Eines Tages im Februar erschien Harrassowitz auf dem ehemahligen Büttnerschen Bauernhofe. Er war in Gesellschaft eines städtisch gekleideten jungen Mannes.
Der Händler fand die vordere Hausthür verschlossen. Er ging daher um das Haus herum, durch den Schnee, nach dem hinteren Eingang, aber auch dort war die Thür, ver¬ riegelt. Harrassowitz pochte und rüttelte an Thür und Fenster¬ laden; als das nichts nützte, legte er sich aufs Pfeifen und Rufen. Jemand mußte doch im Gehöft sein; es führte ja keine Spur in dem frisch gefallenen Schnee zum Hofthor hinaus. --
Endlich erschien der graue Bart des alten Büttner, oben in der Dachluke. Er hatte sich, seiner Gewohnheit gemäß, eingeschlossen. Jetzt freilich, wo er den Eigentümer des Hauses und Gutes selbst vor der Thür sah, mußte er wohl oder übel aufmachen.
Sam war wütend über das lange Warten. Bei ihm sei es wohl nicht ganz richtig im Kopfe, schrie er den alten Mann an, als der barhäuptig in der Thür erschien. Er solle mal gefälligst sofort alles öffnen; hier sei jemand, der sich das Haus ansehen wolle.
Nun ging es an eine eingehende Besichtigung des Ganzen. Vom Keller bis hinauf auf den Boden wurde jeder einzelne Raum beschritten und besehen.
X.
Eines Tages im Februar erſchien Harraſſowitz auf dem ehemahligen Büttnerſchen Bauernhofe. Er war in Geſellſchaft eines ſtädtiſch gekleideten jungen Mannes.
Der Händler fand die vordere Hausthür verſchloſſen. Er ging daher um das Haus herum, durch den Schnee, nach dem hinteren Eingang, aber auch dort war die Thür, ver¬ riegelt. Harraſſowitz pochte und rüttelte an Thür und Fenſter¬ laden; als das nichts nützte, legte er ſich aufs Pfeifen und Rufen. Jemand mußte doch im Gehöft ſein; es führte ja keine Spur in dem friſch gefallenen Schnee zum Hofthor hinaus. —
Endlich erſchien der graue Bart des alten Büttner, oben in der Dachluke. Er hatte ſich, ſeiner Gewohnheit gemäß, eingeſchloſſen. Jetzt freilich, wo er den Eigentümer des Hauſes und Gutes ſelbſt vor der Thür ſah, mußte er wohl oder übel aufmachen.
Sam war wütend über das lange Warten. Bei ihm ſei es wohl nicht ganz richtig im Kopfe, ſchrie er den alten Mann an, als der barhäuptig in der Thür erſchien. Er ſolle mal gefälligſt ſofort alles öffnen; hier ſei jemand, der ſich das Haus anſehen wolle.
Nun ging es an eine eingehende Beſichtigung des Ganzen. Vom Keller bis hinauf auf den Boden wurde jeder einzelne Raum beſchritten und beſehen.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0409"n="[395]"/><divn="2"><head>X.<lb/></head><p>Eines Tages im Februar erſchien Harraſſowitz auf dem<lb/>
ehemahligen Büttnerſchen Bauernhofe. Er war in Geſellſchaft<lb/>
eines ſtädtiſch gekleideten jungen Mannes.</p><lb/><p>Der Händler fand die vordere Hausthür verſchloſſen.<lb/>
Er ging daher um das Haus herum, durch den Schnee, nach<lb/>
dem hinteren Eingang, aber auch dort war die Thür, ver¬<lb/>
riegelt. Harraſſowitz pochte und rüttelte an Thür und Fenſter¬<lb/>
laden; als das nichts nützte, legte er ſich aufs Pfeifen und<lb/>
Rufen. Jemand mußte doch im Gehöft ſein; es führte ja<lb/>
keine Spur in dem friſch gefallenen Schnee zum Hofthor<lb/>
hinaus. —</p><lb/><p>Endlich erſchien der graue Bart des alten Büttner, oben<lb/>
in der Dachluke. Er hatte ſich, ſeiner Gewohnheit gemäß,<lb/>
eingeſchloſſen. Jetzt freilich, wo er den Eigentümer des<lb/>
Hauſes und Gutes ſelbſt vor der Thür ſah, mußte er wohl<lb/>
oder übel aufmachen.</p><lb/><p>Sam war wütend über das lange Warten. Bei ihm<lb/>ſei es wohl nicht ganz richtig im Kopfe, ſchrie er den alten<lb/>
Mann an, als der barhäuptig in der Thür erſchien. Er ſolle<lb/>
mal gefälligſt ſofort alles öffnen; hier ſei jemand, der ſich das<lb/>
Haus anſehen wolle.</p><lb/><p>Nun ging es an eine eingehende Beſichtigung des Ganzen.<lb/>
Vom Keller bis hinauf auf den Boden wurde jeder einzelne<lb/>
Raum beſchritten und beſehen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[[395]/0409]
X.
Eines Tages im Februar erſchien Harraſſowitz auf dem
ehemahligen Büttnerſchen Bauernhofe. Er war in Geſellſchaft
eines ſtädtiſch gekleideten jungen Mannes.
Der Händler fand die vordere Hausthür verſchloſſen.
Er ging daher um das Haus herum, durch den Schnee, nach
dem hinteren Eingang, aber auch dort war die Thür, ver¬
riegelt. Harraſſowitz pochte und rüttelte an Thür und Fenſter¬
laden; als das nichts nützte, legte er ſich aufs Pfeifen und
Rufen. Jemand mußte doch im Gehöft ſein; es führte ja
keine Spur in dem friſch gefallenen Schnee zum Hofthor
hinaus. —
Endlich erſchien der graue Bart des alten Büttner, oben
in der Dachluke. Er hatte ſich, ſeiner Gewohnheit gemäß,
eingeſchloſſen. Jetzt freilich, wo er den Eigentümer des
Hauſes und Gutes ſelbſt vor der Thür ſah, mußte er wohl
oder übel aufmachen.
Sam war wütend über das lange Warten. Bei ihm
ſei es wohl nicht ganz richtig im Kopfe, ſchrie er den alten
Mann an, als der barhäuptig in der Thür erſchien. Er ſolle
mal gefälligſt ſofort alles öffnen; hier ſei jemand, der ſich das
Haus anſehen wolle.
Nun ging es an eine eingehende Beſichtigung des Ganzen.
Vom Keller bis hinauf auf den Boden wurde jeder einzelne
Raum beſchritten und beſehen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. [395]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/409>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.