Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_129.001 Jch bin, kann ich in Hypothesen ppo_129.002 ppo_129.007Gleich nicht das große Räthsel lösen, ppo_129.003 Jch bin ein Funke deiner Ewigkeit; ppo_129.004 Und mein Gefühl mit Feuerschwingen ppo_129.005 Kann auf zu deiner Größe dringen ppo_129.006 Jn seines Werthes Trunkenheit. Laß mich nicht, wenn mein Busen wüthet, ppo_129.008 ppo_129.013Und Lästerung und Wahnsinn brütet, ppo_129.009 Jm hohen Wahnsinn deine Weisheit schmähn; ppo_129.010 Jch stehe blind am großen Spiele, ppo_129.011 Und kann hinab zum fernen Ziele ppo_129.012 Nicht mit dem schwachen Auge sehn. Laß mich nicht, wenn mit Hohngelächter ppo_129.014 ppo_129.019Des Rechtes rechtliche Verächter ppo_129.015 Der Tugend kaum den Götterwerth verzeihn, ppo_129.016 Laß mich nicht, wenn des Elends Knaben ppo_129.017 Umsonst nach Futter schrein, wie Raben, ppo_129.018 Durch Lästerung die Zung' entweihn. Laß mich nicht, wenn Hyänenhorden ppo_129.020 ppo_129.025Provinzen zur Verwüstung morden, ppo_129.021 Und jubelnd über Menschentrümmern gehn, ppo_129.022 Laß mich nicht unter Menschenteufeln ppo_129.023 An deiner Vaterhuld verzweifeln, ppo_129.024 Wenn Höllengeister mich umwehn. So laß den Zweifel in mir stürmen, ppo_129.026 ppo_129.031Und Nacht auf Nacht sich um mich thürmen, ppo_129.027 Und alle Sinne sich im Schwindel drehn; ppo_129.028 Jch will, o Gott, die Hände falten, ppo_129.029 Und mich an dich im Sinken halten; ppo_129.030 Und sinkend werd' ich nicht vergehn. Es sollen mich nicht Widersprüche, ppo_129.032
Nicht infulirter Männer Flüche, ppo_129.001 Jch bin, kann ich in Hypothesen ppo_129.002 ppo_129.007Gleich nicht das große Räthsel lösen, ppo_129.003 Jch bin ein Funke deiner Ewigkeit; ppo_129.004 Und mein Gefühl mit Feuerschwingen ppo_129.005 Kann auf zu deiner Größe dringen ppo_129.006 Jn seines Werthes Trunkenheit. Laß mich nicht, wenn mein Busen wüthet, ppo_129.008 ppo_129.013Und Lästerung und Wahnsinn brütet, ppo_129.009 Jm hohen Wahnsinn deine Weisheit schmähn; ppo_129.010 Jch stehe blind am großen Spiele, ppo_129.011 Und kann hinab zum fernen Ziele ppo_129.012 Nicht mit dem schwachen Auge sehn. Laß mich nicht, wenn mit Hohngelächter ppo_129.014 ppo_129.019Des Rechtes rechtliche Verächter ppo_129.015 Der Tugend kaum den Götterwerth verzeihn, ppo_129.016 Laß mich nicht, wenn des Elends Knaben ppo_129.017 Umsonst nach Futter schrein, wie Raben, ppo_129.018 Durch Lästerung die Zung' entweihn. Laß mich nicht, wenn Hyänenhorden ppo_129.020 ppo_129.025Provinzen zur Verwüstung morden, ppo_129.021 Und jubelnd über Menschentrümmern gehn, ppo_129.022 Laß mich nicht unter Menschenteufeln ppo_129.023 An deiner Vaterhuld verzweifeln, ppo_129.024 Wenn Höllengeister mich umwehn. So laß den Zweifel in mir stürmen, ppo_129.026 ppo_129.031Und Nacht auf Nacht sich um mich thürmen, ppo_129.027 Und alle Sinne sich im Schwindel drehn; ppo_129.028 Jch will, o Gott, die Hände falten, ppo_129.029 Und mich an dich im Sinken halten; ppo_129.030 Und sinkend werd' ich nicht vergehn. Es sollen mich nicht Widersprüche, ppo_129.032
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/141>, abgerufen am 16.02.2025. |