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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Vögel fest, oft flogen sie den Treibern unter den Füßen auf.
In einem fort ertönte das Gackern der Hähne. Dann, sobald
die Vögel über die Schützenkette strichen, Schüsse, oft ganze
Kanonaden! Es war ein herzerquickendes Schauspiel für das
Auge des Waidmanns, wenn der Fasanhahn in die Luft
stieg, dann in gerader Linie abstrich, im Glanze seines
prächtigen Gefieders, mit dem langen Stoße. Darauf ein
wohlgezielter Schuß, gut vorgehalten; der königliche Vogel
klappte zusammen, die ganze Pracht hatte ein jähes Ende ge¬
funden! --

Auch der Treiber bemächtigte sich gar bald das Jagdfieber.
Aller Mahnungen des Forstpersonals, sich stille zu verhalten,
ungeachtet, schrien sie laut, jeden Treffschuß bejubelnd.

Nach dem fünften Treiben fand Frühstückspause statt.
Tische und Bänke waren herbeigefahren worden. Am Feuer,
das auf einem Waldwege angezündet worden war, wurden
große eiserne Töpfe und kupferne Kessel mit Speisen und Ge¬
tränken gewärmt. Die Schützen ließen sich nieder, einige Diener
vom Schlosse bedienten.

Karl hatte unter den Jagdgästen einen ehemaligen Vor¬
gesetzten wiedererkannt, der sein Rekrutenoffizier gewesen war.
Inzwischen war der damalige Leutnant zum Major vor¬
gerückt und nach Berlin zur Garde versetzt worden.

Karl konnte den Entschluß nicht recht finden, den Herrn
anzureden. Wer weiß, ob der ihn kennen würde? Und dann
wurde er womöglich ausgelacht! -- Aber nach dem Früh¬
stück wuchs sein Mut. Die Speisereste waren unter die Treiber
verteilt worden; Karl hatte gierig geschlungen. Auf irgend
eine Weise war auch eine Flasche starken Likörs vom Tische
der Schützen unter die Treiber geraten. Karl hatte einige
Schlucke von dem ungewohnten Getränk genossen; er befand
sich infolgedessen in gehobener Stimmung.

Mit mehr Freimut, als ihm für gewöhnlich eigen war, trat
er vor seinen ehemaligen Vorgesetzten hin, schlug die Hacken zu¬
sammen, legte die Hand an die Kopfbedeckung, sagte seinen Namen
und erzählte, daß er Rekrut beim Herrn Major gewesen sei.

Vögel feſt, oft flogen ſie den Treibern unter den Füßen auf.
In einem fort ertönte das Gackern der Hähne. Dann, ſobald
die Vögel über die Schützenkette ſtrichen, Schüſſe, oft ganze
Kanonaden! Es war ein herzerquickendes Schauſpiel für das
Auge des Waidmanns, wenn der Faſanhahn in die Luft
ſtieg, dann in gerader Linie abſtrich, im Glanze ſeines
prächtigen Gefieders, mit dem langen Stoße. Darauf ein
wohlgezielter Schuß, gut vorgehalten; der königliche Vogel
klappte zuſammen, die ganze Pracht hatte ein jähes Ende ge¬
funden! —

Auch der Treiber bemächtigte ſich gar bald das Jagdfieber.
Aller Mahnungen des Forſtperſonals, ſich ſtille zu verhalten,
ungeachtet, ſchrien ſie laut, jeden Treffſchuß bejubelnd.

Nach dem fünften Treiben fand Frühſtückspauſe ſtatt.
Tiſche und Bänke waren herbeigefahren worden. Am Feuer,
das auf einem Waldwege angezündet worden war, wurden
große eiſerne Töpfe und kupferne Keſſel mit Speiſen und Ge¬
tränken gewärmt. Die Schützen ließen ſich nieder, einige Diener
vom Schloſſe bedienten.

Karl hatte unter den Jagdgäſten einen ehemaligen Vor¬
geſetzten wiedererkannt, der ſein Rekrutenoffizier geweſen war.
Inzwiſchen war der damalige Leutnant zum Major vor¬
gerückt und nach Berlin zur Garde verſetzt worden.

Karl konnte den Entſchluß nicht recht finden, den Herrn
anzureden. Wer weiß, ob der ihn kennen würde? Und dann
wurde er womöglich ausgelacht! — Aber nach dem Früh¬
ſtück wuchs ſein Mut. Die Speiſereſte waren unter die Treiber
verteilt worden; Karl hatte gierig geſchlungen. Auf irgend
eine Weiſe war auch eine Flaſche ſtarken Likörs vom Tiſche
der Schützen unter die Treiber geraten. Karl hatte einige
Schlucke von dem ungewohnten Getränk genoſſen; er befand
ſich infolgedeſſen in gehobener Stimmung.

Mit mehr Freimut, als ihm für gewöhnlich eigen war, trat
er vor ſeinen ehemaligen Vorgeſetzten hin, ſchlug die Hacken zu¬
ſammen, legte die Hand an die Kopfbedeckung, ſagte ſeinen Namen
und erzählte, daß er Rekrut beim Herrn Major geweſen ſei.

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[343/0357] Vögel feſt, oft flogen ſie den Treibern unter den Füßen auf. In einem fort ertönte das Gackern der Hähne. Dann, ſobald die Vögel über die Schützenkette ſtrichen, Schüſſe, oft ganze Kanonaden! Es war ein herzerquickendes Schauſpiel für das Auge des Waidmanns, wenn der Faſanhahn in die Luft ſtieg, dann in gerader Linie abſtrich, im Glanze ſeines prächtigen Gefieders, mit dem langen Stoße. Darauf ein wohlgezielter Schuß, gut vorgehalten; der königliche Vogel klappte zuſammen, die ganze Pracht hatte ein jähes Ende ge¬ funden! — Auch der Treiber bemächtigte ſich gar bald das Jagdfieber. Aller Mahnungen des Forſtperſonals, ſich ſtille zu verhalten, ungeachtet, ſchrien ſie laut, jeden Treffſchuß bejubelnd. Nach dem fünften Treiben fand Frühſtückspauſe ſtatt. Tiſche und Bänke waren herbeigefahren worden. Am Feuer, das auf einem Waldwege angezündet worden war, wurden große eiſerne Töpfe und kupferne Keſſel mit Speiſen und Ge¬ tränken gewärmt. Die Schützen ließen ſich nieder, einige Diener vom Schloſſe bedienten. Karl hatte unter den Jagdgäſten einen ehemaligen Vor¬ geſetzten wiedererkannt, der ſein Rekrutenoffizier geweſen war. Inzwiſchen war der damalige Leutnant zum Major vor¬ gerückt und nach Berlin zur Garde verſetzt worden. Karl konnte den Entſchluß nicht recht finden, den Herrn anzureden. Wer weiß, ob der ihn kennen würde? Und dann wurde er womöglich ausgelacht! — Aber nach dem Früh¬ ſtück wuchs ſein Mut. Die Speiſereſte waren unter die Treiber verteilt worden; Karl hatte gierig geſchlungen. Auf irgend eine Weiſe war auch eine Flaſche ſtarken Likörs vom Tiſche der Schützen unter die Treiber geraten. Karl hatte einige Schlucke von dem ungewohnten Getränk genoſſen; er befand ſich infolgedeſſen in gehobener Stimmung. Mit mehr Freimut, als ihm für gewöhnlich eigen war, trat er vor ſeinen ehemaligen Vorgeſetzten hin, ſchlug die Hacken zu¬ ſammen, legte die Hand an die Kopfbedeckung, ſagte ſeinen Namen und erzählte, daß er Rekrut beim Herrn Major geweſen ſei.

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/357>, abgerufen am 23.11.2024.