Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861. Herbed. Deine Worte überraschen und ergreifen mich. Rede, mein Vater. Jch will dir lauschen, als seien deine Worte die heiligen Chöre der Engel, welche im Osten den Aufgang der Sonne verkünden. Mobed. Eine lange Zeit ist es, daß ich mit dir diese Höhle bewohne und ein Kindlein kaum zwei Jahre alt warst du, als ich dich auf meinen Armen hie- her trug. Jn einer herrlichen Königsstadt bist du geboren nicht von niederer Abkunft, denn -- ver- nimm es -- du bist eines Königs Sohn. Herbed. Jhr Götter! Jch eines Königs Sohn? Mobed. So ist's. Dein Vater beglückte seine Völker und seine Herrschaft war reich an Segen; allein ein Unstern wollte es, daß der böse Magier Mo- schopulos ihn vom Throne stieß. Der gute König fiel im gerechten Kampfe, seinen Thron zu behaup- ten. Moschopulos bestieg ihn; ich war deines Va- ters Freund und Rathgeber und floh mit dir auf diese Jnsel, um dich vor dem Untergange zu retten. Herbed. Deine Worte überraſchen und ergreifen mich. Rede, mein Vater. Jch will dir lauſchen, als ſeien deine Worte die heiligen Chöre der Engel, welche im Oſten den Aufgang der Sonne verkünden. Mobed. Eine lange Zeit iſt es, daß ich mit dir dieſe Höhle bewohne und ein Kindlein kaum zwei Jahre alt warſt du, als ich dich auf meinen Armen hie- her trug. Jn einer herrlichen Königsſtadt biſt du geboren nicht von niederer Abkunft, denn — ver- nimm es — du biſt eines Königs Sohn. Herbed. Jhr Götter! Jch eines Königs Sohn? Mobed. So iſt’s. Dein Vater beglückte ſeine Völker und ſeine Herrſchaft war reich an Segen; allein ein Unſtern wollte es, daß der böſe Magier Mo- ſchopulos ihn vom Throne ſtieß. Der gute König fiel im gerechten Kampfe, ſeinen Thron zu behaup- ten. Moſchopulos beſtieg ihn; ich war deines Va- ters Freund und Rathgeber und floh mit dir auf dieſe Jnſel, um dich vor dem Untergange zu retten. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0251" n="231"/> <sp who="#HERBED"> <speaker> <hi rendition="#c">Herbed.</hi> </speaker><lb/> <p>Deine Worte überraſchen und ergreifen mich.<lb/> Rede, mein Vater. Jch will dir lauſchen, als ſeien<lb/> deine Worte die heiligen Chöre der Engel, welche<lb/> im Oſten den Aufgang der Sonne verkünden.</p> </sp><lb/> <sp who="#MOB"> <speaker> <hi rendition="#c">Mobed.</hi> </speaker><lb/> <p>Eine lange Zeit iſt es, daß ich mit dir dieſe<lb/> Höhle bewohne und ein Kindlein kaum zwei Jahre<lb/> alt warſt du, als ich dich auf meinen Armen hie-<lb/> her trug. Jn einer herrlichen Königsſtadt biſt du<lb/> geboren nicht von niederer Abkunft, denn — ver-<lb/> nimm es — du biſt eines Königs Sohn.</p> </sp><lb/> <sp who="#HERBED"> <speaker> <hi rendition="#c">Herbed.</hi> </speaker><lb/> <p>Jhr Götter! <hi rendition="#g">Jch</hi> eines Königs Sohn?</p> </sp><lb/> <sp who="#MOB"> <speaker> <hi rendition="#c">Mobed.</hi> </speaker><lb/> <p>So iſt’s. Dein Vater beglückte ſeine Völker<lb/> und ſeine Herrſchaft war reich an Segen; allein<lb/> ein Unſtern wollte es, daß der böſe Magier Mo-<lb/> ſchopulos ihn vom Throne ſtieß. Der gute König<lb/> fiel im gerechten Kampfe, ſeinen Thron zu behaup-<lb/> ten. Moſchopulos beſtieg ihn; ich war deines Va-<lb/> ters Freund und Rathgeber und floh mit dir auf<lb/> dieſe Jnſel, um dich vor dem Untergange zu retten.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [231/0251]
Herbed.
Deine Worte überraſchen und ergreifen mich.
Rede, mein Vater. Jch will dir lauſchen, als ſeien
deine Worte die heiligen Chöre der Engel, welche
im Oſten den Aufgang der Sonne verkünden.
Mobed.
Eine lange Zeit iſt es, daß ich mit dir dieſe
Höhle bewohne und ein Kindlein kaum zwei Jahre
alt warſt du, als ich dich auf meinen Armen hie-
her trug. Jn einer herrlichen Königsſtadt biſt du
geboren nicht von niederer Abkunft, denn — ver-
nimm es — du biſt eines Königs Sohn.
Herbed.
Jhr Götter! Jch eines Königs Sohn?
Mobed.
So iſt’s. Dein Vater beglückte ſeine Völker
und ſeine Herrſchaft war reich an Segen; allein
ein Unſtern wollte es, daß der böſe Magier Mo-
ſchopulos ihn vom Throne ſtieß. Der gute König
fiel im gerechten Kampfe, ſeinen Thron zu behaup-
ten. Moſchopulos beſtieg ihn; ich war deines Va-
ters Freund und Rathgeber und floh mit dir auf
dieſe Jnſel, um dich vor dem Untergange zu retten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |