Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.Verwandlung. Ländliche Gegend. Ein ärmliches Häuschen steht an der mittleren Seitencoulisse. Fortuna mit verbun- denen Augen, ein goldenes Füllhorn im Arme, schwebt in einem silbernen Segelschiffchen durch die Luft herein. Capricerl sitzt am Steuerruder und zieht die Segel ein, während das Schiff sich zur Erde senkt. Fortuna (steigt mit dem Knaben aus und singt.) Fortuna bin ich; durch die Welt Flieg' ich, vertheile Gut und Geld; Dukaten streu' ich rings umher, Und doch wird nie mein Säckel leer. Bald bin ich hier, bald bin ich dort Und schwebe schnell von Ort zu Ort. Jch spende nur zum Zeitvertreib Und bin ein windisch launig Weib. Verbunden sind die Augen zwar, Ein Band schlingt sich um Stirn und Haar, Jch sehe gar nichts und bin blind, Drum führt mich dieses kleine Kind. das Schifflein sinken lassen? Verwandlung. Ländliche Gegend. Ein ärmliches Häuschen ſteht an der mittleren Seitencouliſſe. Fortuna mit verbun- denen Augen, ein goldenes Füllhorn im Arme, ſchwebt in einem ſilbernen Segelſchiffchen durch die Luft herein. Capricerl ſitzt am Steuerruder und zieht die Segel ein, während das Schiff ſich zur Erde ſenkt. Fortuna (ſteigt mit dem Knaben aus und ſingt.) Fortuna bin ich; durch die Welt Flieg’ ich, vertheile Gut und Geld; Dukaten ſtreu’ ich rings umher, Und doch wird nie mein Säckel leer. Bald bin ich hier, bald bin ich dort Und ſchwebe ſchnell von Ort zu Ort. Jch ſpende nur zum Zeitvertreib Und bin ein windiſch launig Weib. Verbunden ſind die Augen zwar, Ein Band ſchlingt ſich um Stirn und Haar, Jch ſehe gar nichts und bin blind, Drum führt mich dieſes kleine Kind. das Schifflein ſinken laſſen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0152" n="146"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Verwandlung.</hi> </hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Ländliche Gegend. Ein ärmliches Häuschen ſteht an<lb/> der mittleren Seitencouliſſe. <hi rendition="#g">Fortuna</hi> mit verbun-<lb/> denen Augen, ein goldenes Füllhorn im Arme, ſchwebt<lb/> in einem ſilbernen Segelſchiffchen durch die Luft herein.<lb/> Capricerl ſitzt am Steuerruder und zieht die Segel ein,<lb/> während das Schiff ſich zur Erde ſenkt.</hi> </stage><lb/> <sp who="#FOR"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Fortuna</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(ſteigt mit dem Knaben aus und ſingt.)</hi> </stage><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Fortuna bin ich; durch die Welt</l><lb/> <l>Flieg’ ich, vertheile Gut und Geld;</l><lb/> <l>Dukaten ſtreu’ ich rings umher,</l><lb/> <l>Und doch wird nie mein Säckel leer.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Bald bin ich hier, bald bin ich dort</l><lb/> <l>Und ſchwebe ſchnell von Ort zu Ort.</l><lb/> <l>Jch ſpende nur zum Zeitvertreib</l><lb/> <l>Und bin ein windiſch launig Weib.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Verbunden ſind die Augen zwar,</l><lb/> <l>Ein Band ſchlingt ſich um Stirn und Haar,</l><lb/> <l>Jch ſehe gar nichts und bin blind,</l><lb/> <l>Drum führt mich dieſes kleine Kind.</l> </lg> </lg><lb/> <p>Wo ſind wir, Capricerl? Warum haſt du hier<lb/> das Schifflein ſinken laſſen?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [146/0152]
Verwandlung.
Ländliche Gegend. Ein ärmliches Häuschen ſteht an
der mittleren Seitencouliſſe. Fortuna mit verbun-
denen Augen, ein goldenes Füllhorn im Arme, ſchwebt
in einem ſilbernen Segelſchiffchen durch die Luft herein.
Capricerl ſitzt am Steuerruder und zieht die Segel ein,
während das Schiff ſich zur Erde ſenkt.
Fortuna
(ſteigt mit dem Knaben aus und ſingt.)
Fortuna bin ich; durch die Welt
Flieg’ ich, vertheile Gut und Geld;
Dukaten ſtreu’ ich rings umher,
Und doch wird nie mein Säckel leer.
Bald bin ich hier, bald bin ich dort
Und ſchwebe ſchnell von Ort zu Ort.
Jch ſpende nur zum Zeitvertreib
Und bin ein windiſch launig Weib.
Verbunden ſind die Augen zwar,
Ein Band ſchlingt ſich um Stirn und Haar,
Jch ſehe gar nichts und bin blind,
Drum führt mich dieſes kleine Kind.
Wo ſind wir, Capricerl? Warum haſt du hier
das Schifflein ſinken laſſen?
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