Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_420.001 Hier deine liebe Mutter schicket. ppo_420.002 ppo_420.013Nach einem Monat hohlt, wenn du mit Fleiß ppo_420.003 Und mit mehr Emsigkeit studirest, ppo_420.004 Mit meiner Stutte unsre Magd dich ab. ppo_420.005 Besteige sie, sie geht den besten Trab; ppo_420.006 Doch hüte dich, daß du sie nicht forcirest. ppo_420.007 Von dir ist übrigens die Sage allgemein, ppo_420.008 Du könnest nicht ein Wort Latein ppo_420.009 Bis Dato sprechen oder schreiben. ppo_420.010 Jch sagt' es dir ja immerhin: ppo_420.011 Du bist und bleibst ein Eselskopf! "Jch bin ppo_420.012 Dein treuer Vater: Hans von Eiben." ppo_420.0146) von Karl Wilh. Justi. ppo_420.015An Engelschall. (abgekürzt) ppo_420.016 O selig, wem nach Nacht und Stürmen ppo_420.017
Entschleiert Gottes Sonne lacht, ppo_420.018 Die Wogen sich nun minder thürmen, ppo_420.019 Und Ruhe mit dem Tag erwacht: ppo_420.020 Doch dreimal selig, wer mit Wonne ppo_420.021 Sein Tagewerk vollendet denkt, ppo_420.022 Und der entwölkten Abendsonne ppo_420.023 Den frohen Blick des Dankes schenkt! ppo_420.024 Erkenne dich in diesem Bilde, ppo_420.025 Und lächle der Vergangenheit! ppo_420.026 Schau froher hin in die Gefilde ppo_420.027 Der Zukunft -- deine Rosenzeit. ppo_420.028 Nun blühet Friede deinen Tagen, ppo_420.029 Sie fließen sanft und kummerlos; ppo_420.030 Denn Edelsinn und Weisheit tragen ppo_420.031 Dich lächelnd in Fortuna's Schoos. ppo_420.032 Mir aber hätte nicht vergebens ppo_420.033 Ein Genius den Kelch des Lebens ppo_420.001 Hier deine liebe Mutter schicket. ppo_420.002 ppo_420.013Nach einem Monat hohlt, wenn du mit Fleiß ppo_420.003 Und mit mehr Emsigkeit studirest, ppo_420.004 Mit meiner Stutte unsre Magd dich ab. ppo_420.005 Besteige sie, sie geht den besten Trab; ppo_420.006 Doch hüte dich, daß du sie nicht forcirest. ppo_420.007 Von dir ist übrigens die Sage allgemein, ppo_420.008 Du könnest nicht ein Wort Latein ppo_420.009 Bis Dato sprechen oder schreiben. ppo_420.010 Jch sagt' es dir ja immerhin: ppo_420.011 Du bist und bleibst ein Eselskopf! „Jch bin ppo_420.012 Dein treuer Vater: Hans von Eiben.“ ppo_420.0146) von Karl Wilh. Justi. ppo_420.015An Engelschall. (abgekürzt) ppo_420.016 O selig, wem nach Nacht und Stürmen ppo_420.017
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/432>, abgerufen am 15.06.2024. |