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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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bärdenspiel war auch äußerst sprechend in diesem Augenblicke.
Der Händler sprang auf die Füße, riß seinen Pelz vom Ofen
und suchte die Thür zu gewinnen, so schnell wie möglich. Die
Mutter war dem Sohne in den Arm gefallen, der holte aus,
konnte aber nicht zuschlagen, weil er sonst unfehlbar die alte
Frau getroffen hätte.

So gelang es Sam, unversehrt in's Freie zu gelangen.
Die Frauen standen jetzt um Gustav und beschworen ihn, Ver¬
nunft anzunehmen. Er ließ den Stock sinken. Seine Wut
hatte sich schnell gelegt, sowie er den Feind in seiner ganzen
Erbärmlichkeit gesehen. Der Anblick dieses Männchens, wie
es mit erhobenen Händen, kläglich schreiend, sich ein paar¬
mal um sich selbst gedreht hatte, war zu drollig gewesen.
Gustav brach noch nachträglich in ein unbändiges Gelächter
aus. Er mußte sich die Seiten halten vor Lachen. Und an¬
steckend wie die Lustigkeit nun einmal wirkt, lachten die Mädchen
schließlich auch mit.

Die Bäuerin humpelte hinaus, um des Händlers womög¬
lich noch habhaft zu werden, und ihn um Verzeihung für die
Unthat des Sohnes zu bitten. Aber, es war zu spät; der
Wagen fuhr bereits in schneller Gangart aus dem Hofe.


bärdenſpiel war auch äußerſt ſprechend in dieſem Augenblicke.
Der Händler ſprang auf die Füße, riß ſeinen Pelz vom Ofen
und ſuchte die Thür zu gewinnen, ſo ſchnell wie möglich. Die
Mutter war dem Sohne in den Arm gefallen, der holte aus,
konnte aber nicht zuſchlagen, weil er ſonſt unfehlbar die alte
Frau getroffen hätte.

So gelang es Sam, unverſehrt in's Freie zu gelangen.
Die Frauen ſtanden jetzt um Guſtav und beſchworen ihn, Ver¬
nunft anzunehmen. Er ließ den Stock ſinken. Seine Wut
hatte ſich ſchnell gelegt, ſowie er den Feind in ſeiner ganzen
Erbärmlichkeit geſehen. Der Anblick dieſes Männchens, wie
es mit erhobenen Händen, kläglich ſchreiend, ſich ein paar¬
mal um ſich ſelbſt gedreht hatte, war zu drollig geweſen.
Guſtav brach noch nachträglich in ein unbändiges Gelächter
aus. Er mußte ſich die Seiten halten vor Lachen. Und an¬
ſteckend wie die Luſtigkeit nun einmal wirkt, lachten die Mädchen
ſchließlich auch mit.

Die Bäuerin humpelte hinaus, um des Händlers womög¬
lich noch habhaft zu werden, und ihn um Verzeihung für die
Unthat des Sohnes zu bitten. Aber, es war zu ſpät; der
Wagen fuhr bereits in ſchneller Gangart aus dem Hofe.


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[200/0214] bärdenſpiel war auch äußerſt ſprechend in dieſem Augenblicke. Der Händler ſprang auf die Füße, riß ſeinen Pelz vom Ofen und ſuchte die Thür zu gewinnen, ſo ſchnell wie möglich. Die Mutter war dem Sohne in den Arm gefallen, der holte aus, konnte aber nicht zuſchlagen, weil er ſonſt unfehlbar die alte Frau getroffen hätte. So gelang es Sam, unverſehrt in's Freie zu gelangen. Die Frauen ſtanden jetzt um Guſtav und beſchworen ihn, Ver¬ nunft anzunehmen. Er ließ den Stock ſinken. Seine Wut hatte ſich ſchnell gelegt, ſowie er den Feind in ſeiner ganzen Erbärmlichkeit geſehen. Der Anblick dieſes Männchens, wie es mit erhobenen Händen, kläglich ſchreiend, ſich ein paar¬ mal um ſich ſelbſt gedreht hatte, war zu drollig geweſen. Guſtav brach noch nachträglich in ein unbändiges Gelächter aus. Er mußte ſich die Seiten halten vor Lachen. Und an¬ ſteckend wie die Luſtigkeit nun einmal wirkt, lachten die Mädchen ſchließlich auch mit. Die Bäuerin humpelte hinaus, um des Händlers womög¬ lich noch habhaft zu werden, und ihn um Verzeihung für die Unthat des Sohnes zu bitten. Aber, es war zu ſpät; der Wagen fuhr bereits in ſchneller Gangart aus dem Hofe.

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/214>, abgerufen am 17.05.2024.