Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Bretzeln scheinen frisch gebacken! Kurz, da laßt
sich nichts aussetzen, wenn's den ganzen Tag so
fort geht, werde ich einige Wochen Sommeraufent-
halt hier nehmen. Vielleicht ist ein Gesundheitsbad
auch in der Näh'. Das könnt' ich gegen meine
Rheumatismen gebrauchen. Wenn ich nur dem
Bären trauen könnt'! Da kommt er schon wieder.
Jch glaub' gar, er bringt eine Bouteille frisch'
Wasser zum Caffee.
(Bär stellt unter Reverenzen eine Wasser-
flasche und ein Glas auf den Tisch zum Frühstück.)
Verehrtester
Herr von Bär! Sie irren. Wasser bin ich ganz
und gar nicht g'wohnt.

Bär brummt und schüttelt den Kopf.
Wollen Sie sich nicht ein wenig an meine
Seite setzen; denn Sie scheinen mir ein nicht
nur zahmes, sondern auch ein gutmüthiges,
liebes Jndividuum zu sein.

Bär streichelt und liebkost den Casperl und brummt sehr angenehm.
Ja, mein Theurer! Sie haben vielleicht die
beste Absicht, aber ich versteh' kein Wort von Jhrer
Brummerei, und ich möcht' halt doch allerhand von
Jhnen erfahren. Schauen S', da haben S' eine
Bretzen; sagen S' mir doch gefälligst: Wo bin
ich denn eigentlich? -- Sie scheinen mir hier
schon einige Zeit im Dienst zu steh'n.

Bretzeln ſcheinen friſch gebacken! Kurz, da laßt
ſich nichts ausſetzen, wenn’s den ganzen Tag ſo
fort geht, werde ich einige Wochen Sommeraufent-
halt hier nehmen. Vielleicht iſt ein Geſundheitsbad
auch in der Näh’. Das könnt’ ich gegen meine
Rheumatismen gebrauchen. Wenn ich nur dem
Bären trauen könnt’! Da kommt er ſchon wieder.
Jch glaub’ gar, er bringt eine Bouteille friſch’
Waſſer zum Caffee.
(Bär ſtellt unter Reverenzen eine Waſſer-
flaſche und ein Glas auf den Tiſch zum Frühſtück.)
Verehrteſter
Herr von Bär! Sie irren. Waſſer bin ich ganz
und gar nicht g’wohnt.

Bär brummt und ſchüttelt den Kopf.
Wollen Sie ſich nicht ein wenig an meine
Seite ſetzen; denn Sie ſcheinen mir ein nicht
nur zahmes, ſondern auch ein gutmüthiges,
liebes Jndividuum zu ſein.

Bär ſtreichelt und liebkoſt den Casperl und brummt ſehr angenehm.
Ja, mein Theurer! Sie haben vielleicht die
beſte Abſicht, aber ich verſteh’ kein Wort von Jhrer
Brummerei, und ich möcht’ halt doch allerhand von
Jhnen erfahren. Schauen S’, da haben S’ eine
Bretzen; ſagen S’ mir doch gefälligſt: Wo bin
ich denn eigentlich? — Sie ſcheinen mir hier
ſchon einige Zeit im Dienſt zu ſteh’n.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CASPL">
            <p><pb facs="#f0276" n="240"/>
Bretzeln &#x017F;cheinen fri&#x017F;ch gebacken! Kurz, da laßt<lb/>
&#x017F;ich nichts aus&#x017F;etzen, wenn&#x2019;s den ganzen Tag &#x017F;o<lb/>
fort geht, werde ich einige Wochen Sommeraufent-<lb/>
halt hier nehmen. Vielleicht i&#x017F;t ein Ge&#x017F;undheitsbad<lb/>
auch in der Näh&#x2019;. Das könnt&#x2019; ich gegen meine<lb/>
Rheumatismen gebrauchen. Wenn ich nur dem<lb/>
Bären trauen könnt&#x2019;! Da kommt er &#x017F;chon wieder.<lb/>
Jch glaub&#x2019; gar, er bringt eine Bouteille fri&#x017F;ch&#x2019;<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er zum Caffee.</p>
            <stage>(<hi rendition="#g">Bär</hi> &#x017F;tellt unter Reverenzen eine Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
fla&#x017F;che und ein Glas auf den Ti&#x017F;ch zum Früh&#x017F;tück.)</stage>
            <p>Verehrte&#x017F;ter<lb/>
Herr von Bär! Sie irren. <hi rendition="#g">Wa&#x017F;&#x017F;er</hi> bin ich ganz<lb/>
und gar nicht g&#x2019;wohnt.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Bär</hi> brummt und &#x017F;chüttelt den Kopf.</hi> </stage><lb/>
            <p>Wollen Sie &#x017F;ich nicht ein wenig an meine<lb/>
Seite &#x017F;etzen; denn Sie &#x017F;cheinen mir ein nicht<lb/>
nur <hi rendition="#g">zahmes,</hi> &#x017F;ondern auch ein gutmüthiges,<lb/>
liebes Jndividuum zu &#x017F;ein.</p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Bär</hi> &#x017F;treichelt und liebko&#x017F;t den Casperl und brummt &#x017F;ehr angenehm.</hi> </stage><lb/>
            <p>Ja, mein Theurer! Sie haben vielleicht die<lb/>
be&#x017F;te Ab&#x017F;icht, aber ich ver&#x017F;teh&#x2019; kein Wort von Jhrer<lb/>
Brummerei, und ich möcht&#x2019; halt doch allerhand von<lb/>
Jhnen erfahren. Schauen S&#x2019;, da haben S&#x2019; eine<lb/>
Bretzen; &#x017F;agen S&#x2019; mir doch gefällig&#x017F;t: <hi rendition="#g">Wo</hi> bin<lb/>
ich denn eigentlich? &#x2014; Sie &#x017F;cheinen mir hier<lb/>
&#x017F;chon einige Zeit im Dien&#x017F;t zu &#x017F;teh&#x2019;n.</p><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0276] Bretzeln ſcheinen friſch gebacken! Kurz, da laßt ſich nichts ausſetzen, wenn’s den ganzen Tag ſo fort geht, werde ich einige Wochen Sommeraufent- halt hier nehmen. Vielleicht iſt ein Geſundheitsbad auch in der Näh’. Das könnt’ ich gegen meine Rheumatismen gebrauchen. Wenn ich nur dem Bären trauen könnt’! Da kommt er ſchon wieder. Jch glaub’ gar, er bringt eine Bouteille friſch’ Waſſer zum Caffee. (Bär ſtellt unter Reverenzen eine Waſſer- flaſche und ein Glas auf den Tiſch zum Frühſtück.) Verehrteſter Herr von Bär! Sie irren. Waſſer bin ich ganz und gar nicht g’wohnt. Bär brummt und ſchüttelt den Kopf. Wollen Sie ſich nicht ein wenig an meine Seite ſetzen; denn Sie ſcheinen mir ein nicht nur zahmes, ſondern auch ein gutmüthiges, liebes Jndividuum zu ſein. Bär ſtreichelt und liebkoſt den Casperl und brummt ſehr angenehm. Ja, mein Theurer! Sie haben vielleicht die beſte Abſicht, aber ich verſteh’ kein Wort von Jhrer Brummerei, und ich möcht’ halt doch allerhand von Jhnen erfahren. Schauen S’, da haben S’ eine Bretzen; ſagen S’ mir doch gefälligſt: Wo bin ich denn eigentlich? — Sie ſcheinen mir hier ſchon einige Zeit im Dienſt zu ſteh’n.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/276
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/276>, abgerufen am 22.11.2024.