Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Bär. Höre weiter! und dieß ist das Gräßliche und Geheimnißvolle. Waltrudis ließ nicht ab von mir und verfolgte mich unablässig mit ihren Anträgen. Da ging mir die Geduld aus. Jch verrieth in Constantinopel, daß sie eine Hexe und Trude sei. Darauf hin ließ sie der Sultan fallen. Sie aber gerieth in eine solche Wuth, daß sie mich in ein Bärenfell zauberte und in diesen Wald her brachte, wo ich ihr nun seit anderthalb Jahren, aus Schmerz und Gram stumm und dumm geworden, die niedrig- sten Dienste zu leisten habe! Casperl. Aber, Freund und Bruder! Warum hast Du Dich denn verzaubern lassen? Du bist ja selbst ein Zauberer und hätt'st ja Zaubergegenmittel genug g'habt? Bär. O Schmach! Es war meine eigene Schuld, daß ich erlegen. Waltrudis hat den Augenblick benützt, da ich vom Opiumgenuß betäubt war, so zu sagen wehrlos. Jch war nicht selten dem Trunk ergeben. Casperl. O Freund! Dieser Fehler kömmt manchmal vor. Und es ist ein Glück, daß Zaubereien bei Bär. Höre weiter! und dieß iſt das Gräßliche und Geheimnißvolle. Waltrudis ließ nicht ab von mir und verfolgte mich unabläſſig mit ihren Anträgen. Da ging mir die Geduld aus. Jch verrieth in Conſtantinopel, daß ſie eine Hexe und Trude ſei. Darauf hin ließ ſie der Sultan fallen. Sie aber gerieth in eine ſolche Wuth, daß ſie mich in ein Bärenfell zauberte und in dieſen Wald her brachte, wo ich ihr nun ſeit anderthalb Jahren, aus Schmerz und Gram ſtumm und dumm geworden, die niedrig- ſten Dienſte zu leiſten habe! Casperl. Aber, Freund und Bruder! Warum haſt Du Dich denn verzaubern laſſen? Du biſt ja ſelbſt ein Zauberer und hätt’ſt ja Zaubergegenmittel genug g’habt? Bär. O Schmach! Es war meine eigene Schuld, daß ich erlegen. Waltrudis hat den Augenblick benützt, da ich vom Opiumgenuß betäubt war, ſo zu ſagen wehrlos. Jch war nicht ſelten dem Trunk ergeben. Casperl. O Freund! Dieſer Fehler kömmt manchmal vor. Und es iſt ein Glück, daß Zaubereien bei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0283" n="247"/> <sp who="#BÄR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bär.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Höre weiter! und dieß iſt das Gräßliche und<lb/> Geheimnißvolle. Waltrudis ließ nicht ab von mir<lb/> und verfolgte mich unabläſſig mit ihren Anträgen.<lb/> Da ging mir die Geduld aus. Jch verrieth in<lb/> Conſtantinopel, daß ſie eine Hexe und Trude ſei.<lb/> Darauf hin ließ ſie der Sultan fallen. <hi rendition="#g">Sie</hi> aber<lb/> gerieth in eine ſolche Wuth, daß ſie mich in ein<lb/> Bärenfell zauberte und in dieſen Wald her brachte,<lb/> wo ich ihr nun ſeit anderthalb Jahren, aus Schmerz<lb/> und Gram ſtumm und dumm geworden, die niedrig-<lb/> ſten Dienſte zu leiſten habe!</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Aber, Freund und Bruder! Warum haſt Du<lb/> Dich denn verzaubern laſſen? Du biſt ja ſelbſt<lb/> ein Zauberer und hätt’ſt ja Zauber<hi rendition="#g">gegenmittel</hi><lb/> genug g’habt?</p> </sp><lb/> <sp who="#BÄR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bär.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O Schmach! Es war <hi rendition="#g">meine</hi> eigene Schuld,<lb/> daß ich erlegen. Waltrudis hat den Augenblick benützt,<lb/> da ich vom Opiumgenuß betäubt war, ſo zu ſagen<lb/> wehrlos. Jch war nicht ſelten dem Trunk ergeben.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O Freund! Dieſer Fehler kömmt manchmal<lb/> vor. Und es iſt ein Glück, daß Zaubereien bei<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0283]
Bär.
Höre weiter! und dieß iſt das Gräßliche und
Geheimnißvolle. Waltrudis ließ nicht ab von mir
und verfolgte mich unabläſſig mit ihren Anträgen.
Da ging mir die Geduld aus. Jch verrieth in
Conſtantinopel, daß ſie eine Hexe und Trude ſei.
Darauf hin ließ ſie der Sultan fallen. Sie aber
gerieth in eine ſolche Wuth, daß ſie mich in ein
Bärenfell zauberte und in dieſen Wald her brachte,
wo ich ihr nun ſeit anderthalb Jahren, aus Schmerz
und Gram ſtumm und dumm geworden, die niedrig-
ſten Dienſte zu leiſten habe!
Casperl.
Aber, Freund und Bruder! Warum haſt Du
Dich denn verzaubern laſſen? Du biſt ja ſelbſt
ein Zauberer und hätt’ſt ja Zaubergegenmittel
genug g’habt?
Bär.
O Schmach! Es war meine eigene Schuld,
daß ich erlegen. Waltrudis hat den Augenblick benützt,
da ich vom Opiumgenuß betäubt war, ſo zu ſagen
wehrlos. Jch war nicht ſelten dem Trunk ergeben.
Casperl.
O Freund! Dieſer Fehler kömmt manchmal
vor. Und es iſt ein Glück, daß Zaubereien bei
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/283>, abgerufen am 20.07.2024. |