Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
bermitteln freventlich an dich gefeßelt. Die schwar-
zen Raben, mit welchen du Umgang pflegst, seien
böse Geister. Ach! was sagen sie nicht noch Alles?!
Und ich -- ich will, ich kann es nicht glauben;
aber ich beschwöre dich: Löse mir das geheimniß-
volle Räthsel! Mir, mir deinem Gatten vertraue
dich an und ich trete im Kampfe des Gottesgerich-
tes auf Leben und Tod gegen deine Ankläger für
deine Unschuld in die Schranken.
Elsbeth.
Ein einzig Wort würde mich befreien, ein
einzig Wort meine Reinheit beweisen. Aber noch
muß ich schweigen -- nur wenige Stunden; denn
zu dieser Stunde ist die Frist noch nicht abgelau-
fen, bis zu der ich Schweigen gelobt habe. O
mein theurer Gemahl! Hättest du mich in meiner
stillen Waldeinsamkeit gelassen! Jetzt -- es ist
fürchterlich -- jetzt werden sie mich tödten, ehe ich
zu meiner Befreiung reden darf.
Albert.
Nur mir eröffne dich, ich beschwöre dich!
Elsbeth.
Jch darf nicht, ich kann nicht. Aber Gott
weiß es, schuldlos bin ich!
9*
bermitteln freventlich an dich gefeßelt. Die ſchwar-
zen Raben, mit welchen du Umgang pflegſt, ſeien
böſe Geiſter. Ach! was ſagen ſie nicht noch Alles?!
Und ich — ich will, ich kann es nicht glauben;
aber ich beſchwöre dich: Löſe mir das geheimniß-
volle Räthſel! Mir, mir deinem Gatten vertraue
dich an und ich trete im Kampfe des Gottesgerich-
tes auf Leben und Tod gegen deine Ankläger für
deine Unſchuld in die Schranken.
Elsbeth.
Ein einzig Wort würde mich befreien, ein
einzig Wort meine Reinheit beweiſen. Aber noch
muß ich ſchweigen — nur wenige Stunden; denn
zu dieſer Stunde iſt die Friſt noch nicht abgelau-
fen, bis zu der ich Schweigen gelobt habe. O
mein theurer Gemahl! Hätteſt du mich in meiner
ſtillen Waldeinſamkeit gelaſſen! Jetzt — es iſt
fürchterlich — jetzt werden ſie mich tödten, ehe ich
zu meiner Befreiung reden darf.
Albert.
Nur mir eröffne dich, ich beſchwöre dich!
Elsbeth.
Jch darf nicht, ich kann nicht. Aber Gott
weiß es, ſchuldlos bin ich!
9*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#ALB">
            <p><pb facs="#f0137" n="131"/>
bermitteln freventlich an dich gefeßelt. Die &#x017F;chwar-<lb/>
zen Raben, mit welchen du Umgang pfleg&#x017F;t, &#x017F;eien<lb/>&#x017F;e Gei&#x017F;ter. Ach! was &#x017F;agen &#x017F;ie nicht noch Alles?!<lb/>
Und <hi rendition="#g">ich</hi> &#x2014; ich will, ich kann es nicht glauben;<lb/>
aber ich be&#x017F;chwöre dich: Lö&#x017F;e mir das geheimniß-<lb/>
volle Räth&#x017F;el! <hi rendition="#g">Mir, mir</hi> deinem Gatten vertraue<lb/>
dich an und ich trete im Kampfe des Gottesgerich-<lb/>
tes auf Leben und Tod gegen deine Ankläger für<lb/>
deine Un&#x017F;chuld in die Schranken.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ELSB">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Elsbeth.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#g">Ein</hi> einzig Wort würde mich befreien, <hi rendition="#g">ein</hi><lb/>
einzig Wort meine Reinheit bewei&#x017F;en. Aber <hi rendition="#g">noch</hi><lb/>
muß ich &#x017F;chweigen &#x2014; nur wenige Stunden; denn<lb/>
zu die&#x017F;er Stunde i&#x017F;t die Fri&#x017F;t noch nicht abgelau-<lb/>
fen, bis zu der ich Schweigen gelobt habe. O<lb/>
mein theurer Gemahl! Hätte&#x017F;t du mich in meiner<lb/>
&#x017F;tillen Waldein&#x017F;amkeit gela&#x017F;&#x017F;en! Jetzt &#x2014; es i&#x017F;t<lb/>
fürchterlich &#x2014; jetzt werden &#x017F;ie mich tödten, ehe ich<lb/>
zu meiner Befreiung reden darf.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ALB">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Albert.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Nur <hi rendition="#g">mir</hi> eröffne dich, ich be&#x017F;chwöre dich!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ELSB">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Elsbeth.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Jch <hi rendition="#g">darf</hi> nicht, ich <hi rendition="#g">kann</hi> nicht. Aber Gott<lb/>
weiß es, &#x017F;chuldlos bin ich!</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">9*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0137] bermitteln freventlich an dich gefeßelt. Die ſchwar- zen Raben, mit welchen du Umgang pflegſt, ſeien böſe Geiſter. Ach! was ſagen ſie nicht noch Alles?! Und ich — ich will, ich kann es nicht glauben; aber ich beſchwöre dich: Löſe mir das geheimniß- volle Räthſel! Mir, mir deinem Gatten vertraue dich an und ich trete im Kampfe des Gottesgerich- tes auf Leben und Tod gegen deine Ankläger für deine Unſchuld in die Schranken. Elsbeth. Ein einzig Wort würde mich befreien, ein einzig Wort meine Reinheit beweiſen. Aber noch muß ich ſchweigen — nur wenige Stunden; denn zu dieſer Stunde iſt die Friſt noch nicht abgelau- fen, bis zu der ich Schweigen gelobt habe. O mein theurer Gemahl! Hätteſt du mich in meiner ſtillen Waldeinſamkeit gelaſſen! Jetzt — es iſt fürchterlich — jetzt werden ſie mich tödten, ehe ich zu meiner Befreiung reden darf. Albert. Nur mir eröffne dich, ich beſchwöre dich! Elsbeth. Jch darf nicht, ich kann nicht. Aber Gott weiß es, ſchuldlos bin ich! 9*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/137
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/137>, abgerufen am 05.05.2024.