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Polidori, John: Der Vampyr [Übers. n. n.]. Leipzig, 1819.

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einzige Zeichen von Gefühl und Erinnerung entfaltete er beim Eintritte seiner Schwester, dann sprang er zuweilen auf, und ihre Hand ergreifend, bat er sie mit Blicken, die sie in innerster Seele durchdrangen, sie möchte ihn nicht berühren. "O! sagte er, berühre ihn ja nicht! wenn deine Liebe zu mir aufrichtig ist, nähere dich ihm nicht!" Wann sie nun forschte, worauf sich diese Bitte bezöge, war seine einzige Antwort: Gewiß! gewiß! und dann sank er wieder in einen Zustand zurück, aus dem auch sie ihn nicht erheben konnte. So blieb es mehrere Monate; so wie indeß das Jahr allmälig vorüberging, wurden auch seine Gemüthszerrüttungen minder häufig, und sein Geist befreite sich zum Theil von seiner Verdüsterung. Seine Wächter bemerkten auch, daß er des Tags zuweilen eine gewisse Zahl

einzige Zeichen von Gefühl und Erinnerung entfaltete er beim Eintritte seiner Schwester, dann sprang er zuweilen auf, und ihre Hand ergreifend, bat er sie mit Blicken, die sie in innerster Seele durchdrangen, sie möchte ihn nicht berühren. „O! sagte er, berühre ihn ja nicht! wenn deine Liebe zu mir aufrichtig ist, nähere dich ihm nicht!“ Wann sie nun forschte, worauf sich diese Bitte bezöge, war seine einzige Antwort: Gewiß! gewiß! und dann sank er wieder in einen Zustand zurück, aus dem auch sie ihn nicht erheben konnte. So blieb es mehrere Monate; so wie indeß das Jahr allmälig vorüberging, wurden auch seine Gemüthszerrüttungen minder häufig, und sein Geist befreite sich zum Theil von seiner Verdüsterung. Seine Wächter bemerkten auch, daß er des Tags zuweilen eine gewisse Zahl

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[59/0066] einzige Zeichen von Gefühl und Erinnerung entfaltete er beim Eintritte seiner Schwester, dann sprang er zuweilen auf, und ihre Hand ergreifend, bat er sie mit Blicken, die sie in innerster Seele durchdrangen, sie möchte ihn nicht berühren. „O! sagte er, berühre ihn ja nicht! wenn deine Liebe zu mir aufrichtig ist, nähere dich ihm nicht!“ Wann sie nun forschte, worauf sich diese Bitte bezöge, war seine einzige Antwort: Gewiß! gewiß! und dann sank er wieder in einen Zustand zurück, aus dem auch sie ihn nicht erheben konnte. So blieb es mehrere Monate; so wie indeß das Jahr allmälig vorüberging, wurden auch seine Gemüthszerrüttungen minder häufig, und sein Geist befreite sich zum Theil von seiner Verdüsterung. Seine Wächter bemerkten auch, daß er des Tags zuweilen eine gewisse Zahl

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Zitationshilfe: Polidori, John: Der Vampyr [Übers. n. n.]. Leipzig, 1819, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polidori_vampyr_1819/66>, abgerufen am 05.10.2024.