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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

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Hermann.
Edler Ritter, wenn ihr um die geraubte Toch-
ter klagt, mögt ihr erfassen, wie ich um meine
Braut jammere. Es war aber, als sei der Teufel
im Spiel gewesen. Ohne an etwas Arges zu den-
ken, ritten wir Sechse mit dem Fräulein von der
Muhme Kunigund wieder heimwärts; da brachen
am Waldeck -- ihr wißt's ja -- wo das Fels-
thal einläuft, zwei riesenhafte Männer hervor; mit
Axt und Keule fielen sie auf dem schmalen Wege
über uns her. Konrad und Kunz stürzten todt
von den Rossen. Wir Andern konnten unsere Rosse
nicht wenden, so eng war der Pfad. Die Gäule
bäumten sich. Ritter Hans stürzte in den tiefen
Graben; ich hieb wüthend um mich; mittlerweile
war des Fräuleins Zelter gefallen, ich konnte nicht
beispringen; da zog sie der Eine der Räuber herab
und schleppte sie seitwärts durch die Felsenblöcke
hinan; wir vermochten zu Roß nicht zu folgen,
warfen uns aus dem Sattel -- aber es war zu
spät. Jn wilder Flucht waren die Verwegenen
mit ihrer edlen Beute zwischen den Felsklüften
verschwunden. Vergebens eilten wir nach --
da fiel die Nacht ein und trostlos kehrten wir
zurück.
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Hermann.
Edler Ritter, wenn ihr um die geraubte Toch-
ter klagt, mögt ihr erfaſſen, wie ich um meine
Braut jammere. Es war aber, als ſei der Teufel
im Spiel geweſen. Ohne an etwas Arges zu den-
ken, ritten wir Sechſe mit dem Fräulein von der
Muhme Kunigund wieder heimwärts; da brachen
am Waldeck — ihr wißt’s ja — wo das Fels-
thal einläuft, zwei rieſenhafte Männer hervor; mit
Axt und Keule fielen ſie auf dem ſchmalen Wege
über uns her. Konrad und Kunz ſtürzten todt
von den Roſſen. Wir Andern konnten unſere Roſſe
nicht wenden, ſo eng war der Pfad. Die Gäule
bäumten ſich. Ritter Hans ſtürzte in den tiefen
Graben; ich hieb wüthend um mich; mittlerweile
war des Fräuleins Zelter gefallen, ich konnte nicht
beiſpringen; da zog ſie der Eine der Räuber herab
und ſchleppte ſie ſeitwärts durch die Felſenblöcke
hinan; wir vermochten zu Roß nicht zu folgen,
warfen uns aus dem Sattel — aber es war zu
ſpät. Jn wilder Flucht waren die Verwegenen
mit ihrer edlen Beute zwiſchen den Felsklüften
verſchwunden. Vergebens eilten wir nach —
da fiel die Nacht ein und troſtlos kehrten wir
zurück.
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[193/0199] Hermann. Edler Ritter, wenn ihr um die geraubte Toch- ter klagt, mögt ihr erfaſſen, wie ich um meine Braut jammere. Es war aber, als ſei der Teufel im Spiel geweſen. Ohne an etwas Arges zu den- ken, ritten wir Sechſe mit dem Fräulein von der Muhme Kunigund wieder heimwärts; da brachen am Waldeck — ihr wißt’s ja — wo das Fels- thal einläuft, zwei rieſenhafte Männer hervor; mit Axt und Keule fielen ſie auf dem ſchmalen Wege über uns her. Konrad und Kunz ſtürzten todt von den Roſſen. Wir Andern konnten unſere Roſſe nicht wenden, ſo eng war der Pfad. Die Gäule bäumten ſich. Ritter Hans ſtürzte in den tiefen Graben; ich hieb wüthend um mich; mittlerweile war des Fräuleins Zelter gefallen, ich konnte nicht beiſpringen; da zog ſie der Eine der Räuber herab und ſchleppte ſie ſeitwärts durch die Felſenblöcke hinan; wir vermochten zu Roß nicht zu folgen, warfen uns aus dem Sattel — aber es war zu ſpät. Jn wilder Flucht waren die Verwegenen mit ihrer edlen Beute zwiſchen den Felsklüften verſchwunden. Vergebens eilten wir nach — da fiel die Nacht ein und troſtlos kehrten wir zurück. 13

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/199>, abgerufen am 25.11.2024.