Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.schwingen zu Gedanken, sein Wille sich nicht mehr aufraffen zu Dann hielt er Selbstgespräche. Zu starkem Fluchen und Auch jetzt wieder hatte er sich in einen Gedanken ver¬ Vom Hause her ertönte jetzt lautes erregtes Sprechen, "Zwanzigtausend Mark für so eine Hitsche ist Unver¬ "Aber was ich inzwischen hineingesteckt habe, Herr Berger! Der Fremde stand immer noch in der Thür, er hatte "Schön: reingesteckt! Rausgenommen haben Sie, dreimal "Kommen Sie nur ins Haus, Herr Berger!" mahnte der ſchwingen zu Gedanken, ſein Wille ſich nicht mehr aufraffen zu Dann hielt er Selbſtgeſpräche. Zu ſtarkem Fluchen und Auch jetzt wieder hatte er ſich in einen Gedanken ver¬ Vom Hauſe her ertönte jetzt lautes erregtes Sprechen, „Zwanzigtauſend Mark für ſo eine Hitſche iſt Unver¬ „Aber was ich inzwiſchen hineingeſteckt habe, Herr Berger! Der Fremde ſtand immer noch in der Thür, er hatte „Schön: reingeſteckt! Rausgenommen haben Sie, dreimal „Kommen Sie nur ins Haus, Herr Berger!“ mahnte der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0413" n="399"/> ſchwingen zu Gedanken, ſein Wille ſich nicht mehr aufraffen zu<lb/> Thaten. Der ehemals ſo thätige Mann war im ſtande, halbe<lb/> Tage in völligem Nichtsthun zu verbringen.</p><lb/> <p>Dann hielt er Selbſtgeſpräche. Zu ſtarkem Fluchen und<lb/> Schimpfen, wie ehemals, brachte er es nicht mehr. Aber er<lb/> bekam es fertig, ein und denſelben Satz zehnmal und mehr vor<lb/> ſich hin zu ſagen, immer ſchneller, immer lauter; bis er über<lb/> ſein eigenes Sprechen erſchrack, ſich ſcheu umſah, ob jemand<lb/> da ſei, und nach einiger Zeit in ſeine gewöhnliche Stumpfheit<lb/> zurückverſank.</p><lb/> <p>Auch jetzt wieder hatte er ſich in einen Gedanken ver¬<lb/> biſſen: jener fremde Herr, deſſen Namen er nicht einmal<lb/> kannte, hatte ſein Haus eine Hundehütte genannt. Und<lb/> nun ſagte er das Wort vor ſich hin, mit rauher Stimme:<lb/> „Hundehütte, Hundehütte, Hundehütte . . .,“ daß die Kühe<lb/> im Freſſen innehielten und ſich umſahen nach dem närriſchen<lb/> Alten.</p><lb/> <p>Vom Hauſe her ertönte jetzt lautes erregtes Sprechen,<lb/> als ob ſie ſich dort ſtritten. In der Hausthür erſchien der<lb/> Fremde. Er war im Begriffe ſeinen Pelz anzuziehen, hinter<lb/> ihm kam Sam, ſuchte den Mann feſtzuhalten.</p><lb/> <p>„Zwanzigtauſend Mark für ſo eine Hitſche iſt Unver¬<lb/> ſchämtheit!“ ſchrie der Fremde. „Ich weiß ganz genau, was<lb/> Sie in der Subhaſtation gegeben haben dafür.“</p><lb/> <p>„Aber was ich inzwiſchen hineingeſteckt habe, Herr Berger!<lb/> wollen Sie das, bitte, nicht vergeſſen.“</p><lb/> <p>Der Fremde ſtand immer noch in der Thür, er hatte<lb/> inzwiſchen den Ärmel gefunden, ſchien auf dem Sprunge, fort¬<lb/> zugehen.</p><lb/> <p>„Schön: reingeſteckt! Rausgenommen haben Sie, dreimal<lb/> ſo viel als Sie gegeben haben! Und nun ſoll ich Ihnen für<lb/> den Hof und das bißchen Ziegelei zwanzigtauſend Mark geben!<lb/> — Verrückt müßte ich ſein! Viertauſend Thaler gebe ich!<lb/> Nicht einen Pfennig mehr!“</p><lb/> <p>„Kommen Sie nur ins Haus, Herr Berger!“ mahnte der<lb/> Händler und ſuchte den erregten Mann hereinzuziehen. „Wir<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [399/0413]
ſchwingen zu Gedanken, ſein Wille ſich nicht mehr aufraffen zu
Thaten. Der ehemals ſo thätige Mann war im ſtande, halbe
Tage in völligem Nichtsthun zu verbringen.
Dann hielt er Selbſtgeſpräche. Zu ſtarkem Fluchen und
Schimpfen, wie ehemals, brachte er es nicht mehr. Aber er
bekam es fertig, ein und denſelben Satz zehnmal und mehr vor
ſich hin zu ſagen, immer ſchneller, immer lauter; bis er über
ſein eigenes Sprechen erſchrack, ſich ſcheu umſah, ob jemand
da ſei, und nach einiger Zeit in ſeine gewöhnliche Stumpfheit
zurückverſank.
Auch jetzt wieder hatte er ſich in einen Gedanken ver¬
biſſen: jener fremde Herr, deſſen Namen er nicht einmal
kannte, hatte ſein Haus eine Hundehütte genannt. Und
nun ſagte er das Wort vor ſich hin, mit rauher Stimme:
„Hundehütte, Hundehütte, Hundehütte . . .,“ daß die Kühe
im Freſſen innehielten und ſich umſahen nach dem närriſchen
Alten.
Vom Hauſe her ertönte jetzt lautes erregtes Sprechen,
als ob ſie ſich dort ſtritten. In der Hausthür erſchien der
Fremde. Er war im Begriffe ſeinen Pelz anzuziehen, hinter
ihm kam Sam, ſuchte den Mann feſtzuhalten.
„Zwanzigtauſend Mark für ſo eine Hitſche iſt Unver¬
ſchämtheit!“ ſchrie der Fremde. „Ich weiß ganz genau, was
Sie in der Subhaſtation gegeben haben dafür.“
„Aber was ich inzwiſchen hineingeſteckt habe, Herr Berger!
wollen Sie das, bitte, nicht vergeſſen.“
Der Fremde ſtand immer noch in der Thür, er hatte
inzwiſchen den Ärmel gefunden, ſchien auf dem Sprunge, fort¬
zugehen.
„Schön: reingeſteckt! Rausgenommen haben Sie, dreimal
ſo viel als Sie gegeben haben! Und nun ſoll ich Ihnen für
den Hof und das bißchen Ziegelei zwanzigtauſend Mark geben!
— Verrückt müßte ich ſein! Viertauſend Thaler gebe ich!
Nicht einen Pfennig mehr!“
„Kommen Sie nur ins Haus, Herr Berger!“ mahnte der
Händler und ſuchte den erregten Mann hereinzuziehen. „Wir
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