Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_076.001 Chor. Es lebe, wer ahnet im stillen Gemüth, ppo_076.002 ppo_076.003Was kein Verstand der Verständigen sieht. Es lebe, wer da richtet ohne Binde, ppo_076.004 ppo_076.009Wer Stadt und Land nur nach dem Landrecht mißt, ppo_076.005 Wer allerwegen, wo man auch ihn finde, ppo_076.006 Ganz durch und durch im Corpus juris ist. ppo_076.007 Chor. Es lebe, wer, muthig aufs jus gestützt, ppo_076.008 Das Laster bestrafet, die Unschuld beschützt. Es lebe, wer des Seyns geheimes Walten ppo_076.010 ppo_076.015Und seiner Pulse stilles Wort vernimmt, ppo_076.011 Wer kühn mit Zaubertränkchen weiß zu schalten, ppo_076.012 Damit das Lebensflämmchen weiter glimmt. ppo_076.013 Chor. Es lebe, wer Leben erquickt und erhält, ppo_076.014 Und rastlos dem Tode entgegen sich stellt! Es lebe, wer, noch eingedenk der Musen, ppo_076.016 ppo_076.028Für's Vaterland den Degen muthig schwingt. ppo_076.017 Es lebe, wer, Natur an deinem Busen, ppo_076.018 Sein friedliches: beatus ille singt! ppo_076.019 Chor. Es lebe, wer nützt! das sey uns genug! ppo_076.020 Mit Wort und mit Feder, mit Schwert und ppo_076.021 mit Pflug! ppo_076.022 Es lebe alles, was wir einst besessen, ppo_076.023 Was uns erfüllt, begeistert und geweckt! ppo_076.024 Es lebe, was das Herz nie wird vergessen, ppo_076.025 Obgleich es längst ein dunkler Schleier deckt! ppo_076.026 Chor. Du holde Erinn'rung der seligen Zeit, ppo_076.027 Dir sey ein fröhlicher Becher geweiht! Und daß wir jene Zeit in Ehren halten, ppo_076.029
So bleibe stets der Burschensinn in Kraft! ppo_076.030 Ein reines Herz, ein frohes, kräft'ges Walten, ppo_076.031 Das sey der Geist der alten Burschenschaft. ppo_076.032 Chor. Und Schmollis ihr Brüder, dem Menschengeschlecht! ppo_076.033 ppo_076.034 Und nur Fiducit auf Gott und Recht! ppo_076.001 Chor. Es lebe, wer ahnet im stillen Gemüth, ppo_076.002 ppo_076.003Was kein Verstand der Verständigen sieht. Es lebe, wer da richtet ohne Binde, ppo_076.004 ppo_076.009Wer Stadt und Land nur nach dem Landrecht mißt, ppo_076.005 Wer allerwegen, wo man auch ihn finde, ppo_076.006 Ganz durch und durch im Corpus juris ist. ppo_076.007 Chor. Es lebe, wer, muthig aufs jus gestützt, ppo_076.008 Das Laster bestrafet, die Unschuld beschützt. Es lebe, wer des Seyns geheimes Walten ppo_076.010 ppo_076.015Und seiner Pulse stilles Wort vernimmt, ppo_076.011 Wer kühn mit Zaubertränkchen weiß zu schalten, ppo_076.012 Damit das Lebensflämmchen weiter glimmt. ppo_076.013 Chor. Es lebe, wer Leben erquickt und erhält, ppo_076.014 Und rastlos dem Tode entgegen sich stellt! Es lebe, wer, noch eingedenk der Musen, ppo_076.016 ppo_076.028Für's Vaterland den Degen muthig schwingt. ppo_076.017 Es lebe, wer, Natur an deinem Busen, ppo_076.018 Sein friedliches: beatus ille singt! ppo_076.019 Chor. Es lebe, wer nützt! das sey uns genug! ppo_076.020 Mit Wort und mit Feder, mit Schwert und ppo_076.021 mit Pflug! ppo_076.022 Es lebe alles, was wir einst besessen, ppo_076.023 Was uns erfüllt, begeistert und geweckt! ppo_076.024 Es lebe, was das Herz nie wird vergessen, ppo_076.025 Obgleich es längst ein dunkler Schleier deckt! ppo_076.026 Chor. Du holde Erinn'rung der seligen Zeit, ppo_076.027 Dir sey ein fröhlicher Becher geweiht! Und daß wir jene Zeit in Ehren halten, ppo_076.029
So bleibe stets der Burschensinn in Kraft! ppo_076.030 Ein reines Herz, ein frohes, kräft'ges Walten, ppo_076.031 Das sey der Geist der alten Burschenschaft. ppo_076.032 Chor. Und Schmollis ihr Brüder, dem Menschengeschlecht! ppo_076.033 ppo_076.034 Und nur Fiducit auf Gott und Recht! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0088" n="76"/> <lb n="ppo_076.001"/> <lg> <l><hi rendition="#g">Chor.</hi> Es lebe, wer ahnet im stillen Gemüth,</l> <lb n="ppo_076.002"/> <l> Was kein Verstand der Verständigen sieht. </l> </lg> <lb n="ppo_076.003"/> <lg> <l>Es lebe, wer da richtet ohne Binde,</l> <lb n="ppo_076.004"/> <l>Wer Stadt und Land nur nach dem Landrecht mißt,</l> <lb n="ppo_076.005"/> <l>Wer allerwegen, wo man auch ihn finde,</l> <lb n="ppo_076.006"/> <l>Ganz durch und durch im <hi rendition="#aq">Corpus juris</hi> ist.</l> <lb n="ppo_076.007"/> <l><hi rendition="#g">Chor.</hi> Es lebe, wer, muthig aufs <hi rendition="#aq">jus</hi> gestützt,</l> <lb n="ppo_076.008"/> <l> Das Laster bestrafet, die Unschuld beschützt. </l> </lg> <lb n="ppo_076.009"/> <lg> <l>Es lebe, wer des Seyns geheimes Walten</l> <lb n="ppo_076.010"/> <l>Und seiner Pulse stilles Wort vernimmt,</l> <lb n="ppo_076.011"/> <l>Wer kühn mit Zaubertränkchen weiß zu schalten,</l> <lb n="ppo_076.012"/> <l>Damit das Lebensflämmchen weiter glimmt.</l> <lb n="ppo_076.013"/> <l><hi rendition="#g">Chor.</hi> Es lebe, wer Leben erquickt und erhält,</l> <lb n="ppo_076.014"/> <l> Und rastlos dem Tode entgegen sich stellt! </l> </lg> <lb n="ppo_076.015"/> <lg> <l>Es lebe, wer, noch eingedenk der Musen,</l> <lb n="ppo_076.016"/> <l>Für's Vaterland den Degen muthig schwingt.</l> <lb n="ppo_076.017"/> <l>Es lebe, wer, Natur an deinem Busen,</l> <lb n="ppo_076.018"/> <l>Sein friedliches: <hi rendition="#aq">beatus ille</hi> singt!</l> <lb n="ppo_076.019"/> <l><hi rendition="#g">Chor.</hi> Es lebe, wer nützt! das sey uns genug!</l> <lb n="ppo_076.020"/> <l> Mit Wort und mit Feder, mit Schwert und</l> <lb n="ppo_076.021"/> <l> <hi rendition="#right">mit Pflug!</hi> </l> <lb n="ppo_076.022"/> <l>Es lebe alles, was wir einst besessen,</l> <lb n="ppo_076.023"/> <l>Was uns erfüllt, begeistert und geweckt!</l> <lb n="ppo_076.024"/> <l>Es lebe, was das Herz nie wird vergessen,</l> <lb n="ppo_076.025"/> <l>Obgleich es längst ein dunkler Schleier deckt!</l> <lb n="ppo_076.026"/> <l><hi rendition="#g">Chor.</hi> Du holde Erinn'rung der seligen Zeit,</l> <lb n="ppo_076.027"/> <l> Dir sey ein fröhlicher Becher geweiht! </l> </lg> <lb n="ppo_076.028"/> <lg> <l>Und daß wir jene Zeit in Ehren halten,</l> <lb n="ppo_076.029"/> <l>So bleibe stets der Burschensinn in Kraft!</l> <lb n="ppo_076.030"/> <l>Ein reines Herz, ein frohes, kräft'ges Walten,</l> <lb n="ppo_076.031"/> <l>Das sey der Geist der alten Burschenschaft.</l> <lb n="ppo_076.032"/> <l><hi rendition="#g">Chor.</hi> Und <hi rendition="#aq">Schmollis</hi> ihr Brüder, dem Menschengeschlecht!</l> <lb n="ppo_076.033"/> <lb n="ppo_076.034"/> <l> Und nur <hi rendition="#aq">Fiducit</hi> auf Gott und Recht!</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0088]
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/88>, abgerufen am 18.07.2024. |