ppo_295.001 , war ein zu ungewöhnlicher Anblick für ihn, und setzte ppo_295.002 seine Nerven in ein fieberhaftes Erzittern. Mit zufriedenem ppo_295.003 Mitleiden beobachtete Wilhelmine den Einfluß ihrer Person, ppo_295.004 und riß endlich Vater und Liebhaber aus ihrer Betäubung. ppo_295.005 Jhre harmonische Stimme belebte manche vertraute ppo_295.006 Erzählung, bald von den Freuden des Hofes, von ppo_295.007 englischen Tänzen und überirdischen Opern, und von den ppo_295.008 unnützen Verfolgungen ihrer lächerlichen Amanten; bald ppo_295.009 aber auch bejammerte sie mit nachdenkender Stimme den ppo_295.010 steten Wechsel des Hofes und den Ekel, der hinterlistig ppo_295.011 dem taumelnden Höflinge nachschleicht, und da wünschte ppo_295.012 sie sich -- welch ein Vergnügen für den horchenden Priester ppo_295.013 -- einst wieder mit Ehren zur glücklichen Stille des ppo_295.014 Landes zurück.
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Unter diesen anmuthigen Gesprächen, wovon meine ppo_295.016 Muse nicht die Hälfte verräth, setzte sich die liebe Gesellschaft ppo_295.017 vertraulich und ohne Gebet zu Tische. Erschrocken ppo_295.018 dachte zwar der Magister daran; doch durfte er es jetzt ppo_295.019 nicht wagen, sich wider die Gewohnheiten des Hofes ppo_295.020 zu empören. Um das Mittagsmahl zu verherrlichen, ppo_295.021 hatte die schöne Tochter des Hauses vier Flaschen köstlichen ppo_295.022 Weins mitgebracht. Sie öffnete eine davon, und ppo_295.023 schenkte mit wohlthätigen Händen ihrem Liebhaber und ppo_295.024 Vater schäumende Gläser ein. Lange besah der Magister ppo_295.025 das unbekannte Getränk, kostete es mit der Miene des ppo_295.026 Kenners, und ließ doch sein Feuer verrauchen. Endlich ppo_295.027 fragt' er pedantisch: Liebe Mansell, für was kann ich ppo_295.028 das eigentlich trinken? Lächelnd antwortete sie: es ist ppo_295.029 von unserm Burgunder. Nach ihm setzte man auch eine ppo_295.030 langhälsichte Flasche des stillscheinenden bleichen Champagners ppo_295.031 auf die Tafel. Schon ganz freundlich durch ppo_295.032 den Burgunder, reichte sie der Magister den befehlenden ppo_295.033 Händen der Schönen. Aber er wäre bald vor Schrecken ppo_295.034 versunken, als der betrügerische Wein den Stöpsel an
ppo_295.001 , war ein zu ungewöhnlicher Anblick für ihn, und setzte ppo_295.002 seine Nerven in ein fieberhaftes Erzittern. Mit zufriedenem ppo_295.003 Mitleiden beobachtete Wilhelmine den Einfluß ihrer Person, ppo_295.004 und riß endlich Vater und Liebhaber aus ihrer Betäubung. ppo_295.005 Jhre harmonische Stimme belebte manche vertraute ppo_295.006 Erzählung, bald von den Freuden des Hofes, von ppo_295.007 englischen Tänzen und überirdischen Opern, und von den ppo_295.008 unnützen Verfolgungen ihrer lächerlichen Amanten; bald ppo_295.009 aber auch bejammerte sie mit nachdenkender Stimme den ppo_295.010 steten Wechsel des Hofes und den Ekel, der hinterlistig ppo_295.011 dem taumelnden Höflinge nachschleicht, und da wünschte ppo_295.012 sie sich — welch ein Vergnügen für den horchenden Priester ppo_295.013 — einst wieder mit Ehren zur glücklichen Stille des ppo_295.014 Landes zurück.
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Unter diesen anmuthigen Gesprächen, wovon meine ppo_295.016 Muse nicht die Hälfte verräth, setzte sich die liebe Gesellschaft ppo_295.017 vertraulich und ohne Gebet zu Tische. Erschrocken ppo_295.018 dachte zwar der Magister daran; doch durfte er es jetzt ppo_295.019 nicht wagen, sich wider die Gewohnheiten des Hofes ppo_295.020 zu empören. Um das Mittagsmahl zu verherrlichen, ppo_295.021 hatte die schöne Tochter des Hauses vier Flaschen köstlichen ppo_295.022 Weins mitgebracht. Sie öffnete eine davon, und ppo_295.023 schenkte mit wohlthätigen Händen ihrem Liebhaber und ppo_295.024 Vater schäumende Gläser ein. Lange besah der Magister ppo_295.025 das unbekannte Getränk, kostete es mit der Miene des ppo_295.026 Kenners, und ließ doch sein Feuer verrauchen. Endlich ppo_295.027 fragt' er pedantisch: Liebe Mansell, für was kann ich ppo_295.028 das eigentlich trinken? Lächelnd antwortete sie: es ist ppo_295.029 von unserm Burgunder. Nach ihm setzte man auch eine ppo_295.030 langhälsichte Flasche des stillscheinenden bleichen Champagners ppo_295.031 auf die Tafel. Schon ganz freundlich durch ppo_295.032 den Burgunder, reichte sie der Magister den befehlenden ppo_295.033 Händen der Schönen. Aber er wäre bald vor Schrecken ppo_295.034 versunken, als der betrügerische Wein den Stöpsel an
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/307>, abgerufen am 22.11.2024.
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