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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Kreiterwetter! das is a Staatskorn, da warn a hibsch Paar
Schock uf'n Morgen kimma. Was meenst De? nich!"

Der Büttnerbauer sagte nichts, warf aber dem Schwager
einen so sprechenden Blick zu, daß der ihm unwillkürlich den Weg
frei machte und ihn weiter gehen ließ. Dann rief er dem Alten
nach: "Du Traugott! zur Ernte kannst De mir helfen kimma.
Ich will D'ch och bezahl'n. Ich mechte 's Korn sinsten am
Ende ne Herre warn, suviel stieht's 'n druffe. Willst De uf
Erntearbeit kimma -- hee?"

Der Bauer ging weiter, ohne sich umzusehen.

"Nu ja, ich meene ock, Traugott! Du weeßt am Ende
noch gar niche, daß 'ch das Kornsticke dahie von Harrassowitzen
gekeft ha'. 's is a hibsches Sticke, a Schaffel a zehne gruß.
Ju, ju, das ha' ich mer genumm'n! Na, dacht'ch wenn se's
Büttnersche Gut eemal versteigern tun, da wirscht De Dir och
e Sticke nahmen kennen -- warum denn ne! Da bleibt's duch
wenigstens in der Familie."

Nun war der Alte doch stehen geblieben, mitten auf dem
Wege, starr und steif, mit offenem Munde. Kaschelernst
hatte das Kornstück gekauft! -- Kaschelernst im Besitze seines
besten Ackers! --

"Ju ju, Traugott, das Korn is meine!" sagte der
Kretschamwirt näher zu seinem Schwager herankommend.
"Ich bedank' mich och schienstens bei Dir', daß Du den
Acker so schiene bestellt hast. Schienes Korn, sehr schienes
Korn!"

Richard, der sich bis dahin die Hand vor den Mund ge¬
halten hatte, platzte jetzt auf einmal heraus.

Der Bauer stand da, steif wie ein Stock.

Kaschelernst im Besitze dieses Kornstückes! -- Das erschien
von allem, was ihm bisher wiederfahren, das Ungeheuerlichste.
Sein Gesicht begann sich zu verändern. Die Augen leuchteten
in dunklen Lichtern, die Nüstern blähten sich auf, die Lippen
hoben sich, wie bei einem wilden Tiere, das sich auf den Feind
stürzen will. Aus seinem Munde kam ein knurrender Laut:
"Hund -- Huund .. . . . . ."

Kreiterwetter! das is a Staatskorn, da warn a hibſch Paar
Schock uf'n Morgen kimma. Was meenſt De? nich!“

Der Büttnerbauer ſagte nichts, warf aber dem Schwager
einen ſo ſprechenden Blick zu, daß der ihm unwillkürlich den Weg
frei machte und ihn weiter gehen ließ. Dann rief er dem Alten
nach: „Du Traugott! zur Ernte kannſt De mir helfen kimma.
Ich will D'ch och bezahl'n. Ich mechte 's Korn ſinſten am
Ende ne Herre warn, ſuviel ſtieht's 'n druffe. Willſt De uf
Erntearbeit kimma — hee?“

Der Bauer ging weiter, ohne ſich umzuſehen.

„Nu ja, ich meene ock, Traugott! Du weeßt am Ende
noch gar niche, daß 'ch das Kornſticke dahie von Harraſſowitzen
gekeft ha'. 's is a hibſches Sticke, a Schaffel a zehne gruß.
Ju, ju, das ha' ich mer genumm'n! Na, dacht'ch wenn ſe's
Büttnerſche Gut eemal verſteigern tun, da wirſcht De Dir och
e Sticke nahmen kennen — warum denn ne! Da bleibt's duch
wenigſtens in der Familie.“

Nun war der Alte doch ſtehen geblieben, mitten auf dem
Wege, ſtarr und ſteif, mit offenem Munde. Kaſchelernſt
hatte das Kornſtück gekauft! — Kaſchelernſt im Beſitze ſeines
beſten Ackers! —

„Ju ju, Traugott, das Korn is meine!“ ſagte der
Kretſchamwirt näher zu ſeinem Schwager herankommend.
„Ich bedank' mich och ſchienſtens bei Dir', daß Du den
Acker ſo ſchiene beſtellt haſt. Schienes Korn, ſehr ſchienes
Korn!“

Richard, der ſich bis dahin die Hand vor den Mund ge¬
halten hatte, platzte jetzt auf einmal heraus.

Der Bauer ſtand da, ſteif wie ein Stock.

Kaſchelernſt im Beſitze dieſes Kornſtückes! — Das erſchien
von allem, was ihm bisher wiederfahren, das Ungeheuerlichſte.
Sein Geſicht begann ſich zu verändern. Die Augen leuchteten
in dunklen Lichtern, die Nüſtern blähten ſich auf, die Lippen
hoben ſich, wie bei einem wilden Tiere, das ſich auf den Feind
ſtürzen will. Aus ſeinem Munde kam ein knurrender Laut:
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[298/0312] Kreiterwetter! das is a Staatskorn, da warn a hibſch Paar Schock uf'n Morgen kimma. Was meenſt De? nich!“ Der Büttnerbauer ſagte nichts, warf aber dem Schwager einen ſo ſprechenden Blick zu, daß der ihm unwillkürlich den Weg frei machte und ihn weiter gehen ließ. Dann rief er dem Alten nach: „Du Traugott! zur Ernte kannſt De mir helfen kimma. Ich will D'ch och bezahl'n. Ich mechte 's Korn ſinſten am Ende ne Herre warn, ſuviel ſtieht's 'n druffe. Willſt De uf Erntearbeit kimma — hee?“ Der Bauer ging weiter, ohne ſich umzuſehen. „Nu ja, ich meene ock, Traugott! Du weeßt am Ende noch gar niche, daß 'ch das Kornſticke dahie von Harraſſowitzen gekeft ha'. 's is a hibſches Sticke, a Schaffel a zehne gruß. Ju, ju, das ha' ich mer genumm'n! Na, dacht'ch wenn ſe's Büttnerſche Gut eemal verſteigern tun, da wirſcht De Dir och e Sticke nahmen kennen — warum denn ne! Da bleibt's duch wenigſtens in der Familie.“ Nun war der Alte doch ſtehen geblieben, mitten auf dem Wege, ſtarr und ſteif, mit offenem Munde. Kaſchelernſt hatte das Kornſtück gekauft! — Kaſchelernſt im Beſitze ſeines beſten Ackers! — „Ju ju, Traugott, das Korn is meine!“ ſagte der Kretſchamwirt näher zu ſeinem Schwager herankommend. „Ich bedank' mich och ſchienſtens bei Dir', daß Du den Acker ſo ſchiene beſtellt haſt. Schienes Korn, ſehr ſchienes Korn!“ Richard, der ſich bis dahin die Hand vor den Mund ge¬ halten hatte, platzte jetzt auf einmal heraus. Der Bauer ſtand da, ſteif wie ein Stock. Kaſchelernſt im Beſitze dieſes Kornſtückes! — Das erſchien von allem, was ihm bisher wiederfahren, das Ungeheuerlichſte. Sein Geſicht begann ſich zu verändern. Die Augen leuchteten in dunklen Lichtern, die Nüſtern blähten ſich auf, die Lippen hoben ſich, wie bei einem wilden Tiere, das ſich auf den Feind ſtürzen will. Aus ſeinem Munde kam ein knurrender Laut: „Hund — Huund .. . . . . .“

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/312>, abgerufen am 22.11.2024.