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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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gonnene Unternehmen weiterführen mußte. Er befand sich,
ohne sich des Sprunges recht versehen zu haben, auf einmal
jenseits des Grabens.

Die Mädchen waren ihm also sicher. Es galt nun, die
Männer, welche der Kontrakt verlangte, zu schaffen. Es
sollten, den Vorarbeiter eingeschlossen, ihrer vier bis fünf sein.
Gustav sann hin und her. Er überschlug alles, was er von
jungen Leuten im Dorfe kannte. Kaum einer war da, dem
er Lust und Befähigung für seine Zwecke zutraute.

Aber, es war merkwürdig! Als ob sich so etwas durch
die Luft, wie ein Ansteckungsstoff mitteilen könne! Kaum
zeigte sich Gustav heute auf der Gasse, da redeten ihn die
Leute auch schon auf sein Unternehmen an. Das Gerücht
hatte bereits vergrößert. Er suche dreißig Mädchen -- einer
sprach sogar von fünfzig -- mit denen er nach Sachsen gehen
wolle.

Auch einzelne spöttische Mienen bekam er zu sehen. Es
war noch in zu frischem Gedächtnis, wie er neulich dem
Agenten entgegengetreten war. Und nun war er zu einem
Helfer eben dieses Mannes geworden! Das mußte man mit
in den Kauf nehmen! Aber, es wurmte ihn im Geheimen,
daß mancher ihn nun für wankelmütig oder doppelzüngig
halten mochte.

Nun boten sich ihm auch, ganz ohne sein Dazuthun, zwei
junge Leute an. Der eine war auf einem der benachbarten
Rittergüter Stallbursche gewesen und jetzt ohne Stellung,
der andere wies sich als gewesener Schmiedegeselle aus,
ebenfalls arbeitslos. Bei dem Stallburschen war Gustav
zweifelhaft, ob er ihn mieten solle. Der junge, kaum
siebzehnjährige Mensch, mit seinen langen, knabenhaft mage¬
ren Gliedmaßen sah nicht gerade wie ein strammer Feld¬
arbeiter aus. Aber er bat so inständig, angenommen zu
werden, versprach, sein Möglichstes an Fleiß zu leisten,
daß Gustav ihm schließlich den Willen that. Der Schmiede¬
geselle machte den Eindruck eines kräftigen, handfesten
Burschen.

gonnene Unternehmen weiterführen mußte. Er befand ſich,
ohne ſich des Sprunges recht verſehen zu haben, auf einmal
jenſeits des Grabens.

Die Mädchen waren ihm alſo ſicher. Es galt nun, die
Männer, welche der Kontrakt verlangte, zu ſchaffen. Es
ſollten, den Vorarbeiter eingeſchloſſen, ihrer vier bis fünf ſein.
Guſtav ſann hin und her. Er überſchlug alles, was er von
jungen Leuten im Dorfe kannte. Kaum einer war da, dem
er Luſt und Befähigung für ſeine Zwecke zutraute.

Aber, es war merkwürdig! Als ob ſich ſo etwas durch
die Luft, wie ein Anſteckungsſtoff mitteilen könne! Kaum
zeigte ſich Guſtav heute auf der Gaſſe, da redeten ihn die
Leute auch ſchon auf ſein Unternehmen an. Das Gerücht
hatte bereits vergrößert. Er ſuche dreißig Mädchen — einer
ſprach ſogar von fünfzig — mit denen er nach Sachſen gehen
wolle.

Auch einzelne ſpöttiſche Mienen bekam er zu ſehen. Es
war noch in zu friſchem Gedächtnis, wie er neulich dem
Agenten entgegengetreten war. Und nun war er zu einem
Helfer eben dieſes Mannes geworden! Das mußte man mit
in den Kauf nehmen! Aber, es wurmte ihn im Geheimen,
daß mancher ihn nun für wankelmütig oder doppelzüngig
halten mochte.

Nun boten ſich ihm auch, ganz ohne ſein Dazuthun, zwei
junge Leute an. Der eine war auf einem der benachbarten
Rittergüter Stallburſche geweſen und jetzt ohne Stellung,
der andere wies ſich als geweſener Schmiedegeſelle aus,
ebenfalls arbeitslos. Bei dem Stallburſchen war Guſtav
zweifelhaft, ob er ihn mieten ſolle. Der junge, kaum
ſiebzehnjährige Menſch, mit ſeinen langen, knabenhaft mage¬
ren Gliedmaßen ſah nicht gerade wie ein ſtrammer Feld¬
arbeiter aus. Aber er bat ſo inſtändig, angenommen zu
werden, verſprach, ſein Möglichſtes an Fleiß zu leiſten,
daß Guſtav ihm ſchließlich den Willen that. Der Schmiede¬
geſelle machte den Eindruck eines kräftigen, handfeſten
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[248/0262] gonnene Unternehmen weiterführen mußte. Er befand ſich, ohne ſich des Sprunges recht verſehen zu haben, auf einmal jenſeits des Grabens. Die Mädchen waren ihm alſo ſicher. Es galt nun, die Männer, welche der Kontrakt verlangte, zu ſchaffen. Es ſollten, den Vorarbeiter eingeſchloſſen, ihrer vier bis fünf ſein. Guſtav ſann hin und her. Er überſchlug alles, was er von jungen Leuten im Dorfe kannte. Kaum einer war da, dem er Luſt und Befähigung für ſeine Zwecke zutraute. Aber, es war merkwürdig! Als ob ſich ſo etwas durch die Luft, wie ein Anſteckungsſtoff mitteilen könne! Kaum zeigte ſich Guſtav heute auf der Gaſſe, da redeten ihn die Leute auch ſchon auf ſein Unternehmen an. Das Gerücht hatte bereits vergrößert. Er ſuche dreißig Mädchen — einer ſprach ſogar von fünfzig — mit denen er nach Sachſen gehen wolle. Auch einzelne ſpöttiſche Mienen bekam er zu ſehen. Es war noch in zu friſchem Gedächtnis, wie er neulich dem Agenten entgegengetreten war. Und nun war er zu einem Helfer eben dieſes Mannes geworden! Das mußte man mit in den Kauf nehmen! Aber, es wurmte ihn im Geheimen, daß mancher ihn nun für wankelmütig oder doppelzüngig halten mochte. Nun boten ſich ihm auch, ganz ohne ſein Dazuthun, zwei junge Leute an. Der eine war auf einem der benachbarten Rittergüter Stallburſche geweſen und jetzt ohne Stellung, der andere wies ſich als geweſener Schmiedegeſelle aus, ebenfalls arbeitslos. Bei dem Stallburſchen war Guſtav zweifelhaft, ob er ihn mieten ſolle. Der junge, kaum ſiebzehnjährige Menſch, mit ſeinen langen, knabenhaft mage¬ ren Gliedmaßen ſah nicht gerade wie ein ſtrammer Feld¬ arbeiter aus. Aber er bat ſo inſtändig, angenommen zu werden, verſprach, ſein Möglichſtes an Fleiß zu leiſten, daß Guſtav ihm ſchließlich den Willen that. Der Schmiede¬ geſelle machte den Eindruck eines kräftigen, handfeſten Burſchen.

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/262>, abgerufen am 24.11.2024.