehandelt haben,<lb/> oder handeln koͤnnen.</p><lb/> <p>Dieſer Schluß gruͤndet ſich auf den<lb/> Abſchied, den der General Lieutenant<lb/> der Policey im Jahr 1674. gegeben, als<lb/><cb n="316"/> wir gleichfalls einen Proceß mit den<lb/> Lichtziehern, wegen des Baumoͤls und<lb/> anderer Materialien fuͤhreten, die ſie,<lb/> kraft obberuͤhrter Rechte, zu verkauffen<lb/> berechtigt zu ſeyn, vorgaben. Auch<lb/> will ich anfuͤhren, was ſich gleicher ge-<lb/> ſtalt auf andere Oele deuten laͤßt, des-<lb/> gleichen auf die angemaſte Qvalitaͤt der<lb/> Oelhaͤndler: denn dieſe wurde dazu-<lb/> mahl fuͤr wahr und eine ausgemachte<lb/> Sache gehalten, indem die Falſchheit<lb/> derer Rechte, darauf ſie ſich gruͤndeten,<lb/> noch nicht offenbar worden war.</p><lb/> <p>„Wir erkennen, mit gut befinden des<lb/> „Hofes, daß das Recht, allerley Oele,<lb/> „mit eingeſchloſſen das Baumoͤl, zu ver-<lb/> „fertigen ihnen, den Lichtziehern, kraft<lb/> „ihrer Statuten, im Jahr 1396. zuge-<lb/> „ſtanden, gar keine Folge mache. Zu-<lb/> „mahlen, da das Recht, als ein Hand-<lb/> „wercker zu arbeiten, und die Freyheit,<lb/> „gleich als ein Kauffmann zu verkauf-<lb/> „fen, gantz und gar unterſchiedene Din-<lb/> „ge ſind. Wie nun ordentlich ein Hand-<lb/> „wercksmann nichts nicht verkauffen<lb/> „darff, als was er ſelbſten verfertiget,<lb/> „alſo wird das Recht etwas zu bereiten,<lb/> „ihme, dem Handwercksmann, nicht die<lb/> „Freyheit geben, icht was zu verkauf-<lb/> „fen, das er nicht verfertiget hat. So<lb/> „haben auch die Zeiten einen gar groſ-<lb/> „ſen Unterſchied eingefuͤhret, von Zeit<lb/> „derſelben Statuten an, und ſeit dem<lb/> „daß die Oelkramerinnung mit der<lb/> „Lichtzieherzunft vereinbaret worden.<lb/> „Es mag wohl ſeyn, daß zur Zeit dieſer<lb/> „Statuten, die Wiſſenſchaft Oel zu be-<lb/> „reiten allein in feinen Staͤdten bekañt<lb/> „geweſen, und die um <hi rendition="#fr">Paris</hi> liegenden<lb/> „Oerter, als noch nicht ſattſam mit<lb/> „Volck beſetzt, Samen gnug nach Pa-<lb/> „ris geliefert, damit er zum Theil an und<lb/> „fuͤr ſich ſelbſt verkauffet, theils aber<lb/> „Oel daraus gemachet werden koͤnte.<lb/> „allein, ſeit gemeldeter Vereinigung,<lb/> „und eine geraume Zeit bereits zuvor,<lb/> „iſt gewißlich kein Oel mehr in Paris ge-<lb/> „machet worden, vielweniger aber hat<lb/> „man, wegen der dabey ſich eraͤugnen-<lb/> „den Unmoͤglichkeit, Baumoͤl allda ge-<lb/> „macht. 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Der Spezereyen und Materialien
Steckruͤben-Oel, welches wir aus Flan-
dern kommen laſſen; wie auch mit ge-
meinem Ruͤb oͤle, das wir aus Cham-
pagne und Normandie bekommen;
ingleichen mit Hanff- oder Camillen-
und Leinoͤl, das wir ebenfalls aus Flan-
dern und anderwaͤrtsher bekommen,
ſonderlich, wenn der Fiſchthran zu
theuer iſt.
Jch muß auch allhier berichten, weſ-
ſen ſich die Lichtzieher zum Nachtheil un-
ſerer Profeßion unterſtanden haben,
und wie ſie ſich noch immer fort bearbei-
ten, es dahin zu bringen, damit ſie ſolche
Sachen verkauffen moͤgen, die zu fuͤh-
ren ihnen nicht gebuͤhret. Nun haben
ſie zweyerley Zuͤnfte unter ſich: die
Lichtzieher, welche Lichter ziehen und
verkauffen duͤrffen; und diejenigen Kra-
mer, welche allerhand Waaren, die bey
Pfennigen verkaufft werden, verkauf-
fen. Sie aber laſſen ſich auch Oelhaͤnd-
ler ſchelten, und geben vor, daß ihre Vor-
fahren in der poſſeß geweſen, und zu
Paris Lein-Hanff- und Ruͤboͤl gemacht
und verkauffet haͤtten. Allein ſolcher
ihr Vorwand iſt auf kein eintzig recht-
maͤßiges Geſetze gegruͤndet, und die, de-
ren ſie ſich bedienen wollen, ſind offen-
bahrlich falſch. Die Klage, welche unſre
Geſchworne vor dem Parlament wider
dergleichen ihnen nicht gebuͤhrende Ti-
tel erhaben, iſt angenommen worden;
braucht es alſo keiner Weitlaͤufftigkeit.
Und geſetzt, daß es zu Paris derglei-
chen Oelhaͤndler gegeben, welche her-
nach ſamt den Lichtziehern in eine Zunft
oder Jnnung derjenigen Handwercker,
die ſolche Sachen, die ſie ſelbſt verferti-
gen, verkauffen duͤrffen, gebracht wor-
den, ſo folget hieraus doch noch nicht,
daß ſie deswegen die Freyheit haͤtten
Waaren zu verkauffen: denn es nie-
mand als den Kauffleuten zuſtehet, wel-
che Waaren kommen laſſen, und da-
durch die Handlung unterhalten. Dan-
nenhero kan man auch mit Beſtande
der Wahrheit ſagen, daß dieſe Lichtzie-
her gar keine Macht haben Oel zu ver-
kauffen, es ſey welcherley es wolle, all-
dieweil ſie anietzo keines ſelbſt bereiten,
viel weniger damit gehandelt haben,
oder handeln koͤnnen.
Dieſer Schluß gruͤndet ſich auf den
Abſchied, den der General Lieutenant
der Policey im Jahr 1674. gegeben, als
wir gleichfalls einen Proceß mit den
Lichtziehern, wegen des Baumoͤls und
anderer Materialien fuͤhreten, die ſie,
kraft obberuͤhrter Rechte, zu verkauffen
berechtigt zu ſeyn, vorgaben. Auch
will ich anfuͤhren, was ſich gleicher ge-
ſtalt auf andere Oele deuten laͤßt, des-
gleichen auf die angemaſte Qvalitaͤt der
Oelhaͤndler: denn dieſe wurde dazu-
mahl fuͤr wahr und eine ausgemachte
Sache gehalten, indem die Falſchheit
derer Rechte, darauf ſie ſich gruͤndeten,
noch nicht offenbar worden war.
„Wir erkennen, mit gut befinden des
„Hofes, daß das Recht, allerley Oele,
„mit eingeſchloſſen das Baumoͤl, zu ver-
„fertigen ihnen, den Lichtziehern, kraft
„ihrer Statuten, im Jahr 1396. zuge-
„ſtanden, gar keine Folge mache. Zu-
„mahlen, da das Recht, als ein Hand-
„wercker zu arbeiten, und die Freyheit,
„gleich als ein Kauffmann zu verkauf-
„fen, gantz und gar unterſchiedene Din-
„ge ſind. Wie nun ordentlich ein Hand-
„wercksmann nichts nicht verkauffen
„darff, als was er ſelbſten verfertiget,
„alſo wird das Recht etwas zu bereiten,
„ihme, dem Handwercksmann, nicht die
„Freyheit geben, icht was zu verkauf-
„fen, das er nicht verfertiget hat. So
„haben auch die Zeiten einen gar groſ-
„ſen Unterſchied eingefuͤhret, von Zeit
„derſelben Statuten an, und ſeit dem
„daß die Oelkramerinnung mit der
„Lichtzieherzunft vereinbaret worden.
„Es mag wohl ſeyn, daß zur Zeit dieſer
„Statuten, die Wiſſenſchaft Oel zu be-
„reiten allein in feinen Staͤdten bekañt
„geweſen, und die um Paris liegenden
„Oerter, als noch nicht ſattſam mit
„Volck beſetzt, Samen gnug nach Pa-
„ris geliefert, damit er zum Theil an und
„fuͤr ſich ſelbſt verkauffet, theils aber
„Oel daraus gemachet werden koͤnte.
„allein, ſeit gemeldeter Vereinigung,
„und eine geraume Zeit bereits zuvor,
„iſt gewißlich kein Oel mehr in Paris ge-
„machet worden, vielweniger aber hat
„man, wegen der dabey ſich eraͤugnen-
„den Unmoͤglichkeit, Baumoͤl allda ge-
„macht. Daß dieſemnach die Freyheit
„Baumoͤl zu verkauffen, durch vorge-
„dachte Statuten zugeſtanden, eine den
„Oelkramern gantz unnuͤtze Freyheit
„ware, und den Lichtziehern noch viel
„weniger nuͤtze, als deren keiner iemahls
ſich
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