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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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etwa zur Subhastation des Bauerngutes treiben wolle, um
das Gut dann selbst zu erstehen?

Kaschelernst wich dieser Frage aus, sich nach seiner Art
hinter ein Lachen versteckend. Aber der Neffe ließ nicht locker,
diesmal. Weshalb er das Geld gekündigt und den Zahlungs¬
befehl veranlaßt habe, wolle er wissen. Das müsse seinen
ganz besonderen Grund haben, denn der Onkel wisse recht gut,
daß der Bauer im gegenwärtigen Augenblick nicht im Stande
sei, ihn zu befriedigen.

Der Onkel fragte dagegen: ob das nicht sein gutes Recht
sei? Kaschelernst war jetzt selbst etwas aus seinem gewohnten
Gleichmut gekommen. Gustav sah ihn zum erstenmale aus
der Rolle des harmlosen Biedermannes fallen.

Man war inzwischen auf beiden Seiten aufgestanden.
Der Tisch befand sich noch immer zwischen Gustav und den
Kaschels.

Gustav wiederholte noch einmal seine Frage, ob der Onkel
den Zahlungsantrag zurückziehen wolle.

"Ich war an Teifel tun!" rief Kaschelernst protzig. Der
Sohn kicherte dazu.

Gustav fühlte, daß er seine Wut nicht länger bändigen
könne. Er mußte irgendetwas thun, sich Luft zu verschaffen:
die beiden beleidigen, die Kränkung vergelten.

Er preßte die Stuhllehne vor sich zwischen seinen Fäusten.
Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, diesen hier seinen Haß zu
verbergen. Mit bleichen Wangen und der keuchenden Stimme
des aufsteigenden Zornes sagte er: "'s is schon gut so! Ich
hätt' mer's eegentlich denken können. Nu weeß ich's aber,
wie's steht! Ihr steckt mit dem Harrassowitz unter eener Decke.
Na, Ihr seid ene schöne Sorte Verwandte. Ich komme über
Eure Schwelle nich mehr, davor seid'r sicher! Pfui Luder
über solches Pack. -- Schamt Eich!" -- Damit ging er, auf
seinem Wege durch das Zimmer an verschiedene Stühle und
Tischkanten anrennend.

Der Kretschamwirt lief dem Neffen nach. Von der Thür
aus rief er hinter ihm drein: "Warte mal! Wart ack Kleener!

etwa zur Subhaſtation des Bauerngutes treiben wolle, um
das Gut dann ſelbſt zu erſtehen?

Kaſchelernſt wich dieſer Frage aus, ſich nach ſeiner Art
hinter ein Lachen verſteckend. Aber der Neffe ließ nicht locker,
diesmal. Weshalb er das Geld gekündigt und den Zahlungs¬
befehl veranlaßt habe, wolle er wiſſen. Das müſſe ſeinen
ganz beſonderen Grund haben, denn der Onkel wiſſe recht gut,
daß der Bauer im gegenwärtigen Augenblick nicht im Stande
ſei, ihn zu befriedigen.

Der Onkel fragte dagegen: ob das nicht ſein gutes Recht
ſei? Kaſchelernſt war jetzt ſelbſt etwas aus ſeinem gewohnten
Gleichmut gekommen. Guſtav ſah ihn zum erſtenmale aus
der Rolle des harmloſen Biedermannes fallen.

Man war inzwiſchen auf beiden Seiten aufgeſtanden.
Der Tiſch befand ſich noch immer zwiſchen Guſtav und den
Kaſchels.

Guſtav wiederholte noch einmal ſeine Frage, ob der Onkel
den Zahlungsantrag zurückziehen wolle.

„Ich war an Teifel tun!“ rief Kaſchelernſt protzig. Der
Sohn kicherte dazu.

Guſtav fühlte, daß er ſeine Wut nicht länger bändigen
könne. Er mußte irgendetwas thun, ſich Luft zu verſchaffen:
die beiden beleidigen, die Kränkung vergelten.

Er preßte die Stuhllehne vor ſich zwiſchen ſeinen Fäuſten.
Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, dieſen hier ſeinen Haß zu
verbergen. Mit bleichen Wangen und der keuchenden Stimme
des aufſteigenden Zornes ſagte er: „'s is ſchon gut ſo! Ich
hätt' mer's eegentlich denken können. Nu weeß ich's aber,
wie's ſteht! Ihr ſteckt mit dem Harraſſowitz unter eener Decke.
Na, Ihr ſeid ene ſchöne Sorte Verwandte. Ich komme über
Eure Schwelle nich mehr, davor ſeid'r ſicher! Pfui Luder
über ſolches Pack. — Schamt Eich!“ — Damit ging er, auf
ſeinem Wege durch das Zimmer an verſchiedene Stühle und
Tiſchkanten anrennend.

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aus rief er hinter ihm drein: „Warte mal! Wart ack Kleener!

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[171/0185] etwa zur Subhaſtation des Bauerngutes treiben wolle, um das Gut dann ſelbſt zu erſtehen? Kaſchelernſt wich dieſer Frage aus, ſich nach ſeiner Art hinter ein Lachen verſteckend. Aber der Neffe ließ nicht locker, diesmal. Weshalb er das Geld gekündigt und den Zahlungs¬ befehl veranlaßt habe, wolle er wiſſen. Das müſſe ſeinen ganz beſonderen Grund haben, denn der Onkel wiſſe recht gut, daß der Bauer im gegenwärtigen Augenblick nicht im Stande ſei, ihn zu befriedigen. Der Onkel fragte dagegen: ob das nicht ſein gutes Recht ſei? Kaſchelernſt war jetzt ſelbſt etwas aus ſeinem gewohnten Gleichmut gekommen. Guſtav ſah ihn zum erſtenmale aus der Rolle des harmloſen Biedermannes fallen. Man war inzwiſchen auf beiden Seiten aufgeſtanden. Der Tiſch befand ſich noch immer zwiſchen Guſtav und den Kaſchels. Guſtav wiederholte noch einmal ſeine Frage, ob der Onkel den Zahlungsantrag zurückziehen wolle. „Ich war an Teifel tun!“ rief Kaſchelernſt protzig. Der Sohn kicherte dazu. Guſtav fühlte, daß er ſeine Wut nicht länger bändigen könne. Er mußte irgendetwas thun, ſich Luft zu verſchaffen: die beiden beleidigen, die Kränkung vergelten. Er preßte die Stuhllehne vor ſich zwiſchen ſeinen Fäuſten. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, dieſen hier ſeinen Haß zu verbergen. Mit bleichen Wangen und der keuchenden Stimme des aufſteigenden Zornes ſagte er: „'s is ſchon gut ſo! Ich hätt' mer's eegentlich denken können. Nu weeß ich's aber, wie's ſteht! Ihr ſteckt mit dem Harraſſowitz unter eener Decke. Na, Ihr ſeid ene ſchöne Sorte Verwandte. Ich komme über Eure Schwelle nich mehr, davor ſeid'r ſicher! Pfui Luder über ſolches Pack. — Schamt Eich!“ — Damit ging er, auf ſeinem Wege durch das Zimmer an verſchiedene Stühle und Tiſchkanten anrennend. Der Kretſchamwirt lief dem Neffen nach. Von der Thür aus rief er hinter ihm drein: „Warte mal! Wart ack Kleener!

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/185>, abgerufen am 30.11.2024.