ppo_029.001 eine sinnlich=gleiche Gestalt annehmen (d. h. im ppo_029.002 Gleichklange stehen) können. Der Reim ist also ppo_029.003 nichts anders, als das Versinnlichen zweier verschiedenen ppo_029.004 Vorstellungen in zwei gleichklingenden Wörtern, ppo_029.005 und reimen heißt demnach: zu zwei verschiedenen ppo_029.006 Vorstellungen zwei gleichklingende Wörter auffinden, ppo_029.007 oder das in der Vorstellung Verschiedeneppo_029.008 unter gleichen Klang in sinnliche Einheit bringen. ppo_029.009 Soll der Reim ästhetisch wirken; so muß auf ppo_029.010 diesem Gleichklange der Wörter, welche verschiedene ppo_029.011 Vorstellungen zu einer sinnlichen Einheit verbinden, ppo_029.012 die äußere und zufällige (erfahrungsmäßige) Schönheit ppo_029.013 der Form beruhen, welche eben so, durch den ppo_029.014 Wohlklang der zusammengestellten articulirten Töne, ppo_029.015 ein reines Wohlgefallen bewirkt, wie die unter der ppo_029.016 Hülle der äußern Laute versinnlichten und idealisirten ppo_029.017 Gefühle. Denn nur auf diese Weise kann der ppo_029.018 innere und äußere Charakter eines dichterischen ppo_029.019 Erzeugnisses als Einheit zusammentreffen, und das ppo_029.020 Wohlgefallen an der dichterischen Form durch die ppo_029.021 Wahrnehmung gleichmäßiger Haltung und Durchführung ppo_029.022 beider Theile bewirkt werden.
ppo_029.023
Die teutsche Sprache kannte zwar, nach ihrem ppo_029.024 ursprünglichen Charakter als accentuirte Sprache, ppo_029.025 blos den Reim als äußere Form ihrer dichterischen ppo_029.026 Erzeugnisse; allein bei der hohen Bildsamkeit derselben ppo_029.027 war es möglich, auch die griechischen Sylbenmaaseppo_029.028 in die Mitte derselben zu verpflanzen. ppo_029.029 Die ersten Versuche deshalb geschahen bereits im ppo_029.030 siebenzehnten Jahrhunderte; doch war es zunächst ppo_029.031 Klopstock, welcher, mit tiefer Erforschung der ppo_029.032 Technik der griechischen und der teutschen Sprache, ppo_029.033 die gelungene Anwendung derselben im Großen durchführte. ppo_029.034 Er fand viele Nachahmer, von welchen
ppo_029.001 eine sinnlich=gleiche Gestalt annehmen (d. h. im ppo_029.002 Gleichklange stehen) können. Der Reim ist also ppo_029.003 nichts anders, als das Versinnlichen zweier verschiedenen ppo_029.004 Vorstellungen in zwei gleichklingenden Wörtern, ppo_029.005 und reimen heißt demnach: zu zwei verschiedenen ppo_029.006 Vorstellungen zwei gleichklingende Wörter auffinden, ppo_029.007 oder das in der Vorstellung Verschiedeneppo_029.008 unter gleichen Klang in sinnliche Einheit bringen. ppo_029.009 Soll der Reim ästhetisch wirken; so muß auf ppo_029.010 diesem Gleichklange der Wörter, welche verschiedene ppo_029.011 Vorstellungen zu einer sinnlichen Einheit verbinden, ppo_029.012 die äußere und zufällige (erfahrungsmäßige) Schönheit ppo_029.013 der Form beruhen, welche eben so, durch den ppo_029.014 Wohlklang der zusammengestellten articulirten Töne, ppo_029.015 ein reines Wohlgefallen bewirkt, wie die unter der ppo_029.016 Hülle der äußern Laute versinnlichten und idealisirten ppo_029.017 Gefühle. Denn nur auf diese Weise kann der ppo_029.018 innere und äußere Charakter eines dichterischen ppo_029.019 Erzeugnisses als Einheit zusammentreffen, und das ppo_029.020 Wohlgefallen an der dichterischen Form durch die ppo_029.021 Wahrnehmung gleichmäßiger Haltung und Durchführung ppo_029.022 beider Theile bewirkt werden.
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Die teutsche Sprache kannte zwar, nach ihrem ppo_029.024 ursprünglichen Charakter als accentuirte Sprache, ppo_029.025 blos den Reim als äußere Form ihrer dichterischen ppo_029.026 Erzeugnisse; allein bei der hohen Bildsamkeit derselben ppo_029.027 war es möglich, auch die griechischen Sylbenmaaseppo_029.028 in die Mitte derselben zu verpflanzen. ppo_029.029 Die ersten Versuche deshalb geschahen bereits im ppo_029.030 siebenzehnten Jahrhunderte; doch war es zunächst ppo_029.031 Klopstock, welcher, mit tiefer Erforschung der ppo_029.032 Technik der griechischen und der teutschen Sprache, ppo_029.033 die gelungene Anwendung derselben im Großen durchführte. ppo_029.034 Er fand viele Nachahmer, von welchen
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Die teutsche Sprache kannte zwar, nach ihrem ppo_029.024
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blos den Reim als äußere Form ihrer dichterischen ppo_029.026
Erzeugnisse; allein bei der hohen Bildsamkeit derselben ppo_029.027
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in die Mitte derselben zu verpflanzen. ppo_029.029
Die ersten Versuche deshalb geschahen bereits im ppo_029.030
siebenzehnten Jahrhunderte; doch war es zunächst ppo_029.031
Klopstock, welcher, mit tiefer Erforschung der ppo_029.032
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/41>, abgerufen am 22.11.2024.
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