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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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gebrannt, der Ersparnis halber, nur Laternen und Unschlitt¬
kerzen. Wozu brauchte man auch Helligkeit! Das Kochen,
Aufwaschen und Buttern konnte in den paar Tagesstunden
vorgenommen werden. Zum Essen sah man auch im Halb¬
dunkel genug. Gelesen oder geschrieben wurde nicht. Andere
Bedürfnisse kannte man kaum. Mit den Hühnern wurde zu
Bett gegangen. Man dämmerte so dahin, schläfrig und
schweigsam.

Therese war die einzige, die manchmal mit ihrem scharfen
Mundwerke, das auch im Winter nicht eingefroren zu sein
schien, etwas Erregung in dieses dämmerige Dasein brachte.
Vor allem an ihrem Gatten zankte sie herum, der meist mit
der Tabakspfeife im Munde hinter dem Ofen zu finden war.
Karl war im Winter schlimm daran, da konnte er sich, der
Kälte wegen, nicht auf den Heuboden oder ins Freie retten.
Die Ofenhölle war nur eine schlechte Zufluchtsstätte vor der
Galle seiner Ehehälfte.

Gustav wohnte zwar daheim, war aber auch viel in der
Behausung der Witwe Katschner zu finden. Für diesen Haus¬
halt mußte er den fehlenden Mann ersetzen. Holzhacken, Wasser¬
holen, all die schweren Arbeiten nahm er auf sich. Pauline
hatte für den Winter wieder das Weben aufgenommen. Sie
ging mit geheimer Freude an die Arbeit; sie wußte ja, wem
das zugute kam, was sie jetzt webte.

So teilte Gustav seine Zeit und seine Kräfte zwischen den
beiden Familien. Die Seinigen hatten sich darein gefunden,
in Katschners Pauline Gustavs Auserwählte zu erblicken.
Trotzdem fand ein Verkehr zwischen den Bauersleuten und dem
Mädchen nicht statt. Man fragte nicht danach, wann Hochzeit
sein sollte. Das war Sache der beiden; nicht einmal mit den
eigenen Eltern sprach Gustav darüber.


Der Büttnerbauer war kein Träumer. Seine Interessen
waren der strengen und nüchternen Wirklichkeit zugewandt, und
zum Spintisieren und Phantasieren ließ ihm sein angestrengtes

gebrannt, der Erſparnis halber, nur Laternen und Unſchlitt¬
kerzen. Wozu brauchte man auch Helligkeit! Das Kochen,
Aufwaſchen und Buttern konnte in den paar Tagesſtunden
vorgenommen werden. Zum Eſſen ſah man auch im Halb¬
dunkel genug. Geleſen oder geſchrieben wurde nicht. Andere
Bedürfniſſe kannte man kaum. Mit den Hühnern wurde zu
Bett gegangen. Man dämmerte ſo dahin, ſchläfrig und
ſchweigſam.

Thereſe war die einzige, die manchmal mit ihrem ſcharfen
Mundwerke, das auch im Winter nicht eingefroren zu ſein
ſchien, etwas Erregung in dieſes dämmerige Daſein brachte.
Vor allem an ihrem Gatten zankte ſie herum, der meiſt mit
der Tabakspfeife im Munde hinter dem Ofen zu finden war.
Karl war im Winter ſchlimm daran, da konnte er ſich, der
Kälte wegen, nicht auf den Heuboden oder ins Freie retten.
Die Ofenhölle war nur eine ſchlechte Zufluchtsſtätte vor der
Galle ſeiner Ehehälfte.

Guſtav wohnte zwar daheim, war aber auch viel in der
Behauſung der Witwe Katſchner zu finden. Für dieſen Haus¬
halt mußte er den fehlenden Mann erſetzen. Holzhacken, Waſſer¬
holen, all die ſchweren Arbeiten nahm er auf ſich. Pauline
hatte für den Winter wieder das Weben aufgenommen. Sie
ging mit geheimer Freude an die Arbeit; ſie wußte ja, wem
das zugute kam, was ſie jetzt webte.

So teilte Guſtav ſeine Zeit und ſeine Kräfte zwiſchen den
beiden Familien. Die Seinigen hatten ſich darein gefunden,
in Katſchners Pauline Guſtavs Auserwählte zu erblicken.
Trotzdem fand ein Verkehr zwiſchen den Bauersleuten und dem
Mädchen nicht ſtatt. Man fragte nicht danach, wann Hochzeit
ſein ſollte. Das war Sache der beiden; nicht einmal mit den
eigenen Eltern ſprach Guſtav darüber.


Der Büttnerbauer war kein Träumer. Seine Intereſſen
waren der ſtrengen und nüchternen Wirklichkeit zugewandt, und
zum Spintiſieren und Phantaſieren ließ ihm ſein angeſtrengtes

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[151/0165] gebrannt, der Erſparnis halber, nur Laternen und Unſchlitt¬ kerzen. Wozu brauchte man auch Helligkeit! Das Kochen, Aufwaſchen und Buttern konnte in den paar Tagesſtunden vorgenommen werden. Zum Eſſen ſah man auch im Halb¬ dunkel genug. Geleſen oder geſchrieben wurde nicht. Andere Bedürfniſſe kannte man kaum. Mit den Hühnern wurde zu Bett gegangen. Man dämmerte ſo dahin, ſchläfrig und ſchweigſam. Thereſe war die einzige, die manchmal mit ihrem ſcharfen Mundwerke, das auch im Winter nicht eingefroren zu ſein ſchien, etwas Erregung in dieſes dämmerige Daſein brachte. Vor allem an ihrem Gatten zankte ſie herum, der meiſt mit der Tabakspfeife im Munde hinter dem Ofen zu finden war. Karl war im Winter ſchlimm daran, da konnte er ſich, der Kälte wegen, nicht auf den Heuboden oder ins Freie retten. Die Ofenhölle war nur eine ſchlechte Zufluchtsſtätte vor der Galle ſeiner Ehehälfte. Guſtav wohnte zwar daheim, war aber auch viel in der Behauſung der Witwe Katſchner zu finden. Für dieſen Haus¬ halt mußte er den fehlenden Mann erſetzen. Holzhacken, Waſſer¬ holen, all die ſchweren Arbeiten nahm er auf ſich. Pauline hatte für den Winter wieder das Weben aufgenommen. Sie ging mit geheimer Freude an die Arbeit; ſie wußte ja, wem das zugute kam, was ſie jetzt webte. So teilte Guſtav ſeine Zeit und ſeine Kräfte zwiſchen den beiden Familien. Die Seinigen hatten ſich darein gefunden, in Katſchners Pauline Guſtavs Auserwählte zu erblicken. Trotzdem fand ein Verkehr zwiſchen den Bauersleuten und dem Mädchen nicht ſtatt. Man fragte nicht danach, wann Hochzeit ſein ſollte. Das war Sache der beiden; nicht einmal mit den eigenen Eltern ſprach Guſtav darüber. Der Büttnerbauer war kein Träumer. Seine Intereſſen waren der ſtrengen und nüchternen Wirklichkeit zugewandt, und zum Spintiſieren und Phantaſieren ließ ihm ſein angeſtrengtes

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/165>, abgerufen am 28.11.2024.