Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Casperl (zitternd und bebend). Jch schwäre! Bär. Nun denn: so höre! Jch bin eigentlich kein Bär, sondern nur in dessen Hülle oder Pelz. Jch bin der verzauberte Zauberer und Taschenspieler Strizlmajer, gebürtig aus Deggendorf. Casperl. O, wie freue ich mich, Dich Mensch zu wissen! Sei mein Bruder, mein Freund! Umarmung. Bär. Auf meinen Reisen als Escamoteur machte ich am türkischen Hofe die Bekanntschaft der Fee Waltrudis, welche dort Gastrollen als Trud gab und namentlich dem Sultan selbst sehr zusetzte. Jch gefiel ihr -- so zwar, daß sie mich heirathen wollte; allein ich blieb standhaft in der Treue, weil ich in Passau bereits verlobt war mit der Anna Maria Hintermajerin, Obstlerstochter. Casperl. Der Name Hintermajer ist mir nicht fremd; denn ich habe eine Cousine bei Vilshofen, die so heißt. Casperl (zitternd und bebend). Jch ſchwäre! Bär. Nun denn: ſo höre! Jch bin eigentlich kein Bär, ſondern nur in deſſen Hülle oder Pelz. Jch bin der verzauberte Zauberer und Taſchenſpieler Strizlmajer, gebürtig aus Deggendorf. Casperl. O, wie freue ich mich, Dich Menſch zu wiſſen! Sei mein Bruder, mein Freund! Umarmung. Bär. Auf meinen Reiſen als Escamoteur machte ich am türkiſchen Hofe die Bekanntſchaft der Fee Waltrudis, welche dort Gaſtrollen als Trud gab und namentlich dem Sultan ſelbſt ſehr zuſetzte. Jch gefiel ihr — ſo zwar, daß ſie mich heirathen wollte; allein ich blieb ſtandhaft in der Treue, weil ich in Paſſau bereits verlobt war mit der Anna Maria Hintermajerin, Obſtlerstochter. Casperl. Der Name Hintermajer iſt mir nicht fremd; denn ich habe eine Couſine bei Vilshofen, die ſo heißt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0282" n="246"/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </speaker> <stage>(zitternd und bebend).</stage><lb/> <p>Jch ſchwäre!</p> </sp><lb/> <sp who="#BÄR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bär.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nun denn: ſo höre! Jch bin eigentlich kein<lb/> Bär, ſondern nur in deſſen Hülle oder Pelz. Jch<lb/> bin der verzauberte Zauberer und Taſchenſpieler<lb/> Strizlmajer, gebürtig aus Deggendorf.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>O, wie freue ich mich, Dich <hi rendition="#g">Menſch</hi> zu<lb/> wiſſen! Sei mein Bruder, mein Freund!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Umarmung.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#BÄR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Bär.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Auf meinen Reiſen als Escamoteur machte<lb/> ich am türkiſchen Hofe die Bekanntſchaft der Fee<lb/> Waltrudis, welche dort Gaſtrollen als Trud gab<lb/> und namentlich dem Sultan ſelbſt ſehr zuſetzte.<lb/> Jch gefiel ihr — <hi rendition="#g">ſo</hi> zwar, daß ſie mich heirathen<lb/> wollte; allein ich blieb ſtandhaft in der Treue, weil<lb/> ich in Paſſau bereits verlobt war mit der Anna<lb/> Maria Hintermajerin, Obſtlerstochter.</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Der Name Hintermajer iſt mir nicht fremd;<lb/> denn ich habe eine Couſine bei Vilshofen, die<lb/><hi rendition="#g">ſo</hi> heißt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0282]
Casperl (zitternd und bebend).
Jch ſchwäre!
Bär.
Nun denn: ſo höre! Jch bin eigentlich kein
Bär, ſondern nur in deſſen Hülle oder Pelz. Jch
bin der verzauberte Zauberer und Taſchenſpieler
Strizlmajer, gebürtig aus Deggendorf.
Casperl.
O, wie freue ich mich, Dich Menſch zu
wiſſen! Sei mein Bruder, mein Freund!
Umarmung.
Bär.
Auf meinen Reiſen als Escamoteur machte
ich am türkiſchen Hofe die Bekanntſchaft der Fee
Waltrudis, welche dort Gaſtrollen als Trud gab
und namentlich dem Sultan ſelbſt ſehr zuſetzte.
Jch gefiel ihr — ſo zwar, daß ſie mich heirathen
wollte; allein ich blieb ſtandhaft in der Treue, weil
ich in Paſſau bereits verlobt war mit der Anna
Maria Hintermajerin, Obſtlerstochter.
Casperl.
Der Name Hintermajer iſt mir nicht fremd;
denn ich habe eine Couſine bei Vilshofen, die
ſo heißt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/282 |
Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/282>, abgerufen am 20.07.2024. |