Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 5. München, 1875.
am rauchigen Kamine sitzen und da heißen sie mich darum Aschenbrödl. Ach, es geht mir recht schlecht. Meine liebe todte Mutter weint gewiß im Himmel oben, wenn sie auf mich herabsieht. (Weint bitterlich. Tauben umflattern sie, setzen sich auf ihre Schulter und Hand.) Jhr lieben Täublein seid noch meine einzigen Freunde, die ihr mich ständig begleitet. Prinz (hervortretend.) Liebes Kind, warum weinst Du so bitterlich? Aschenbrödl (erschreckt.) O weh! -- was habt ihr mich doch erschreckt. (Die Tauben flattern auf.) Prinz. Verzeih mir! -- Jch habe solch Mitleid mit Dir. Schon das zweitemal find' ich Dich hier in Thränen. Kann ich Dir nicht helfen? Aschenbrödl. Jhr seid wohl gut; allein mir ist nicht zu helfen. Es ist eben so mit mir. Aber vielleicht ändert's doch der liebe Gott, wenn es mir zum Heile ist. Prinz. Sage mir doch: Wer bist Du denn? Darf
am rauchigen Kamine ſitzen und da heißen ſie mich darum Aſchenbrödl. Ach, es geht mir recht ſchlecht. Meine liebe todte Mutter weint gewiß im Himmel oben, wenn ſie auf mich herabſieht. (Weint bitterlich. Tauben umflattern ſie, ſetzen ſich auf ihre Schulter und Hand.) Jhr lieben Täublein ſeid noch meine einzigen Freunde, die ihr mich ſtändig begleitet. Prinz (hervortretend.) Liebes Kind, warum weinſt Du ſo bitterlich? Aſchenbrödl (erſchreckt.) O weh! — was habt ihr mich doch erſchreckt. (Die Tauben flattern auf.) Prinz. Verzeih mir! — Jch habe ſolch Mitleid mit Dir. Schon das zweitemal find’ ich Dich hier in Thränen. Kann ich Dir nicht helfen? Aſchenbrödl. Jhr ſeid wohl gut; allein mir iſt nicht zu helfen. Es iſt eben ſo mit mir. Aber vielleicht ändert’s doch der liebe Gott, wenn es mir zum Heile iſt. Prinz. Sage mir doch: Wer biſt Du denn? Darf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ASCH"> <p><pb facs="#f0010" n="6"/> am rauchigen Kamine ſitzen und da heißen ſie mich<lb/> darum Aſchenbrödl. Ach, es geht mir recht ſchlecht.<lb/> Meine liebe todte Mutter weint gewiß im Himmel<lb/> oben, wenn ſie auf mich herabſieht.</p> <stage>(Weint bitterlich.<lb/> Tauben umflattern ſie, ſetzen ſich auf ihre Schulter und Hand.)</stage><lb/> <p>Jhr lieben Täublein ſeid noch meine einzigen<lb/> Freunde, die ihr mich ſtändig begleitet.</p> </sp><lb/> <sp who="#ARN"> <speaker> <hi rendition="#b">Prinz</hi> </speaker> <stage>(hervortretend.)</stage><lb/> <p>Liebes Kind, warum weinſt Du ſo bitterlich?</p> </sp><lb/> <sp who="#ASCH"> <speaker> <hi rendition="#b">Aſchenbrödl</hi> </speaker> <stage>(erſchreckt.)</stage><lb/> <p>O weh! — was habt ihr mich doch erſchreckt.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Die Tauben flattern auf.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#ARN"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Prinz.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Verzeih mir! — Jch habe ſolch Mitleid mit<lb/> Dir. Schon das zweitemal find’ ich Dich hier in<lb/> Thränen. Kann ich Dir nicht helfen?</p> </sp><lb/> <sp who="#ASCH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Aſchenbrödl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jhr ſeid wohl gut; allein mir iſt nicht zu<lb/> helfen. Es iſt eben <hi rendition="#g">ſo</hi> mit mir. Aber vielleicht<lb/> ändert’s doch der liebe Gott, wenn es mir zum<lb/> Heile iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#ARN"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Prinz.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Sage mir doch: Wer biſt Du denn? Darf<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0010]
am rauchigen Kamine ſitzen und da heißen ſie mich
darum Aſchenbrödl. Ach, es geht mir recht ſchlecht.
Meine liebe todte Mutter weint gewiß im Himmel
oben, wenn ſie auf mich herabſieht. (Weint bitterlich.
Tauben umflattern ſie, ſetzen ſich auf ihre Schulter und Hand.)
Jhr lieben Täublein ſeid noch meine einzigen
Freunde, die ihr mich ſtändig begleitet.
Prinz (hervortretend.)
Liebes Kind, warum weinſt Du ſo bitterlich?
Aſchenbrödl (erſchreckt.)
O weh! — was habt ihr mich doch erſchreckt.
(Die Tauben flattern auf.)
Prinz.
Verzeih mir! — Jch habe ſolch Mitleid mit
Dir. Schon das zweitemal find’ ich Dich hier in
Thränen. Kann ich Dir nicht helfen?
Aſchenbrödl.
Jhr ſeid wohl gut; allein mir iſt nicht zu
helfen. Es iſt eben ſo mit mir. Aber vielleicht
ändert’s doch der liebe Gott, wenn es mir zum
Heile iſt.
Prinz.
Sage mir doch: Wer biſt Du denn? Darf
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