Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_282.001 Sein männlich schöner Bau, die Reize seiner Jugend ppo_282.002
Gewannen bald des jungen Richards Herz, ppo_282.003 Und seine liebenswürd'ge Tugend, ppo_282.004 Sein männlicher Verstand, sein Witz und edler Scherz ppo_282.005 Erhielten ihm das königliche Herz, ppo_282.006 Trotz der Verläumdung Gift, selbst auf dem stolzen Throne. ppo_282.007 O wohl dem reichen Erdensohne, ppo_282.008 Der auf dem Lebensweg -- nicht eine Krone, ppo_282.009 Nicht Ehr' und Gut, nicht göttlichen Verstand, -- ppo_282.010 Der einen Freund, wie diesen Jüngling, fand. ppo_282.011 Er ziehe hin zu der entfernt'sten Zone, ppo_282.012 Wo ew'ger Nebel schwebt, wo in dem Sonnenbrand ppo_282.013 Noch nie ein Baum gegrünt, er wohne ppo_282.014 Tief im verwachsenen Wald, auf Fels und dürrem Sand, ppo_282.015 Er traue Flut und Sturm, -- des Glückes Unbestand ppo_282.016 Verfolg' ihn ohne Rast auf jeder Erdenstelle; ppo_282.017 Sein Freund hängt fest an ihm und weicht nicht einen ppo_282.018 Schritt, ppo_282.019 Und stieg' er selbst hinab zum Schwefelpfuhl der Hölle, ppo_282.020 Sein Freund blieb' immer treu und schritte herzhaft ppo_282.021 mit. ppo_282.022 Zwar wär' auch Blondel seinem Freunde ppo_282.023 Mit Freuden nachgefolgt, wohin sein Schwur ihn rief; ppo_282.024 Doch Richards übermüth'ge Feinde, ppo_282.025 Jhr Haß, der niemals starb, nur gleich dem Löwen ppo_282.026 schlief, ppo_282.027 Um fürchterlicher zu erwachen, ppo_282.028 Bedurfte nie so sehr den aufmerksamen Blick ppo_282.029 Der Redlichkeit, als jetzt, und Blondel blieb zurück, ppo_282.030 Um jeden Schritt der Bosheit zu bewachen, ppo_282.031 Und dem entfernten Freund' durch Briefe kund zu machen. ppo_282.032 Viel litt er schon in diesem schweren Amt', ppo_282.033 Auch hatt' er das Verderben mancher Streiche ppo_282.034 Von Richard und dem steuerlosen Reiche ppo_282.001 Sein männlich schöner Bau, die Reize seiner Jugend ppo_282.002
Gewannen bald des jungen Richards Herz, ppo_282.003 Und seine liebenswürd'ge Tugend, ppo_282.004 Sein männlicher Verstand, sein Witz und edler Scherz ppo_282.005 Erhielten ihm das königliche Herz, ppo_282.006 Trotz der Verläumdung Gift, selbst auf dem stolzen Throne. ppo_282.007 O wohl dem reichen Erdensohne, ppo_282.008 Der auf dem Lebensweg — nicht eine Krone, ppo_282.009 Nicht Ehr' und Gut, nicht göttlichen Verstand, — ppo_282.010 Der einen Freund, wie diesen Jüngling, fand. ppo_282.011 Er ziehe hin zu der entfernt'sten Zone, ppo_282.012 Wo ew'ger Nebel schwebt, wo in dem Sonnenbrand ppo_282.013 Noch nie ein Baum gegrünt, er wohne ppo_282.014 Tief im verwachsenen Wald, auf Fels und dürrem Sand, ppo_282.015 Er traue Flut und Sturm, — des Glückes Unbestand ppo_282.016 Verfolg' ihn ohne Rast auf jeder Erdenstelle; ppo_282.017 Sein Freund hängt fest an ihm und weicht nicht einen ppo_282.018 Schritt, ppo_282.019 Und stieg' er selbst hinab zum Schwefelpfuhl der Hölle, ppo_282.020 Sein Freund blieb' immer treu und schritte herzhaft ppo_282.021 mit. ppo_282.022 Zwar wär' auch Blondel seinem Freunde ppo_282.023 Mit Freuden nachgefolgt, wohin sein Schwur ihn rief; ppo_282.024 Doch Richards übermüth'ge Feinde, ppo_282.025 Jhr Haß, der niemals starb, nur gleich dem Löwen ppo_282.026 schlief, ppo_282.027 Um fürchterlicher zu erwachen, ppo_282.028 Bedurfte nie so sehr den aufmerksamen Blick ppo_282.029 Der Redlichkeit, als jetzt, und Blondel blieb zurück, ppo_282.030 Um jeden Schritt der Bosheit zu bewachen, ppo_282.031 Und dem entfernten Freund' durch Briefe kund zu machen. ppo_282.032 Viel litt er schon in diesem schweren Amt', ppo_282.033 Auch hatt' er das Verderben mancher Streiche ppo_282.034 Von Richard und dem steuerlosen Reiche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0294" n="282"/> <lb n="ppo_282.001"/> <lg> <l>Sein männlich schöner Bau, die Reize seiner Jugend</l> <lb n="ppo_282.002"/> <l>Gewannen bald des jungen Richards Herz,</l> <lb n="ppo_282.003"/> <l>Und seine liebenswürd'ge Tugend,</l> <lb n="ppo_282.004"/> <l>Sein männlicher Verstand, sein Witz und edler Scherz</l> <lb n="ppo_282.005"/> <l>Erhielten ihm das königliche Herz,</l> <lb n="ppo_282.006"/> <l>Trotz der Verläumdung Gift, selbst auf dem stolzen Throne.</l> <lb n="ppo_282.007"/> <l> O wohl dem reichen Erdensohne,</l> <lb n="ppo_282.008"/> <l>Der auf dem Lebensweg — nicht eine Krone,</l> <lb n="ppo_282.009"/> <l>Nicht Ehr' und Gut, nicht göttlichen Verstand, —</l> <lb n="ppo_282.010"/> <l>Der einen Freund, wie diesen Jüngling, fand.</l> <lb n="ppo_282.011"/> <l>Er ziehe hin zu der entfernt'sten Zone,</l> <lb n="ppo_282.012"/> <l>Wo ew'ger Nebel schwebt, wo in dem Sonnenbrand</l> <lb n="ppo_282.013"/> <l>Noch nie ein Baum gegrünt, er wohne</l> <lb n="ppo_282.014"/> <l>Tief im verwachsenen Wald, auf Fels und dürrem Sand,</l> <lb n="ppo_282.015"/> <l>Er traue Flut und Sturm, — des Glückes Unbestand</l> <lb n="ppo_282.016"/> <l>Verfolg' ihn ohne Rast auf jeder Erdenstelle;</l> <lb n="ppo_282.017"/> <l>Sein Freund hängt fest an ihm und weicht nicht einen</l> <lb n="ppo_282.018"/> <l> <hi rendition="#right">Schritt,</hi> </l> <lb n="ppo_282.019"/> <l>Und stieg' er selbst hinab zum Schwefelpfuhl der Hölle,</l> <lb n="ppo_282.020"/> <l>Sein Freund blieb' immer treu und schritte herzhaft</l> <lb n="ppo_282.021"/> <l> <hi rendition="#right">mit.</hi> </l> <lb n="ppo_282.022"/> <l> Zwar wär' auch Blondel seinem Freunde</l> <lb n="ppo_282.023"/> <l>Mit Freuden nachgefolgt, wohin sein Schwur ihn rief;</l> <lb n="ppo_282.024"/> <l>Doch Richards übermüth'ge Feinde,</l> <lb n="ppo_282.025"/> <l>Jhr Haß, der niemals starb, nur gleich dem Löwen</l> <lb n="ppo_282.026"/> <l> <hi rendition="#right">schlief,</hi> </l> <lb n="ppo_282.027"/> <l>Um fürchterlicher zu erwachen,</l> <lb n="ppo_282.028"/> <l>Bedurfte nie so sehr den aufmerksamen Blick</l> <lb n="ppo_282.029"/> <l>Der Redlichkeit, als jetzt, und Blondel blieb zurück,</l> <lb n="ppo_282.030"/> <l>Um jeden Schritt der Bosheit zu bewachen,</l> <lb n="ppo_282.031"/> <l>Und dem entfernten Freund' durch Briefe kund zu machen.</l> <lb n="ppo_282.032"/> <l> Viel litt er schon in diesem schweren Amt',</l> <lb n="ppo_282.033"/> <l>Auch hatt' er das Verderben mancher Streiche</l> <lb n="ppo_282.034"/> <l>Von Richard und dem steuerlosen Reiche</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [282/0294]
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Sein männlich schöner Bau, die Reize seiner Jugend ppo_282.002
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/294>, abgerufen am 16.07.2024. |