ppo_297.001 auf ihrer Stirne saß. -- "Wohlan! ich unterwerfe ppo_297.002 mich den Befehlen meines Schicksals; ja, ich will ppo_297.003 selbst mit Vergnügen das unruhige Leben des Hofes mit ppo_297.004 den stillen Freuden meines Geburtsortes vertauschen; ppo_297.005 und da Sie mich einmal lieben, Herr Pastor, so würde ppo_297.006 es unzeitig seyn, spröde zu thun. Jch sehe die Ungeduld ppo_297.007 Jhrer Neigung auf Jhrem Gesicht! Kommen Sie her, ppo_297.008 mein Geliebter, und -- welch ein Triumph für einen ppo_297.009 Unerfahrnen, der nie den Ovid gelesen -- küssen Sie ppo_297.010 mich, und nehmen Sie zum Zeichen unsrer Versprechung ppo_297.011 diesen Ring an!" Und mit unaussprechlichem Vergnügen ppo_297.012 kam der schwerfällige Liebhaber gestolpert, küßte sie ppo_297.013 dreimal, und machte es zur Probe, recht artig. Sie ppo_297.014 steckte ihm einen Demant, in Form eines flammenden ppo_297.015 Herzens, an das kleinste Glied seines Fingers, und Er ppo_297.016 -- welcher Tausch! -- überreichte ihr einen ziegelfarbnen ppo_297.017 Karniol, worein ein Anker gegraben war. Nun brachte ppo_297.018 jede Minute neuen Zuwachs von Liebe und Vertrauen in ppo_297.019 ihre verbundene Gesellschaft, und frohe Gespräche von ppo_297.020 ihrer baldigen Hochzeit beschäftigten ihre unermüdeten ppo_297.021 Lippen.
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43. ppo_297.023 c) Die Romanze und Ballade.
ppo_297.024
Wie in der lyrischen Form der Dichtkunst die ppo_297.025 Elegie zur Ode und Hymne sich verhält; so ungefähr ppo_297.026 verhält sich in der epischen Form der Dichtkunst ppo_297.027 die Romanze und Ballade zum eigentlichen Epos. ppo_297.028 Denn wie im Epos die Freiheit des im Mittelpuncte ppo_297.029 der Darstellung stehenden Helden zu dem ihn bestürmenden ppo_297.030 widrigen Schicksale sich ankündigt; so in ppo_297.031 der Romanze und Ballade die Thätigkeit und Kraftäußerung ppo_297.032 des aufgestellten Jndividuums in Beziehung ppo_297.033 auf die widrigen Schicksale, die auf dasselbe eindringen.
ppo_297.001 auf ihrer Stirne saß. — „Wohlan! ich unterwerfe ppo_297.002 mich den Befehlen meines Schicksals; ja, ich will ppo_297.003 selbst mit Vergnügen das unruhige Leben des Hofes mit ppo_297.004 den stillen Freuden meines Geburtsortes vertauschen; ppo_297.005 und da Sie mich einmal lieben, Herr Pastor, so würde ppo_297.006 es unzeitig seyn, spröde zu thun. Jch sehe die Ungeduld ppo_297.007 Jhrer Neigung auf Jhrem Gesicht! Kommen Sie her, ppo_297.008 mein Geliebter, und — welch ein Triumph für einen ppo_297.009 Unerfahrnen, der nie den Ovid gelesen — küssen Sie ppo_297.010 mich, und nehmen Sie zum Zeichen unsrer Versprechung ppo_297.011 diesen Ring an!“ Und mit unaussprechlichem Vergnügen ppo_297.012 kam der schwerfällige Liebhaber gestolpert, küßte sie ppo_297.013 dreimal, und machte es zur Probe, recht artig. Sie ppo_297.014 steckte ihm einen Demant, in Form eines flammenden ppo_297.015 Herzens, an das kleinste Glied seines Fingers, und Er ppo_297.016 — welcher Tausch! — überreichte ihr einen ziegelfarbnen ppo_297.017 Karniol, worein ein Anker gegraben war. Nun brachte ppo_297.018 jede Minute neuen Zuwachs von Liebe und Vertrauen in ppo_297.019 ihre verbundene Gesellschaft, und frohe Gespräche von ppo_297.020 ihrer baldigen Hochzeit beschäftigten ihre unermüdeten ppo_297.021 Lippen.
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43. ppo_297.023 c) Die Romanze und Ballade.
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Wie in der lyrischen Form der Dichtkunst die ppo_297.025 Elegie zur Ode und Hymne sich verhält; so ungefähr ppo_297.026 verhält sich in der epischen Form der Dichtkunst ppo_297.027 die Romanze und Ballade zum eigentlichen Epos. ppo_297.028 Denn wie im Epos die Freiheit des im Mittelpuncte ppo_297.029 der Darstellung stehenden Helden zu dem ihn bestürmenden ppo_297.030 widrigen Schicksale sich ankündigt; so in ppo_297.031 der Romanze und Ballade die Thätigkeit und Kraftäußerung ppo_297.032 des aufgestellten Jndividuums in Beziehung ppo_297.033 auf die widrigen Schicksale, die auf dasselbe eindringen.
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Karniol, worein ein Anker gegraben war. Nun brachte ppo_297.018
jede Minute neuen Zuwachs von Liebe und Vertrauen in ppo_297.019
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ihrer baldigen Hochzeit beschäftigten ihre unermüdeten ppo_297.021
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Wie in der lyrischen Form der Dichtkunst die ppo_297.025
Elegie zur Ode und Hymne sich verhält; so ungefähr ppo_297.026
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die Romanze und Ballade zum eigentlichen Epos. ppo_297.028
Denn wie im Epos die Freiheit des im Mittelpuncte ppo_297.029
der Darstellung stehenden Helden zu dem ihn bestürmenden ppo_297.030
widrigen Schicksale sich ankündigt; so in ppo_297.031
der Romanze und Ballade die Thätigkeit und Kraftäußerung ppo_297.032
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/309>, abgerufen am 26.06.2024.
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