Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.
war eine kindliche Bitte um eine Bilderbibel als Weihnachtsgabe. Jch dankte wirklich dem Himmel im Stillen für die wunderbare Fügung, eilte sogleich in einen Weihnachtsladen, um das himmlische Weih- nachtsgeschenk zu acquiriren und hoffe, daß es heute bereits an den kleinen Briefschreiber gelangt ist. Frau Werner. Jn der That, Herr Walter, die Fügungen des Himmels -- im Großen wie im Kleinen -- sind wunderbar! -- Mein Söhnlein sitzt freudetrunken vor dem Buche. Erlauben Sie, daß ich ihn dem gütigen Geber vorstelle. Walter. Und warum wollten Sie ihm denn das Wun- derbare der Erfüllung seiner Bitte rauben? Frau Werner. Sie haben Recht -- sein frommer Glaube werde nicht gestört. Es liegt ja nur in der Form der Unterschied; im Wesen der Sache glauben wir Alle, Groß und Klein, dasselbe. Walter. Ja, gute Frau, an Gottes allwaltende Für- sorge und Obhut, und an diesem Glauben fest- haltend, gestatten Sie, daß ich nun der zweite Vater Jhres Sohnes sein darf. Jch möchte, indem
war eine kindliche Bitte um eine Bilderbibel als Weihnachtsgabe. Jch dankte wirklich dem Himmel im Stillen für die wunderbare Fügung, eilte ſogleich in einen Weihnachtsladen, um das himmliſche Weih- nachtsgeſchenk zu acquiriren und hoffe, daß es heute bereits an den kleinen Briefſchreiber gelangt iſt. Frau Werner. Jn der That, Herr Walter, die Fügungen des Himmels — im Großen wie im Kleinen — ſind wunderbar! — Mein Söhnlein ſitzt freudetrunken vor dem Buche. Erlauben Sie, daß ich ihn dem gütigen Geber vorſtelle. Walter. Und warum wollten Sie ihm denn das Wun- derbare der Erfüllung ſeiner Bitte rauben? Frau Werner. Sie haben Recht — ſein frommer Glaube werde nicht geſtört. Es liegt ja nur in der Form der Unterſchied; im Weſen der Sache glauben wir Alle, Groß und Klein, dasſelbe. Walter. Ja, gute Frau, an Gottes allwaltende Für- ſorge und Obhut, und an dieſem Glauben feſt- haltend, geſtatten Sie, daß ich nun der zweite Vater Jhres Sohnes ſein darf. Jch möchte, indem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#WAL"> <p><pb facs="#f0099" n="79"/> war eine kindliche Bitte um eine Bilderbibel als<lb/> Weihnachtsgabe. Jch dankte wirklich dem Himmel<lb/> im Stillen für die wunderbare Fügung, eilte ſogleich in<lb/> einen Weihnachtsladen, um das himmliſche Weih-<lb/> nachtsgeſchenk zu acquiriren und hoffe, daß es heute<lb/> bereits an den kleinen Briefſchreiber gelangt iſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#FWERNER"> <speaker> <hi rendition="#c">Frau Werner.</hi> </speaker><lb/> <p>Jn der That, Herr Walter, die Fügungen des<lb/> Himmels — im Großen wie im Kleinen — ſind<lb/> wunderbar! — Mein Söhnlein ſitzt freudetrunken<lb/> vor dem Buche. Erlauben Sie, daß ich ihn dem<lb/> gütigen Geber vorſtelle.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#c">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p>Und warum wollten Sie ihm denn das Wun-<lb/> derbare der Erfüllung ſeiner Bitte rauben?</p> </sp><lb/> <sp who="#FWERNER"> <speaker> <hi rendition="#c">Frau Werner.</hi> </speaker><lb/> <p>Sie haben Recht — ſein frommer Glaube<lb/> werde nicht geſtört. Es liegt ja nur <hi rendition="#g">in der Form</hi><lb/> der Unterſchied; <hi rendition="#g">im Weſen</hi> der Sache glauben<lb/> wir Alle, Groß und Klein, dasſelbe.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#c">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja, gute Frau, an Gottes allwaltende Für-<lb/> ſorge und Obhut, und an dieſem Glauben feſt-<lb/> haltend, geſtatten Sie, daß ich nun der zweite<lb/> Vater Jhres Sohnes ſein darf. Jch möchte, indem<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0099]
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einen Weihnachtsladen, um das himmliſche Weih-
nachtsgeſchenk zu acquiriren und hoffe, daß es heute
bereits an den kleinen Briefſchreiber gelangt iſt.
Frau Werner.
Jn der That, Herr Walter, die Fügungen des
Himmels — im Großen wie im Kleinen — ſind
wunderbar! — Mein Söhnlein ſitzt freudetrunken
vor dem Buche. Erlauben Sie, daß ich ihn dem
gütigen Geber vorſtelle.
Walter.
Und warum wollten Sie ihm denn das Wun-
derbare der Erfüllung ſeiner Bitte rauben?
Frau Werner.
Sie haben Recht — ſein frommer Glaube
werde nicht geſtört. Es liegt ja nur in der Form
der Unterſchied; im Weſen der Sache glauben
wir Alle, Groß und Klein, dasſelbe.
Walter.
Ja, gute Frau, an Gottes allwaltende Für-
ſorge und Obhut, und an dieſem Glauben feſt-
haltend, geſtatten Sie, daß ich nun der zweite
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