Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.Die alte Bäuerin erschien in der Hausthür. Sie erschrak, "Ist denn mein braver Büttner zu Haus?" fragte Sam. Die Bäuerin erklärte, er sei mit Karl im Walde, und "Recht so, Frau Büttner, recht so!" sagte der Händler Die Bäuerin beeilte sich, zu versichern, daß hier alles zu "Leg' die Decke auf!" befahl der Händler. "Und laß Dir Nachdem er so für das Wohlergehen seines Tieres gesorgt Die Bäuerin war nur zu froh, Herrn Harrassowitz eine W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 13
Die alte Bäuerin erſchien in der Hausthür. Sie erſchrak, „Iſt denn mein braver Büttner zu Haus?“ fragte Sam. Die Bäuerin erklärte, er ſei mit Karl im Walde, und „Recht ſo, Frau Büttner, recht ſo!“ ſagte der Händler Die Bäuerin beeilte ſich, zu verſichern, daß hier alles zu „Leg' die Decke auf!“ befahl der Händler. „Und laß Dir Nachdem er ſo für das Wohlergehen ſeines Tieres geſorgt Die Bäuerin war nur zu froh, Herrn Harraſſowitz eine W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 13
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Die alte Bäuerin erſchien in der Hausthür. Sie erſchrak,
als ſie den Händler erkannte, und vergaß darüber ganz, ihn
zu begrüßen.
„Iſt denn mein braver Büttner zu Haus?“ fragte Sam.
Die Bäuerin erklärte, er ſei mit Karl im Walde, und
Guſtav ſei auf's Rittergut gegangen. „Ich bi ack ganz alleene
mit den Madeln,“ meinte ſie ſchüchtern.
„Recht ſo, Frau Büttner, recht ſo!“ ſagte der Händler
im Ausſteigen. „Ihr Mann iſt ein fleißiger Mann, immer
bei der Arbeit, trotz ſeiner Jahre. Das iſt brav! Mein
Kutſcher kann wohl etwas Hafer bekommen für das Pferd —
nicht wahr?“
Die Bäuerin beeilte ſich, zu verſichern, daß hier alles zu
ſeinen Dienſten ſtünde. Sie ſchickte ſofort Erneſtinen in den
Stall, um Hafer und Heu für das Pferd des Herrn Harraſſo¬
witz zu beſorgen.
„Leg' die Decke auf!“ befahl der Händler. „Und laß Dir
überſchlagenes Waſſer geben — hörſt Du! daß er mir nicht
etwa Huſten kriegt!“
Nachdem er ſo für das Wohlergehen ſeines Tieres geſorgt
hatte, wandte ſich Sam wieder an die Bäuerin. „Und mir
machen Sie wohl eine kleine Taſſe Kaffee zurecht, beſte Frau
Büttner! Ich bin ganz ausgekältet von der Fahrt, und Sie
kochen ja ſolch ausgezeichneten Kaffee; das weiß ich von neu¬
lich.“ Damit trat er ins Haus und klopfte der alten Frau
wohlwollend auf den Rücken.
Die Bäuerin war nur zu froh, Herrn Harraſſowitz eine
Aufmerkſamkeit erweiſen zu dürfen. Der Mann ſpielte keine
geringe Rolle in den Hoffnungen und Befürchtungen der Fa¬
milie. Sein Name wurde nur mit gedämpfter Stimme aus¬
geſprochen. Die alte Frau wußte, daß ihrer aller Wohl und
Wehe in dieſer Hand lag. Nach Weiberart glaubte ſie, daß
man einen Feind dadurch entwaffnen könne, wenn man ihm
ſchmeichle. Trotz ihrer Lähme, die ſich im Laufe des Winters
verſchlimmert hatte, lief ſie auf und ab, rief den Töchtern
zu, ſie ſollten ſich ſputen, ließ das Feuer ſchüren, ſetzte ſelbſt
W. v. Polenz, Der Büttnerbauer. 13
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