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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Er hatte Krach bekommen mit dem Meister. Nun war er ge¬
wandert, hatte dabei einen guten Teil Deutschlands gesehen.
Im Westfälischen war er hängen geblieben, eines Mädels
wegen, sagte er. Dort hatte er sich in eine Maschinenwerk¬
zeugfabrik verdungen. Bald darauf war Strike ausgebrochen,
und er hatte seinen Stab weitersetzen müssen. Einige Monate
lang hatte er beim Nordostseekanalbau Arbeit gefunden. Nach¬
dem er den Winter über in einer posenschen Zuckerfabrik als
Heizer Verwendung und Unterschlupf gefunden, lag er jetzt
wieder auf der Landstraße.

Gustav Büttner war mit diesem Häschke besonders
befreundet gewesen. Sie hatten zusammen die Leiden der
Rekrutenzeit durchgemacht. Waren auf derselben Stube
und in dem nämlichen Beritt gewesen. Daß Büttner bald
zum Gefreiten befördert wurde, während Häschke Gemeiner
blieb, hatte keine eigentliche Scheidewand zwischen ihnen auf¬
gerichtet. Häschke war und blieb einer der beliebtesten und
angesehensten Kameraden, obgleich ihm die Vorgesetzten nicht
wohl wollten, seines losen Maules und seiner Leichtfertigkeit
wegen. Mutterwitz und Gewandtheit brachten ihn bei seines¬
gleichen desto mehr zur Geltung.

Jetzt wurden alle diese Erinnerungen wieder aufgefrischt.
Vom schnauzigen Wachtmeister und vom schneidigen Herrn
Rittmeister erzählte man sich, und mancher lustige Streich aus
dem Manöver und dem Garnisonsleben wurde an's Tageslicht
gezogen.

Häschke war natürlich Gustavs Gast. Als er erfahren
hatte, daß der Weitgereiste heute noch nichts Ordentliches in
den Magen bekommen, bestellte Gustav Butterbrot und Wurst
für ihn.

Auf diese Weise war der Nachmittag vergangen. Die
hereinbrechende Dunkelheit mahnte zum Aufbruch. Gustav
dachte mit geheimer Besorgnis an die hohe Zeche, die er ge¬
macht hatte. Aber er hütete sich wohl, davon etwas merken
zu lassen. Im Gegenteil! Den Kaschels wollte er grade mal
zeigen, daß es ihm auf ein paar Mark nicht ankomme. Und

Er hatte Krach bekommen mit dem Meiſter. Nun war er ge¬
wandert, hatte dabei einen guten Teil Deutſchlands geſehen.
Im Weſtfäliſchen war er hängen geblieben, eines Mädels
wegen, ſagte er. Dort hatte er ſich in eine Maſchinenwerk¬
zeugfabrik verdungen. Bald darauf war Strike ausgebrochen,
und er hatte ſeinen Stab weiterſetzen müſſen. Einige Monate
lang hatte er beim Nordoſtſeekanalbau Arbeit gefunden. Nach¬
dem er den Winter über in einer poſenſchen Zuckerfabrik als
Heizer Verwendung und Unterſchlupf gefunden, lag er jetzt
wieder auf der Landſtraße.

Guſtav Büttner war mit dieſem Häſchke beſonders
befreundet geweſen. Sie hatten zuſammen die Leiden der
Rekrutenzeit durchgemacht. Waren auf derſelben Stube
und in dem nämlichen Beritt geweſen. Daß Büttner bald
zum Gefreiten befördert wurde, während Häſchke Gemeiner
blieb, hatte keine eigentliche Scheidewand zwiſchen ihnen auf¬
gerichtet. Häſchke war und blieb einer der beliebteſten und
angeſehenſten Kameraden, obgleich ihm die Vorgeſetzten nicht
wohl wollten, ſeines loſen Maules und ſeiner Leichtfertigkeit
wegen. Mutterwitz und Gewandtheit brachten ihn bei ſeines¬
gleichen deſto mehr zur Geltung.

Jetzt wurden alle dieſe Erinnerungen wieder aufgefriſcht.
Vom ſchnauzigen Wachtmeiſter und vom ſchneidigen Herrn
Rittmeiſter erzählte man ſich, und mancher luſtige Streich aus
dem Manöver und dem Garniſonsleben wurde an's Tageslicht
gezogen.

Häſchke war natürlich Guſtavs Gaſt. Als er erfahren
hatte, daß der Weitgereiſte heute noch nichts Ordentliches in
den Magen bekommen, beſtellte Guſtav Butterbrot und Wurſt
für ihn.

Auf dieſe Weiſe war der Nachmittag vergangen. Die
hereinbrechende Dunkelheit mahnte zum Aufbruch. Guſtav
dachte mit geheimer Beſorgnis an die hohe Zeche, die er ge¬
macht hatte. Aber er hütete ſich wohl, davon etwas merken
zu laſſen. Im Gegenteil! Den Kaſchels wollte er grade mal
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[231/0245] Er hatte Krach bekommen mit dem Meiſter. Nun war er ge¬ wandert, hatte dabei einen guten Teil Deutſchlands geſehen. Im Weſtfäliſchen war er hängen geblieben, eines Mädels wegen, ſagte er. Dort hatte er ſich in eine Maſchinenwerk¬ zeugfabrik verdungen. Bald darauf war Strike ausgebrochen, und er hatte ſeinen Stab weiterſetzen müſſen. Einige Monate lang hatte er beim Nordoſtſeekanalbau Arbeit gefunden. Nach¬ dem er den Winter über in einer poſenſchen Zuckerfabrik als Heizer Verwendung und Unterſchlupf gefunden, lag er jetzt wieder auf der Landſtraße. Guſtav Büttner war mit dieſem Häſchke beſonders befreundet geweſen. Sie hatten zuſammen die Leiden der Rekrutenzeit durchgemacht. Waren auf derſelben Stube und in dem nämlichen Beritt geweſen. Daß Büttner bald zum Gefreiten befördert wurde, während Häſchke Gemeiner blieb, hatte keine eigentliche Scheidewand zwiſchen ihnen auf¬ gerichtet. Häſchke war und blieb einer der beliebteſten und angeſehenſten Kameraden, obgleich ihm die Vorgeſetzten nicht wohl wollten, ſeines loſen Maules und ſeiner Leichtfertigkeit wegen. Mutterwitz und Gewandtheit brachten ihn bei ſeines¬ gleichen deſto mehr zur Geltung. Jetzt wurden alle dieſe Erinnerungen wieder aufgefriſcht. Vom ſchnauzigen Wachtmeiſter und vom ſchneidigen Herrn Rittmeiſter erzählte man ſich, und mancher luſtige Streich aus dem Manöver und dem Garniſonsleben wurde an's Tageslicht gezogen. Häſchke war natürlich Guſtavs Gaſt. Als er erfahren hatte, daß der Weitgereiſte heute noch nichts Ordentliches in den Magen bekommen, beſtellte Guſtav Butterbrot und Wurſt für ihn. Auf dieſe Weiſe war der Nachmittag vergangen. Die hereinbrechende Dunkelheit mahnte zum Aufbruch. Guſtav dachte mit geheimer Beſorgnis an die hohe Zeche, die er ge¬ macht hatte. Aber er hütete ſich wohl, davon etwas merken zu laſſen. Im Gegenteil! Den Kaſchels wollte er grade mal zeigen, daß es ihm auf ein paar Mark nicht ankomme. Und

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/245>, abgerufen am 24.11.2024.