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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

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Schlipperdibix! mein altes Recht laß' ich mir nit
nehmen! Wo eine Komödie ist, da muß der
Wurstl auch dabei sein, damit's auch manchmal
lustig hergeht; denn bisweilen muß der Mensch
sein' Gspaß haben, damit er sich nicht z'todt weint
in der traurigen Welt, wo Noth und Elend oft
aus- und einspazieren. Also, wenn auch das
Münchnerkind g'sagt hat, daß Jhr allerhand schöne
und ernsthafte Geschichten da sehen werd't, so will
ich meinerseits publiciren, daß auch die Gspaß'ln
nit fehlen werden. Aber Eins muß ich Euch sagen:
Brav müßt's sein, Kinder, sonst kriegt's Schläg
und der Hanswurstl setzt sich auf die Ofenbank
und weint selber, statt daß er pfeift und singt. --
Punktum, so ist's, weil's der Casperl g'sagt hat.
Münchner-Kindel (hinter der Scene).
Casperl! Casperl!
Casperl.
Wer ruft mir da? ich will an Ruh haben
und mein' Sach' vorbringen.
Münchner-Kindel (tritt auf).
Was hast denn Du da heraußen zu thun,
Casperl?
Schlipperdibix! mein altes Recht laß’ ich mir nit
nehmen! Wo eine Komödie iſt, da muß der
Wurſtl auch dabei ſein, damit’s auch manchmal
luſtig hergeht; denn bisweilen muß der Menſch
ſein’ Gſpaß haben, damit er ſich nicht z’todt weint
in der traurigen Welt, wo Noth und Elend oft
aus- und einſpazieren. Alſo, wenn auch das
Münchnerkind g’ſagt hat, daß Jhr allerhand ſchöne
und ernſthafte Geſchichten da ſehen werd’t, ſo will
ich meinerſeits publiciren, daß auch die Gſpaß’ln
nit fehlen werden. Aber Eins muß ich Euch ſagen:
Brav müßt’s ſein, Kinder, ſonſt kriegt’s Schläg
und der Hanswurſtl ſetzt ſich auf die Ofenbank
und weint ſelber, ſtatt daß er pfeift und ſingt. —
Punktum, ſo iſt’s, weil’s der Casperl g’ſagt hat.
Münchner-Kindel (hinter der Scene).
Casperl! Casperl!
Casperl.
Wer ruft mir da? ich will an Ruh haben
und mein’ Sach’ vorbringen.
Münchner-Kindel (tritt auf).
Was haſt denn Du da heraußen zu thun,
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[XII/0014] Schlipperdibix! mein altes Recht laß’ ich mir nit nehmen! Wo eine Komödie iſt, da muß der Wurſtl auch dabei ſein, damit’s auch manchmal luſtig hergeht; denn bisweilen muß der Menſch ſein’ Gſpaß haben, damit er ſich nicht z’todt weint in der traurigen Welt, wo Noth und Elend oft aus- und einſpazieren. Alſo, wenn auch das Münchnerkind g’ſagt hat, daß Jhr allerhand ſchöne und ernſthafte Geſchichten da ſehen werd’t, ſo will ich meinerſeits publiciren, daß auch die Gſpaß’ln nit fehlen werden. Aber Eins muß ich Euch ſagen: Brav müßt’s ſein, Kinder, ſonſt kriegt’s Schläg und der Hanswurſtl ſetzt ſich auf die Ofenbank und weint ſelber, ſtatt daß er pfeift und ſingt. — Punktum, ſo iſt’s, weil’s der Casperl g’ſagt hat. Münchner-Kindel (hinter der Scene). Casperl! Casperl! Casperl. Wer ruft mir da? ich will an Ruh haben und mein’ Sach’ vorbringen. Münchner-Kindel (tritt auf). Was haſt denn Du da heraußen zu thun, Casperl?

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/14>, abgerufen am 20.04.2024.