Polidori, John: Der Vampyr [Übers. n. n.]. Leipzig, 1819.der Diener verhindert, vorwärts zu kommen, und indem er sich durchdrängen wollte, hörte er, daß eine Stimme wieder ganz dicht bei ihm flüsterte: "Gedenke deines Eides!" Er wagte es nicht, sich umzuschauen, sondern eilte, seine Schwester mit sich fortziehend, schnell nach Hause. Aubrey wurde fast wahnsinnig. War sein Geist schon vorher in einem einzigen Gedanken versunken gewesen, wie sehr wurde dieser Zustand verstärkt, da er nun die Gewißheit hatte, daß des Ungeheuers Leben von neuem sein Gemüth belastete. Er beachtete seiner Schwester Zärtlichkeit kaum, und vergebens drang sie in ihn, nach der Ursache seines räthselhaften Benehmens forschend. Er stieß blos wenige Worte aus, und diese erschreckten sie. Jemehr er nachsann, um so verstörter wurde er. Sein Eid machte der Diener verhindert, vorwärts zu kommen, und indem er sich durchdrängen wollte, hörte er, daß eine Stimme wieder ganz dicht bei ihm flüsterte: „Gedenke deines Eides!“ Er wagte es nicht, sich umzuschauen, sondern eilte, seine Schwester mit sich fortziehend, schnell nach Hause. Aubrey wurde fast wahnsinnig. War sein Geist schon vorher in einem einzigen Gedanken versunken gewesen, wie sehr wurde dieser Zustand verstärkt, da er nun die Gewißheit hatte, daß des Ungeheuers Leben von neuem sein Gemüth belastete. Er beachtete seiner Schwester Zärtlichkeit kaum, und vergebens drang sie in ihn, nach der Ursache seines räthselhaften Benehmens forschend. Er stieß blos wenige Worte aus, und diese erschreckten sie. Jemehr er nachsann, um so verstörter wurde er. Sein Eid machte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="54"/> der Diener verhindert, vorwärts zu kommen, und indem er sich durchdrängen wollte, hörte er, daß eine Stimme wieder ganz dicht bei ihm flüsterte: „<hi rendition="#g">Gedenke deines Eides</hi>!“ Er wagte es nicht, sich umzuschauen, sondern eilte, seine Schwester mit sich fortziehend, schnell nach Hause.</p> <p>Aubrey wurde fast wahnsinnig. War sein Geist schon vorher in einem einzigen Gedanken versunken gewesen, wie sehr wurde dieser Zustand verstärkt, da er nun die Gewißheit hatte, daß des Ungeheuers Leben von neuem sein Gemüth belastete. Er beachtete seiner Schwester Zärtlichkeit kaum, und vergebens drang sie in ihn, nach der Ursache seines räthselhaften Benehmens forschend. Er stieß blos wenige Worte aus, und diese erschreckten sie. Jemehr er nachsann, um so verstörter wurde er. Sein Eid machte </p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0061]
der Diener verhindert, vorwärts zu kommen, und indem er sich durchdrängen wollte, hörte er, daß eine Stimme wieder ganz dicht bei ihm flüsterte: „Gedenke deines Eides!“ Er wagte es nicht, sich umzuschauen, sondern eilte, seine Schwester mit sich fortziehend, schnell nach Hause.
Aubrey wurde fast wahnsinnig. War sein Geist schon vorher in einem einzigen Gedanken versunken gewesen, wie sehr wurde dieser Zustand verstärkt, da er nun die Gewißheit hatte, daß des Ungeheuers Leben von neuem sein Gemüth belastete. Er beachtete seiner Schwester Zärtlichkeit kaum, und vergebens drang sie in ihn, nach der Ursache seines räthselhaften Benehmens forschend. Er stieß blos wenige Worte aus, und diese erschreckten sie. Jemehr er nachsann, um so verstörter wurde er. Sein Eid machte
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