Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.Aermliche Stube. Frau Werner (sitzt an einem Tische und näht.) Ludwig (liest neben ihr in einem Buch.) Ludwig (das Buch zuschlagend.) Mutter, aber das Buch hab' ich jetzt schon drei Mal gelesen und jetzt bin ich wieder damit zu End! Die Geschichte von den "Ostereiern" ist wohl recht hübsch, -- aber ich weiß sie beinah' auswendig! Liebe Mutter, ich möchte 'mal Anderes zu lesen haben. Frau Werner. Ei, etwas Schönes kann man nicht oft genug lesen und man lernt immer was aus solchen Büchern. Jhr Kinder wollt' alle Tage was Neues und seid wirklich wie die Flattervöglein oder Schmetterlinge; die setzen sich auf alle Blumen und haben sie an einer genippt, so geht's gleich wieder fort und fort. Du weißt ja das Sprüchlein davon. Ludwig. Weiß 's wohl noch. Aermliche Stube. Frau Werner (ſitzt an einem Tiſche und näht.) Ludwig (liest neben ihr in einem Buch.) Ludwig (das Buch zuſchlagend.) Mutter, aber das Buch hab’ ich jetzt ſchon drei Mal geleſen und jetzt bin ich wieder damit zu End! Die Geſchichte von den „Oſtereiern‟ iſt wohl recht hübſch, — aber ich weiß ſie beinah’ auswendig! Liebe Mutter, ich möchte ’mal Anderes zu leſen haben. Frau Werner. Ei, etwas Schönes kann man nicht oft genug leſen und man lernt immer was aus ſolchen Büchern. Jhr Kinder wollt’ alle Tage was Neues und ſeid wirklich wie die Flattervöglein oder Schmetterlinge; die ſetzen ſich auf alle Blumen und haben ſie an einer genippt, ſo geht’s gleich wieder fort und fort. Du weißt ja das Sprüchlein davon. Ludwig. Weiß ’s wohl noch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0079"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#g">Aermliche Stube.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Frau <hi rendition="#g">Werner</hi> (ſitzt an einem Tiſche und näht.) <hi rendition="#g">Ludwig</hi><lb/> (liest neben ihr in einem Buch.)</hi> </stage><lb/> <sp who="#LUD"> <speaker> <hi rendition="#c">Ludwig</hi> </speaker><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(das Buch zuſchlagend.)</hi> </stage><lb/> <p>Mutter, aber das Buch hab’ ich jetzt ſchon drei<lb/> Mal geleſen und jetzt bin ich wieder damit zu End!<lb/> Die Geſchichte von den „Oſtereiern‟ iſt wohl recht<lb/> hübſch, — aber ich weiß ſie beinah’ auswendig!<lb/> Liebe Mutter, ich möchte ’mal Anderes zu leſen<lb/> haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#FWERNER"> <speaker> <hi rendition="#c">Frau Werner.</hi> </speaker><lb/> <p>Ei, etwas Schönes kann man nicht oft genug<lb/> leſen und man lernt immer was aus ſolchen Büchern.<lb/> Jhr Kinder wollt’ alle Tage was Neues und ſeid<lb/> wirklich wie die Flattervöglein oder Schmetterlinge;<lb/> die ſetzen ſich auf alle Blumen und haben ſie an<lb/> einer genippt, ſo geht’s gleich wieder fort und fort.<lb/> Du weißt ja das Sprüchlein davon.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUD"> <speaker> <hi rendition="#c">Ludwig.</hi> </speaker><lb/> <p>Weiß ’s wohl noch.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0079]
Aermliche Stube.
Frau Werner (ſitzt an einem Tiſche und näht.) Ludwig
(liest neben ihr in einem Buch.)
Ludwig
(das Buch zuſchlagend.)
Mutter, aber das Buch hab’ ich jetzt ſchon drei
Mal geleſen und jetzt bin ich wieder damit zu End!
Die Geſchichte von den „Oſtereiern‟ iſt wohl recht
hübſch, — aber ich weiß ſie beinah’ auswendig!
Liebe Mutter, ich möchte ’mal Anderes zu leſen
haben.
Frau Werner.
Ei, etwas Schönes kann man nicht oft genug
leſen und man lernt immer was aus ſolchen Büchern.
Jhr Kinder wollt’ alle Tage was Neues und ſeid
wirklich wie die Flattervöglein oder Schmetterlinge;
die ſetzen ſich auf alle Blumen und haben ſie an
einer genippt, ſo geht’s gleich wieder fort und fort.
Du weißt ja das Sprüchlein davon.
Ludwig.
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