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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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nur wenige, die wirklich das dichterische Gepräge ppo_483.002
an sich tragen, und unter der vollendeten Einheit ppo_483.003
einer ästhetischen Form sich ankündigen. Zu diesem ppo_483.004
ästhetischen Charakter des Romans darf übrigens ppo_483.005
Metrum und Reim nicht gerechnet werden, weil ppo_483.006
sonst alle Romane, die des Sylbenmaases und Reimes ppo_483.007
ermangeln, von dem Kreise dichterischer Formen ppo_483.008
ausgeschlossen werden müßten. Eben so wenig darf ppo_483.009
man den dichterischen Charakter des Romans nach ppo_483.010
den ältesten Formen desselben auf teutschem Boden ppo_483.011
bestimmen; denn diese waren, in der zweiten Hälfte ppo_483.012
und gegen das Ende des funfzehnten Jahrhunderts, ppo_483.013
theils prosaische Umarbeitungen früherer epischer Gedichte; ppo_483.014
theils Darstellungen, die aus den Ereignissen ppo_483.015
der Zeit und des teutschen Volkes selbst hervorgingen; ppo_483.016
theils Erzählungen, die den unverkennbaren ppo_483.017
Stempel ihres ausländischen Ursprungs verrathen. ppo_483.018
Selbst die Behandlung der eigentlichen Geschichte ppo_483.019
war in jenen Zeiten nicht selten reichhaltig mit Mythen ppo_483.020
und Fabeln ausgestattet, so daß, unter diesen ppo_483.021
Verbrämungen, der unterscheidende Charakter zwischen ppo_483.022
Geschichte und Roman nicht streng festgehalten ppo_483.023
ward. Zu den ältesten romantischen Darstellungen ppo_483.024
in teutscher Sprache gehören die Melusine, die ppo_483.025
Magelone, und der Kaiser Octavianus, welche, ppo_483.026
mit Einschluß des Tristan, des Flos und der Blankeflos, ppo_483.027
und mehrerer andrer, im sechszehnten Jahrhunderte ppo_483.028
unter dem Titel: das Buch der Liebe ppo_483.029
(zu Frankfurt am Main, 1587 in Folio) zusammengedruckt ppo_483.030
wurden. Eben so gehört zu den volksthümlichen ppo_483.031
Romanen des funfzehnten Jahrhunderts ppo_483.032
der Till Eulenspiegel, der wahrscheinlich zuerst ppo_483.033
niederteutsch geschrieben, dann aber ins Hochteutsche ppo_483.034
übersetzt, und vielfach bearbeitet ward. Noch entfernter

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[483/0495] ppo_483.001 nur wenige, die wirklich das dichterische Gepräge ppo_483.002 an sich tragen, und unter der vollendeten Einheit ppo_483.003 einer ästhetischen Form sich ankündigen. Zu diesem ppo_483.004 ästhetischen Charakter des Romans darf übrigens ppo_483.005 Metrum und Reim nicht gerechnet werden, weil ppo_483.006 sonst alle Romane, die des Sylbenmaases und Reimes ppo_483.007 ermangeln, von dem Kreise dichterischer Formen ppo_483.008 ausgeschlossen werden müßten. Eben so wenig darf ppo_483.009 man den dichterischen Charakter des Romans nach ppo_483.010 den ältesten Formen desselben auf teutschem Boden ppo_483.011 bestimmen; denn diese waren, in der zweiten Hälfte ppo_483.012 und gegen das Ende des funfzehnten Jahrhunderts, ppo_483.013 theils prosaische Umarbeitungen früherer epischer Gedichte; ppo_483.014 theils Darstellungen, die aus den Ereignissen ppo_483.015 der Zeit und des teutschen Volkes selbst hervorgingen; ppo_483.016 theils Erzählungen, die den unverkennbaren ppo_483.017 Stempel ihres ausländischen Ursprungs verrathen. ppo_483.018 Selbst die Behandlung der eigentlichen Geschichte ppo_483.019 war in jenen Zeiten nicht selten reichhaltig mit Mythen ppo_483.020 und Fabeln ausgestattet, so daß, unter diesen ppo_483.021 Verbrämungen, der unterscheidende Charakter zwischen ppo_483.022 Geschichte und Roman nicht streng festgehalten ppo_483.023 ward. Zu den ältesten romantischen Darstellungen ppo_483.024 in teutscher Sprache gehören die Melusine, die ppo_483.025 Magelone, und der Kaiser Octavianus, welche, ppo_483.026 mit Einschluß des Tristan, des Flos und der Blankeflos, ppo_483.027 und mehrerer andrer, im sechszehnten Jahrhunderte ppo_483.028 unter dem Titel: das Buch der Liebe ppo_483.029 (zu Frankfurt am Main, 1587 in Folio) zusammengedruckt ppo_483.030 wurden. Eben so gehört zu den volksthümlichen ppo_483.031 Romanen des funfzehnten Jahrhunderts ppo_483.032 der Till Eulenspiegel, der wahrscheinlich zuerst ppo_483.033 niederteutsch geschrieben, dann aber ins Hochteutsche ppo_483.034 übersetzt, und vielfach bearbeitet ward. Noch entfernter

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/495>, abgerufen am 22.11.2024.