ppo_030.001 manche, aus Reiz der Neuheit und aus Vorliebe ppo_030.002 für die fremdher entlehnten Sylbenmaase, den Reim ppo_030.003 völlig aus der teutschen Dichtkunst verdrängen wollten, ppo_030.004 den doch Klopstock selbst im religiösen Liede ppo_030.005 beibehalten hatte. So wenig diese Absicht gelang; ppo_030.006 so führte doch der freiere Anbau der neuen Sylbenmaase ppo_030.007 zu einer bis dahin nicht geahneten Erweiterung ppo_030.008 der teutschen Prosodie. Unverkennbar hat die ppo_030.009 teutsche Dichtkunst selbst, so wie die Prosodie, dadurch ppo_030.010 an Maunigfaltigkeit, Abwechselung und Reichthum ppo_030.011 bedeutend gewonnen; auch ist aus dem fortgesetzten ppo_030.012 höhern Anbaue beider, des der teutschen ppo_030.013 Sprache ursprünglich einheimischen Reims und der ppo_030.014 entlehnten und eingebürgerten fremden Sylbenmaase, ppo_030.015 so wie aus dem frühern Kampfe beider mit einander, ppo_030.016 das allgemeine Ergebniß hervorgegangen: daß beide ppo_030.017 neben einander bestehen können und bestehen werden; ppo_030.018 daß durch die Anwendung beider der Reichthum der ppo_030.019 äußern Sprachformen vermehrt und eine größere ppo_030.020 Mannigfaltigkeit dieser Formen bewirkt worden ist; ppo_030.021 daß aber für gewisse Formen der dichterischen Darstellung ppo_030.022 mehr der Reim, und für andere wieder mehr ppo_030.023 die entlehnten Sylbenmaase sich eignen. Denn so ppo_030.024 gewiß das religiöse Lied, das Volkslied, die Cantate, ppo_030.025 die Romanze, und mehrere andere dichterische ppo_030.026 Erzeugnisse, des Reims nicht entbehren können; so ppo_030.027 gewiß hat doch z. B. die Elegie, so wie die epische ppo_030.028 und die dramatische Dichtkunst durch die Anwendung ppo_030.029 der fremden Sylbenmaase gewonnen. Bei einer ppo_030.030 unpartheiischen Würdigung des Charakters und der ppo_030.031 Fortschritte der teutschen Dichtkunst seit den letzten ppo_030.032 siebenzig Jahren wird man daher gewiß die Ueberzeugung ppo_030.033 erlangen, daß weder dem Reime ein Vorzug ppo_030.034 vor den fremden Sylbenmaasen, noch den letzten ein
ppo_030.001 manche, aus Reiz der Neuheit und aus Vorliebe ppo_030.002 für die fremdher entlehnten Sylbenmaase, den Reim ppo_030.003 völlig aus der teutschen Dichtkunst verdrängen wollten, ppo_030.004 den doch Klopstock selbst im religiösen Liede ppo_030.005 beibehalten hatte. So wenig diese Absicht gelang; ppo_030.006 so führte doch der freiere Anbau der neuen Sylbenmaase ppo_030.007 zu einer bis dahin nicht geahneten Erweiterung ppo_030.008 der teutschen Prosodie. Unverkennbar hat die ppo_030.009 teutsche Dichtkunst selbst, so wie die Prosodie, dadurch ppo_030.010 an Maunigfaltigkeit, Abwechselung und Reichthum ppo_030.011 bedeutend gewonnen; auch ist aus dem fortgesetzten ppo_030.012 höhern Anbaue beider, des der teutschen ppo_030.013 Sprache ursprünglich einheimischen Reims und der ppo_030.014 entlehnten und eingebürgerten fremden Sylbenmaase, ppo_030.015 so wie aus dem frühern Kampfe beider mit einander, ppo_030.016 das allgemeine Ergebniß hervorgegangen: daß beide ppo_030.017 neben einander bestehen können und bestehen werden; ppo_030.018 daß durch die Anwendung beider der Reichthum der ppo_030.019 äußern Sprachformen vermehrt und eine größere ppo_030.020 Mannigfaltigkeit dieser Formen bewirkt worden ist; ppo_030.021 daß aber für gewisse Formen der dichterischen Darstellung ppo_030.022 mehr der Reim, und für andere wieder mehr ppo_030.023 die entlehnten Sylbenmaase sich eignen. Denn so ppo_030.024 gewiß das religiöse Lied, das Volkslied, die Cantate, ppo_030.025 die Romanze, und mehrere andere dichterische ppo_030.026 Erzeugnisse, des Reims nicht entbehren können; so ppo_030.027 gewiß hat doch z. B. die Elegie, so wie die epische ppo_030.028 und die dramatische Dichtkunst durch die Anwendung ppo_030.029 der fremden Sylbenmaase gewonnen. Bei einer ppo_030.030 unpartheiischen Würdigung des Charakters und der ppo_030.031 Fortschritte der teutschen Dichtkunst seit den letzten ppo_030.032 siebenzig Jahren wird man daher gewiß die Ueberzeugung ppo_030.033 erlangen, daß weder dem Reime ein Vorzug ppo_030.034 vor den fremden Sylbenmaasen, noch den letzten ein
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manche, aus Reiz der Neuheit und aus Vorliebe ppo_030.002
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teutsche Dichtkunst selbst, so wie die Prosodie, dadurch ppo_030.010
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Sprache ursprünglich einheimischen Reims und der ppo_030.014
entlehnten und eingebürgerten fremden Sylbenmaase, ppo_030.015
so wie aus dem frühern Kampfe beider mit einander, ppo_030.016
das allgemeine Ergebniß hervorgegangen: daß beide ppo_030.017
neben einander bestehen können und bestehen werden; ppo_030.018
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äußern Sprachformen vermehrt und eine größere ppo_030.020
Mannigfaltigkeit dieser Formen bewirkt worden ist; ppo_030.021
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die Romanze, und mehrere andere dichterische ppo_030.026
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und die dramatische Dichtkunst durch die Anwendung ppo_030.029
der fremden Sylbenmaase gewonnen. Bei einer ppo_030.030
unpartheiischen Würdigung des Charakters und der ppo_030.031
Fortschritte der teutschen Dichtkunst seit den letzten ppo_030.032
siebenzig Jahren wird man daher gewiß die Ueberzeugung ppo_030.033
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/42>, abgerufen am 22.11.2024.
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