Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 3. München, 1869. Mauschl. Und wie ich wieder erwacht bin geworden aus der Ohnmacht, da war weg meine schöne Kuh sammt'n Strick, und war weg meine rothe Tasch und all die schönen Tholer und Gilden, die ich gehabt hab in der Tasch und des muß mer Alles genommen haben der boshafte Vicolinist -- denn er ist gewesen fort. Kasperl. Das is Alles verlogen. Der Jud hat dem Stoffelbauer die Kuh gstohlen und da hab ich ihm nur den "Hupfauf" aufg'spielt. Weiter weiß ich Nix und hab Nix und will Nix wissen. Justizmaier. Der Sache muß man auf den Grund kommen. Jedenfalls liegen Verdachtsgründe vor. Herr Ge- richtsschreiber, lassen Sie den Jnquisiten abführen und in Verwahrung bringen; der Jude kann, bis ich ihn wieder vorrufen lasse, einstweilen in's Wirths- gehen. Pfifficus. J--a, sogleich. Kasperl. Warum lassen Sie nicht den Juden zum Abfüh- ren eingeben und nicht mich in's Wirthshaus gehen? Mauſchl. Und wie ich wieder erwacht bin geworden aus der Ohnmacht, da war weg meine ſchöne Kuh ſammt’n Strick, und war weg meine rothe Taſch und all die ſchönen Tholer und Gilden, die ich gehabt hab in der Taſch und des muß mer Alles genommen haben der boshafte Vicoliniſt — denn er iſt geweſen fort. Kasperl. Das is Alles verlogen. Der Jud hat dem Stoffelbauer die Kuh gſtohlen und da hab ich ihm nur den „Hupfauf‟ aufg’ſpielt. Weiter weiß ich Nix und hab Nix und will Nix wiſſen. Juſtizmaier. Der Sache muß man auf den Grund kommen. Jedenfalls liegen Verdachtsgründe vor. Herr Ge- richtsſchreiber, laſſen Sie den Jnquiſiten abführen und in Verwahrung bringen; der Jude kann, bis ich ihn wieder vorrufen laſſe, einſtweilen in’s Wirths- gehen. Pfifficus. J—a, ſogleich. Kasperl. Warum laſſen Sie nicht den Juden zum Abfüh- ren eingeben und nicht mich in’s Wirthshaus gehen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0243" n="239"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <sp who="#MAUSCH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mauſchl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Und wie ich wieder erwacht bin geworden aus<lb/> der Ohnmacht, da war weg meine ſchöne Kuh ſammt’n<lb/> Strick, und war weg meine rothe Taſch und all die<lb/> ſchönen Tholer und Gilden, die ich gehabt hab in<lb/> der Taſch und des muß mer Alles genommen haben<lb/> der boshafte Vicoliniſt — denn er iſt geweſen fort.</p> </sp><lb/> <sp who="#KASPERL_LA"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kasperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Das is Alles verlogen. Der Jud hat dem<lb/> Stoffelbauer die Kuh gſtohlen und da hab ich ihm<lb/> nur den „Hupfauf‟ aufg’ſpielt. Weiter weiß ich Nix<lb/> und hab Nix und will Nix wiſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUSTM"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Juſtizmaier.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Der Sache muß man auf den Grund kommen.<lb/> Jedenfalls liegen Verdachtsgründe vor. Herr Ge-<lb/> richtsſchreiber, laſſen Sie den Jnquiſiten abführen<lb/> und in Verwahrung bringen; der Jude kann, bis<lb/> ich ihn wieder vorrufen laſſe, einſtweilen in’s Wirths-<lb/> gehen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PFI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Pfifficus.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>J—a, ſogleich.</p> </sp><lb/> <sp who="#KASPERL_LA"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kasperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Warum laſſen Sie nicht den Juden zum Abfüh-<lb/> ren eingeben und nicht <hi rendition="#g">mich</hi> in’s Wirthshaus gehen?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0243]
Mauſchl.
Und wie ich wieder erwacht bin geworden aus
der Ohnmacht, da war weg meine ſchöne Kuh ſammt’n
Strick, und war weg meine rothe Taſch und all die
ſchönen Tholer und Gilden, die ich gehabt hab in
der Taſch und des muß mer Alles genommen haben
der boshafte Vicoliniſt — denn er iſt geweſen fort.
Kasperl.
Das is Alles verlogen. Der Jud hat dem
Stoffelbauer die Kuh gſtohlen und da hab ich ihm
nur den „Hupfauf‟ aufg’ſpielt. Weiter weiß ich Nix
und hab Nix und will Nix wiſſen.
Juſtizmaier.
Der Sache muß man auf den Grund kommen.
Jedenfalls liegen Verdachtsgründe vor. Herr Ge-
richtsſchreiber, laſſen Sie den Jnquiſiten abführen
und in Verwahrung bringen; der Jude kann, bis
ich ihn wieder vorrufen laſſe, einſtweilen in’s Wirths-
gehen.
Pfifficus.
J—a, ſogleich.
Kasperl.
Warum laſſen Sie nicht den Juden zum Abfüh-
ren eingeben und nicht mich in’s Wirthshaus gehen?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |