Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875. Pomologus. Wunderbares Blumenleben, mit dem ich innig verwachsen bin! Ach! lebte doch mein liebes Weib, die Centifolia noch! Der rauhe Sturm des Lebens hat sie so früh geknickt. Jn meinen Armen hat sie ihren Duft verhaucht. All' ihre Blätter sanken auf mich und bedeckten mein Herz. Seit ich sie nicht mehr habe, bin ich selbst wie ein zerknickter Stamm und wenn ich meine Toch- ter Apfelsina nicht hätte, so würde ich bald ver- dorren. Darum soll sie auch bei mir bleiben. Man hört am Hause schellen. Wer schellt? Vermuthlich ist es wieder Jemand, der meinen Garten besichtigen will. Glaub's gern. Meine geheime magische Kraft macht freilich die Blumen blühen wie nirgend; aber die Lohnbedien- ten mit den Touristen fangen an, mir lästig zu werden. Jch werde mir künftig alle Besuche verbieten. Casperl tritt unter Complimenten ein. (Große grüne Botanisirbüchse umgehängt.) Casperl. Hab ich die Oehre? den berühmten Hortologen und Apfelhändler? 12*
Pomologus. Wunderbares Blumenleben, mit dem ich innig verwachſen bin! Ach! lebte doch mein liebes Weib, die Centifolia noch! Der rauhe Sturm des Lebens hat ſie ſo früh geknickt. Jn meinen Armen hat ſie ihren Duft verhaucht. All’ ihre Blätter ſanken auf mich und bedeckten mein Herz. Seit ich ſie nicht mehr habe, bin ich ſelbſt wie ein zerknickter Stamm und wenn ich meine Toch- ter Apfelſina nicht hätte, ſo würde ich bald ver- dorren. Darum ſoll ſie auch bei mir bleiben. Man hört am Hauſe ſchellen. Wer ſchellt? Vermuthlich iſt es wieder Jemand, der meinen Garten beſichtigen will. Glaub’s gern. Meine geheime magiſche Kraft macht freilich die Blumen blühen wie nirgend; aber die Lohnbedien- ten mit den Touriſten fangen an, mir läſtig zu werden. Jch werde mir künftig alle Beſuche verbieten. Casperl tritt unter Complimenten ein. (Große grüne Botaniſirbüchſe umgehängt.) Casperl. Hab ich die Oehre? den berühmten Hortologen und Apfelhändler? 12*
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Pomologus.
Wunderbares Blumenleben, mit dem ich innig
verwachſen bin! Ach! lebte doch mein liebes Weib,
die Centifolia noch! Der rauhe Sturm des Lebens
hat ſie ſo früh geknickt. Jn meinen Armen hat ſie
ihren Duft verhaucht. All’ ihre Blätter ſanken auf
mich und bedeckten mein Herz.
Seit ich ſie nicht mehr habe, bin ich ſelbſt wie
ein zerknickter Stamm und wenn ich meine Toch-
ter Apfelſina nicht hätte, ſo würde ich bald ver-
dorren. Darum ſoll ſie auch bei mir bleiben.
Man hört am Hauſe ſchellen.
Wer ſchellt? Vermuthlich iſt es wieder Jemand,
der meinen Garten beſichtigen will. Glaub’s gern.
Meine geheime magiſche Kraft macht freilich die
Blumen blühen wie nirgend; aber die Lohnbedien-
ten mit den Touriſten fangen an, mir läſtig zu
werden. Jch werde mir künftig alle Beſuche verbieten.
Casperl tritt unter Complimenten ein. (Große grüne Botaniſirbüchſe
umgehängt.)
Casperl.
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