Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_079.001 Wie die Erwählten einst auf sichern Archen, ppo_079.002 Noch lange steuern auf der Lebensflut: ppo_079.003 Denn, wie die Schaar sich drängt zum Patriarchen, ppo_079.004 Sucht Dich der Blick, das Herz in frommer Glut. ppo_079.005 Mag sich der Himmel unserm Flehen neigen! ppo_079.006 Doch, -- wo das Herz spricht, muß die Lippe schweigen. ppo_079.007 17. ppo_079.008 ppo_079.009b) Die Ode. So wie beim Liede, so ist auch bei der Ode ppo_079.010 ppo_079.030
im Namen der Universität, wobei der Kaiser sich erinnerte, ppo_079.031 daß er in seiner Jugend nach Schröckhs geschichtlichen ppo_079.032 Lehrbüchern unterrichtet worden wäre. ppo_079.001 Wie die Erwählten einst auf sichern Archen, ppo_079.002 Noch lange steuern auf der Lebensflut: ppo_079.003 Denn, wie die Schaar sich drängt zum Patriarchen, ppo_079.004 Sucht Dich der Blick, das Herz in frommer Glut. ppo_079.005 Mag sich der Himmel unserm Flehen neigen! ppo_079.006 Doch, — wo das Herz spricht, muß die Lippe schweigen. ppo_079.007 17. ppo_079.008 ppo_079.009b) Die Ode. So wie beim Liede, so ist auch bei der Ode ppo_079.010 ppo_079.030
im Namen der Universität, wobei der Kaiser sich erinnerte, ppo_079.031 daß er in seiner Jugend nach Schröckhs geschichtlichen ppo_079.032 Lehrbüchern unterrichtet worden wäre. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0091" n="79"/> <lb n="ppo_079.001"/> <lg> <l>Wie die Erwählten einst auf sichern Archen,</l> <lb n="ppo_079.002"/> <l>Noch lange steuern auf der Lebensflut:</l> <lb n="ppo_079.003"/> <l>Denn, wie die Schaar sich drängt zum Patriarchen,</l> <lb n="ppo_079.004"/> <l>Sucht Dich der Blick, das Herz in frommer Glut.</l> <lb n="ppo_079.005"/> <l>Mag sich der Himmel unserm Flehen neigen!</l> <lb n="ppo_079.006"/> <l>Doch, — wo das Herz spricht, muß die Lippe schweigen.</l> </lg> </div> <div n="2"> <lb n="ppo_079.007"/> <head> <hi rendition="#c">17. <lb n="ppo_079.008"/><hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#g">Die Ode.</hi></hi> </head> <lb n="ppo_079.009"/> <p> So wie beim Liede, so ist auch bei der Ode <lb n="ppo_079.010"/>ein aufgeregtes und zum deutlichen Bewußtseyn erhobenes <lb n="ppo_079.011"/>individuelles Gefühl der Stoff des Gedichts. <lb n="ppo_079.012"/>Allein die Bewegung und Erschütterung des Gefühlsvermögens <lb n="ppo_079.013"/>durch dieses zum Bewußtseyn gebrachte <lb n="ppo_079.014"/>Gefühl ist schon an sich, wegen der Stärke und <lb n="ppo_079.015"/>Erhabenheit des der Ode zum Grunde liegenden <lb n="ppo_079.016"/>Gefühls, mächtiger, als beim Liede, weshalb auch <lb n="ppo_079.017"/>die idealische Form, unter welcher die Einbildungskraft <lb n="ppo_079.018"/>diesen Stoff als vollendete Einheit darstellt, <lb n="ppo_079.019"/>einen höhern dichterischen Charakter ankündigt, als <lb n="ppo_079.020"/>das Lied. Dazu kommt, daß, zugleich mit dem <lb n="ppo_079.021"/>Bewußtwerden dieses <hi rendition="#g">idealischen,</hi> im Gefühle <lb n="ppo_079.022"/>sich ankündigenden Gegenstandes, der unermeßliche <lb n="ppo_079.023"/>Abstand des <hi rendition="#g">Endlichen</hi> von demselben im <lb n="ppo_079.024"/>Gefühlsvermögen wahrgenommen wird und mit <hi rendition="#g">derselben</hi> <lb n="ppo_079.025"/>Stärke zum Bewußtseyn gelangt, so daß <lb n="ppo_079.026"/>zwei einander entgegengesetzte Gegenstände, das Unendliche <lb n="ppo_079.027"/>und das Endliche, unter irgend einem bestimmten <lb n="ppo_079.028"/>Stoffe gedacht, im Gefühlsvermögen die <lb n="ppo_079.029"/>zwei einander entgegengesetzten Gefühle <hi rendition="#g">der Lust</hi><note xml:id="PPO_078_b" prev="#PPO_078_a" place="foot" n="*"><lb n="ppo_079.030"/>im Namen der Universität, wobei der Kaiser sich erinnerte, <lb n="ppo_079.031"/>daß er in seiner Jugend nach Schröckhs geschichtlichen <lb n="ppo_079.032"/>Lehrbüchern unterrichtet worden wäre.</note> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0091]
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Wie die Erwählten einst auf sichern Archen, ppo_079.002
Noch lange steuern auf der Lebensflut: ppo_079.003
Denn, wie die Schaar sich drängt zum Patriarchen, ppo_079.004
Sucht Dich der Blick, das Herz in frommer Glut. ppo_079.005
Mag sich der Himmel unserm Flehen neigen! ppo_079.006
Doch, — wo das Herz spricht, muß die Lippe schweigen.
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17. ppo_079.008
b) Die Ode. ppo_079.009
So wie beim Liede, so ist auch bei der Ode ppo_079.010
ein aufgeregtes und zum deutlichen Bewußtseyn erhobenes ppo_079.011
individuelles Gefühl der Stoff des Gedichts. ppo_079.012
Allein die Bewegung und Erschütterung des Gefühlsvermögens ppo_079.013
durch dieses zum Bewußtseyn gebrachte ppo_079.014
Gefühl ist schon an sich, wegen der Stärke und ppo_079.015
Erhabenheit des der Ode zum Grunde liegenden ppo_079.016
Gefühls, mächtiger, als beim Liede, weshalb auch ppo_079.017
die idealische Form, unter welcher die Einbildungskraft ppo_079.018
diesen Stoff als vollendete Einheit darstellt, ppo_079.019
einen höhern dichterischen Charakter ankündigt, als ppo_079.020
das Lied. Dazu kommt, daß, zugleich mit dem ppo_079.021
Bewußtwerden dieses idealischen, im Gefühle ppo_079.022
sich ankündigenden Gegenstandes, der unermeßliche ppo_079.023
Abstand des Endlichen von demselben im ppo_079.024
Gefühlsvermögen wahrgenommen wird und mit derselben ppo_079.025
Stärke zum Bewußtseyn gelangt, so daß ppo_079.026
zwei einander entgegengesetzte Gegenstände, das Unendliche ppo_079.027
und das Endliche, unter irgend einem bestimmten ppo_079.028
Stoffe gedacht, im Gefühlsvermögen die ppo_079.029
zwei einander entgegengesetzten Gefühle der Lust *
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im Namen der Universität, wobei der Kaiser sich erinnerte, ppo_079.031
daß er in seiner Jugend nach Schröckhs geschichtlichen ppo_079.032
Lehrbüchern unterrichtet worden wäre.
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