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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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"Kenne Sie! Kenne Sie ganz gut, Herr Büttner! Also,
womit können wir dienen?"

Der junge Mann raunte inzwischen seinem Chef mit halb¬
lauter Stimme etwas zu. "Nun und ich hoffe stark, daß
Sie Herrn Büttner den Hafer abgenommen haben, Herr Bell¬
witz!" rief der Händler. "Ich dachte . . ." meinte der so An¬
geredete. -- "Ach was, dachte! Sie denken immer! Ver¬
scherzen mir darüber womöglich eine solche Kundschaft. --
Natürlich nehmen wir den Hafer, Herr Büttner! Unbesehen
nehmen wir alles, was Sie uns bringen. Haben Sie den
Hafer mit in der Stadt?"

Der Büttnerbauer brachte mit Rucken und Zerren ein
Säckchen von grauer Leinwand aus seiner hinteren Rocktasche
hervor.

"Ach so, eine Probe! Ist eigentlich gar nicht nötig, Herr
Büttner. Kennen Ihre Ware schon. Prima, natürlich!"

Er öffnete das Säckchen aber dennoch und ließ die Körner
prüfend durch die Finger gleiten. "Kaufen wir! Geben den
höchsten Marktpreis. Herr Bellwitz, gleich einen Mann nach
dem "Mutigen Ritter" schicken! Der Hafer soll her. -- In¬
zwischen kommen Sie mal auf ein Augenblickchen hier herein,
mein guter Herr Büttner. Sie müssen mir was über den
Saatenstand bei Ihnen da draußen erzählen."

Der Bauer befand sich, ehe er sich dessen recht versehen,
im Nebenzimmer, einem kleinen Gemache, dessen einziges
Fenster nach dem Hofe hinausführte. Dort wurde er aufs
Sofa genötigt; der rotbärtige Händler nahm ihm gegenüber
am Tische Platz.

"Nun, mein Lieber, wie stehts denn, wie gehts denn in
Halbenau? Ich kenne dort verschiedene Ökonomen. Mittlerer
Boden -- was! Liegt auch schon ein bißchen hoch -- was?
Sie leiden an späten Frösten. Nachher will das Korn nicht
recht schütten, wenns vorher noch so schön gestanden hat.
Kenne das, kenne die ganze Geschichte. -- Also nun erzählen
Sie mir mal. Wie weit ist's mit der Sommerung?"

"Mei Suhn und de Madel stacken heite de latzten Apern.

„Kenne Sie! Kenne Sie ganz gut, Herr Büttner! Alſo,
womit können wir dienen?“

Der junge Mann raunte inzwiſchen ſeinem Chef mit halb¬
lauter Stimme etwas zu. „Nun und ich hoffe ſtark, daß
Sie Herrn Büttner den Hafer abgenommen haben, Herr Bell¬
witz!“ rief der Händler. „Ich dachte . . .“ meinte der ſo An¬
geredete. — „Ach was, dachte! Sie denken immer! Ver¬
ſcherzen mir darüber womöglich eine ſolche Kundſchaft. —
Natürlich nehmen wir den Hafer, Herr Büttner! Unbeſehen
nehmen wir alles, was Sie uns bringen. Haben Sie den
Hafer mit in der Stadt?“

Der Büttnerbauer brachte mit Rucken und Zerren ein
Säckchen von grauer Leinwand aus ſeiner hinteren Rocktaſche
hervor.

„Ach ſo, eine Probe! Iſt eigentlich gar nicht nötig, Herr
Büttner. Kennen Ihre Ware ſchon. Prima, natürlich!“

Er öffnete das Säckchen aber dennoch und ließ die Körner
prüfend durch die Finger gleiten. „Kaufen wir! Geben den
höchſten Marktpreis. Herr Bellwitz, gleich einen Mann nach
dem „Mutigen Ritter“ ſchicken! Der Hafer ſoll her. — In¬
zwiſchen kommen Sie mal auf ein Augenblickchen hier herein,
mein guter Herr Büttner. Sie müſſen mir was über den
Saatenſtand bei Ihnen da draußen erzählen.“

Der Bauer befand ſich, ehe er ſich deſſen recht verſehen,
im Nebenzimmer, einem kleinen Gemache, deſſen einziges
Fenſter nach dem Hofe hinausführte. Dort wurde er aufs
Sofa genötigt; der rotbärtige Händler nahm ihm gegenüber
am Tiſche Platz.

„Nun, mein Lieber, wie ſtehts denn, wie gehts denn in
Halbenau? Ich kenne dort verſchiedene Ökonomen. Mittlerer
Boden — was! Liegt auch ſchon ein bißchen hoch — was?
Sie leiden an ſpäten Fröſten. Nachher will das Korn nicht
recht ſchütten, wenns vorher noch ſo ſchön geſtanden hat.
Kenne das, kenne die ganze Geſchichte. — Alſo nun erzählen
Sie mir mal. Wie weit iſt's mit der Sommerung?“

„Mei Suhn und de Madel ſtacken heite de latzten Apern.

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[45/0059] „Kenne Sie! Kenne Sie ganz gut, Herr Büttner! Alſo, womit können wir dienen?“ Der junge Mann raunte inzwiſchen ſeinem Chef mit halb¬ lauter Stimme etwas zu. „Nun und ich hoffe ſtark, daß Sie Herrn Büttner den Hafer abgenommen haben, Herr Bell¬ witz!“ rief der Händler. „Ich dachte . . .“ meinte der ſo An¬ geredete. — „Ach was, dachte! Sie denken immer! Ver¬ ſcherzen mir darüber womöglich eine ſolche Kundſchaft. — Natürlich nehmen wir den Hafer, Herr Büttner! Unbeſehen nehmen wir alles, was Sie uns bringen. Haben Sie den Hafer mit in der Stadt?“ Der Büttnerbauer brachte mit Rucken und Zerren ein Säckchen von grauer Leinwand aus ſeiner hinteren Rocktaſche hervor. „Ach ſo, eine Probe! Iſt eigentlich gar nicht nötig, Herr Büttner. Kennen Ihre Ware ſchon. Prima, natürlich!“ Er öffnete das Säckchen aber dennoch und ließ die Körner prüfend durch die Finger gleiten. „Kaufen wir! Geben den höchſten Marktpreis. Herr Bellwitz, gleich einen Mann nach dem „Mutigen Ritter“ ſchicken! Der Hafer ſoll her. — In¬ zwiſchen kommen Sie mal auf ein Augenblickchen hier herein, mein guter Herr Büttner. Sie müſſen mir was über den Saatenſtand bei Ihnen da draußen erzählen.“ Der Bauer befand ſich, ehe er ſich deſſen recht verſehen, im Nebenzimmer, einem kleinen Gemache, deſſen einziges Fenſter nach dem Hofe hinausführte. Dort wurde er aufs Sofa genötigt; der rotbärtige Händler nahm ihm gegenüber am Tiſche Platz. „Nun, mein Lieber, wie ſtehts denn, wie gehts denn in Halbenau? Ich kenne dort verſchiedene Ökonomen. Mittlerer Boden — was! Liegt auch ſchon ein bißchen hoch — was? Sie leiden an ſpäten Fröſten. Nachher will das Korn nicht recht ſchütten, wenns vorher noch ſo ſchön geſtanden hat. Kenne das, kenne die ganze Geſchichte. — Alſo nun erzählen Sie mir mal. Wie weit iſt's mit der Sommerung?“ „Mei Suhn und de Madel ſtacken heite de latzten Apern.

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/59>, abgerufen am 27.11.2024.