Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.
Verschmachten will ich lieber hier, gebannt Jn diesem duft'gen Grab, als dir gehören! Typhon. Wohlan denn! Bleibe, denn du willst es selber. Nur Horos, der Beglücker, kann dich retten, Der Schmachtende, der gern an Blumen nippt. Doch ob er dich in sand'ger Wüste finde? Hier sucht er nicht nach Blüthen oder Küssen. Doch immerhin! Du magst Erlösung hoffen Und mich verachten. Jener Tag wird kommen, An dem du gerne sinkst in Thyphons Arme. [Versinkt.] (Leiser Donner in der Ferne.) Das Morgenroth steigt am Horizont auf. Osiris zieht auf einem goldnen von weißen Rossen gezogenen Wagen vorüber. Kalasiris. Osiris naht. Es rauscht des Ostens Donner, Den Mächt'gen zu verkünden, doch ich Arme Muß bei dem ersten süßen Hauch des Morgens Jn's Dunkel sinken dieser Blätternacht! (Während es heller Tag wird, sinkt Kalasiris in den Kelch der Blume, deren Blätter sich schließen.) (Maler Leonardo, Lohndiener Hölzlmaier und Casperl, alle drei auf dem Rücken eines Kameeles, das ein Mohr führt, reiten herein.) Casperl indem er hinten über den Rücken des Kameels herabruischt und auf den Boden zu sitzen kömmt. Halt! Mir scheint, das ist's Wirthshaus.
Verſchmachten will ich lieber hier, gebannt Jn dieſem duft’gen Grab, als dir gehören! Typhon. Wohlan denn! Bleibe, denn du willſt es ſelber. Nur Horos, der Beglücker, kann dich retten, Der Schmachtende, der gern an Blumen nippt. Doch ob er dich in ſand’ger Wüſte finde? Hier ſucht er nicht nach Blüthen oder Küſſen. Doch immerhin! Du magſt Erlöſung hoffen Und mich verachten. Jener Tag wird kommen, An dem du gerne ſinkſt in Thyphons Arme. [Verſinkt.] (Leiſer Donner in der Ferne.) Das Morgenroth ſteigt am Horizont auf. Oſiris zieht auf einem goldnen von weißen Roſſen gezogenen Wagen vorüber. Kalaſiris. Oſiris naht. Es rauſcht des Oſtens Donner, Den Mächt’gen zu verkünden, doch ich Arme Muß bei dem erſten ſüßen Hauch des Morgens Jn’s Dunkel ſinken dieſer Blätternacht! (Während es heller Tag wird, ſinkt Kalaſiris in den Kelch der Blume, deren Blätter ſich ſchließen.) (Maler Leonardo, Lohndiener Hölzlmaier und Casperl, alle drei auf dem Rücken eines Kameeles, das ein Mohr führt, reiten herein.) Casperl indem er hinten über den Rücken des Kameels herabruiſcht und auf den Boden zu ſitzen kömmt. Halt! Mir ſcheint, das iſt’s Wirthshaus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#KAL"> <p><pb facs="#f0011" n="5"/> Verſchmachten will ich lieber hier, gebannt<lb/> Jn dieſem duft’gen Grab, als dir gehören!</p> </sp><lb/> <sp who="#TYP"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Typhon.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wohlan denn! Bleibe, denn du willſt es ſelber.<lb/> Nur <hi rendition="#g">Horos,</hi> der Beglücker, kann dich retten,<lb/> Der Schmachtende, der gern an Blumen nippt.<lb/> Doch ob er dich in ſand’ger Wüſte finde?<lb/> Hier ſucht er nicht nach Blüthen oder Küſſen.<lb/> Doch immerhin! Du magſt Erlöſung hoffen<lb/> Und mich verachten. Jener Tag wird kommen,<lb/> An dem du gerne ſinkſt in Thyphons Arme.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">[Verſinkt.]<lb/> (Leiſer Donner in der Ferne.)<lb/> Das Morgenroth ſteigt am Horizont auf. Oſiris zieht auf einem goldnen<lb/> von weißen Roſſen gezogenen Wagen vorüber.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#KAL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kalaſiris.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Oſiris naht. Es rauſcht des Oſtens Donner,<lb/> Den Mächt’gen zu verkünden, doch ich Arme<lb/> Muß bei dem erſten ſüßen Hauch des Morgens<lb/> Jn’s Dunkel ſinken dieſer Blätternacht!</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Während es heller Tag wird, ſinkt Kalaſiris in den Kelch der Blume,<lb/> deren Blätter ſich ſchließen.)<lb/> (Maler Leonardo, Lohndiener Hölzlmaier und Casperl, alle drei auf dem<lb/> Rücken eines Kameeles, das ein <hi rendition="#g">Mohr</hi> führt, reiten herein.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#CASP"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage> <hi rendition="#c">indem er hinten über den Rücken des Kameels herabruiſcht und auf den<lb/> Boden zu ſitzen kömmt.</hi> </stage><lb/> <p>Halt! Mir ſcheint, das iſt’s Wirthshaus.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0011]
Verſchmachten will ich lieber hier, gebannt
Jn dieſem duft’gen Grab, als dir gehören!
Typhon.
Wohlan denn! Bleibe, denn du willſt es ſelber.
Nur Horos, der Beglücker, kann dich retten,
Der Schmachtende, der gern an Blumen nippt.
Doch ob er dich in ſand’ger Wüſte finde?
Hier ſucht er nicht nach Blüthen oder Küſſen.
Doch immerhin! Du magſt Erlöſung hoffen
Und mich verachten. Jener Tag wird kommen,
An dem du gerne ſinkſt in Thyphons Arme.
[Verſinkt.]
(Leiſer Donner in der Ferne.)
Das Morgenroth ſteigt am Horizont auf. Oſiris zieht auf einem goldnen
von weißen Roſſen gezogenen Wagen vorüber.
Kalaſiris.
Oſiris naht. Es rauſcht des Oſtens Donner,
Den Mächt’gen zu verkünden, doch ich Arme
Muß bei dem erſten ſüßen Hauch des Morgens
Jn’s Dunkel ſinken dieſer Blätternacht!
(Während es heller Tag wird, ſinkt Kalaſiris in den Kelch der Blume,
deren Blätter ſich ſchließen.)
(Maler Leonardo, Lohndiener Hölzlmaier und Casperl, alle drei auf dem
Rücken eines Kameeles, das ein Mohr führt, reiten herein.)
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indem er hinten über den Rücken des Kameels herabruiſcht und auf den
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/11>, abgerufen am 27.07.2024. |