ppo_373.001 lebendiges Spiel versetzen; so wird doch die sittliche ppo_373.002 Kraft und Haltung des Marquis von Posa,ppo_373.003 des Max Piccolomini, und des Klingemannischen ppo_373.004 Luthers unser Gefühl stärker und mächtiger ergreifen, ppo_373.005 als die bloße Versinnlichung menschlicher Schwächen, ppo_373.006 Lächerlichkeiten und Verirrungen. Deshalb ist auch ppo_373.007 das Sittliche dem Schönen nahe verwandt, und ppo_373.008 wirkt unaufhaltbar, sobald es unter einer vollendeten ppo_373.009 schönen Form erscheint. Nur darf weder das ppo_373.010 dramatische Gedicht, noch die Bühne, an die Stelle ppo_373.011 der Sittenlehre und der Religion auf dem Katheder ppo_373.012 und der Kanzel treten und diese beiden geistigen ppo_373.013 Bildungsanstalten ersetzen sollen, weil sie dies, nach ppo_373.014 ihrer ursprünglichen Bestimmung, das Schöne ppo_373.015 in vollendeten Formen darzustellen, weder ppo_373.016 zu leisten vermögen noch dürfen. Nur also unter dieser ppo_373.017 Voraussetzung, und mit Festhaltung dieser Einschränkung ppo_373.018 unterschreiben wir folgende Sätze Schillersppo_373.019 *: "Welche Verstärkung für Religion und ppo_373.020 Gesetze, wenn sie mit der Schaubühne in Bund ppo_373.021 treten, wo Anschauung und lebendige Gegenwart ppo_373.022 ist, wo Laster und Tugend, Glückseligkeit und ppo_373.023 Elend, Thorheit und Weisheit in tausend Gemälden ppo_373.024 faßlich und wahr an dem Menschen vorübergehen, ppo_373.025 wo die Vorsehung ihre Räthsel auflöset, ihren Knoten ppo_373.026 vor seinen Augen entwickelt, wo das menschliche ppo_373.027 Herz auf den Foltern der Leidenschaft seine leisesten ppo_373.028 Regungen beichtet, alle Larven fallen, alle Schminke ppo_373.029 verfliegt, und die Wahrheit, unbestechlich wie Rhadamanthus, ppo_373.030 Gericht hält. Die Gerichtsbarkeit der ppo_373.031 Bühne fängt an, wo das Gebiet der weltlichen Gesetze ppo_373.032 sich endigt. Wenn die Gerechtigkeit für Gold
*ppo_373.033 Ebendas. S. 7. ff.
ppo_373.001 lebendiges Spiel versetzen; so wird doch die sittliche ppo_373.002 Kraft und Haltung des Marquis von Posa,ppo_373.003 des Max Piccolomini, und des Klingemannischen ppo_373.004 Luthers unser Gefühl stärker und mächtiger ergreifen, ppo_373.005 als die bloße Versinnlichung menschlicher Schwächen, ppo_373.006 Lächerlichkeiten und Verirrungen. Deshalb ist auch ppo_373.007 das Sittliche dem Schönen nahe verwandt, und ppo_373.008 wirkt unaufhaltbar, sobald es unter einer vollendeten ppo_373.009 schönen Form erscheint. Nur darf weder das ppo_373.010 dramatische Gedicht, noch die Bühne, an die Stelle ppo_373.011 der Sittenlehre und der Religion auf dem Katheder ppo_373.012 und der Kanzel treten und diese beiden geistigen ppo_373.013 Bildungsanstalten ersetzen sollen, weil sie dies, nach ppo_373.014 ihrer ursprünglichen Bestimmung, das Schöne ppo_373.015 in vollendeten Formen darzustellen, weder ppo_373.016 zu leisten vermögen noch dürfen. Nur also unter dieser ppo_373.017 Voraussetzung, und mit Festhaltung dieser Einschränkung ppo_373.018 unterschreiben wir folgende Sätze Schillersppo_373.019 *: „Welche Verstärkung für Religion und ppo_373.020 Gesetze, wenn sie mit der Schaubühne in Bund ppo_373.021 treten, wo Anschauung und lebendige Gegenwart ppo_373.022 ist, wo Laster und Tugend, Glückseligkeit und ppo_373.023 Elend, Thorheit und Weisheit in tausend Gemälden ppo_373.024 faßlich und wahr an dem Menschen vorübergehen, ppo_373.025 wo die Vorsehung ihre Räthsel auflöset, ihren Knoten ppo_373.026 vor seinen Augen entwickelt, wo das menschliche ppo_373.027 Herz auf den Foltern der Leidenschaft seine leisesten ppo_373.028 Regungen beichtet, alle Larven fallen, alle Schminke ppo_373.029 verfliegt, und die Wahrheit, unbestechlich wie Rhadamanthus, ppo_373.030 Gericht hält. Die Gerichtsbarkeit der ppo_373.031 Bühne fängt an, wo das Gebiet der weltlichen Gesetze ppo_373.032 sich endigt. Wenn die Gerechtigkeit für Gold
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Luthers unser Gefühl stärker und mächtiger ergreifen, ppo_373.005
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Ebendas. S. 7. ff.
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/385>, abgerufen am 24.11.2024.
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